•Epilog•

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Meine Finger streichen über das goldene Weizen. Gleiten entgegen des Windes in Richtung Küste. Dunkle Wolken ziehen sich über der Insel zu, drehen sich herum, als würden sie immer und immer wieder einen Wirbelsturm bilden wollen. Und außerhalb dieser Region wüten desöfteren Stürme, jedoch niemals hier. Die wärme staut sich entgegen des Bildes hier. Angenehm, sodass ich selbst nun keine Jacke bei mir brauche, um nicht zu frieren.

Meine Haare werden sanft über meine Schulter gestoßen. Meine Shillouette wird vom Wind gezeichnet. Auf meine Lippen stiehlt sich ein kleines Lächeln, als ich den dunklen Haaren folge. Aus dem Haus steigt ein angenehmer Rauch. Das Feuer scheint noch immer nicht erloschen zu sein, was ein wohliges Gefühl in mir sendet. Nachdem ich meine Schule beendet habe, wollte ich aus meiner Heimatstadt raus. Mit Marienne besitze ich heute noch einen guten Kontakt, mit meinen Eltern hingegen nicht.
Mein Vater wurde gekündigt, scheinbar hatte er sich Gelder veruntreut. Er ertrank seinen Kummer in Alkohol. Meine Mutter hat sich scheiden lassen und lebt nun als Sekretärin in Washington. Ich hätte ihr mehr Unterstützung gegeben, wenn sie mich mit neunzehn nicht raus geworfen hätte.

Ich habe meine Sachen gepackt, meine Konten geplündert und bin nach England gezogen. Es war der Beste Neustart den ich für uns bekommen konnte. Das Haus, dass ich mir leisten konnte, ist noch im Stil vom Mittelalter gebaut. Gemütlich, klein und vollkommen ausreichend. Meine Arbeit befindet sich lediglich einige Meilen von ihr entfernt. Die Menschen sind Dankbar und Glücklich. Und das ist es worauf es mir ankommt.

Mir fehlt nichts in meinem Leben. Die Richtung die ich eingeschlagen habe, ist die, die mich mein Leben benennen lässt.

Erneut huscht ein Lächeln über meine Lippen, als ich nach vorne blicke. Er summt. Er summt oft. Es zeugt bei ihm von reiner Zufriedenheit, da er sonst keinen Moment still sitzen bleiben kann. Fünf Jahre. Vor fünf Jahren bekam ich die Nachricht, dassd ich Schwanger sei. Vor fünf Jahren hat mich meine Mutter raus geworfen. Seit fünf Jahren leben wir unser eigenes Leben. Fernab von schlechten Einflüssen, wie eine negative Einstellung. Fernab von allem, was uns stört. Wir machen unser Leben, zu unserem Tag und andersrum.

Lachend dreht er sich herum. Seine schwarzen Locken tanzen fröhlich auf seinem Kopf herum, während seine grauen Augen den, des Sturmes gleiten. Mein Herz beginnt bei dem Gedanken freudig zu hüpfen. „Guck mal, Mama!" Ich knie mich in das Weizen, auf Augenhöhe meines Herzens. „Was hast du da?" Frage ich leise gespannt nach und betrachte seine Hände die ganz offenbar etwas verbergen. „Ein Grashüpfer." Ich streiche ihm über seine Stirn und lasse meine Hände unter seine legen. „Glaubst du nicht, dass es ihm besser geht, wenn er frei ist?" Er schüttelt seinen Kopf. Das Lächeln noch immer präsent, während sich meine Hände ebenso um die seine schließe. Ich spüre wie er langsam locker lässt. Dann wie die kleinen des kleinen Grashüpfers auf meiner Hand aufkommt. „Das soll mein neues Haustier sein!" Bei seinem Lachen gucken ihm kleine Zähne hervor. Lächelnd ziehe ich langsam meine Hände hervor. „Und für wie lange?" Er zieht an seinem Pullover. Er tut es immer, wenn ihm bewusst sein sollte, dass es sicherlich nicht so endet, wie er es sich gerade wünscht. „Für immer." Er schaut mich aus seinen grauen Augen an. Ich könnte bei diesem Anblick dahin schmelzen. „Für immer ist eine lange Zeit." Gebe ich skeptisch gespielt von mir, bevor ich meine Hände öffne. Er blickt mit großen Augen auf das Insekt, welches noch immer in meinen Händen ist. „Nichts darf für immer sein, Thyron. Aber alles darf für immer halten." Ich lasse den kleinen Grashüpfer auf seine Hand zurück laufen. „Du solltest ihn wieder zurück bringen. Und vielleicht, treffen wir ihn Morgen wieder an der selben Stelle an. Du musst einfach nur dran glauben." Sein Lächeln reicht ihm bis zu seinen Augen, während sich das Blut langsam in seinen Wangen staut. Langsam richte ich mich wieder auf. Hauche meine Lippen auf seine Stirn und bedenke meinem Sohn einen Blick, wie er wieder zurück zu der Fundstelle läuft.

Das stetige Geräusch der Wellenklänge an der Felswand unter uns lässt mich genussvoll meine Augen schließen, während ich den sanften Windhauch um mich herum spüre.

„Nirgendwo anders, außer bei dir."

Meine Augen öffnen sich erneut, sodass ich direkt in die meines Sohnes schaue. Grinsend schlinge ich meine Arme um ihn und hebe ihn hoch. Sein Kopf schmiegt sich in meine Halsbeuge, während mein Blick über die Klippe gleitet. Das ruhigste Meer, dessen Schaum wie Tücher darin schweben.

Einer meiner schönsten Epiloge bisher <3

Thunder-fallen creaturesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt