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Durch das tiefe Donnerrollen, welches mein Zimmer erschüttert, schrecke ich auf. Mein Herz pocht schnell gegen meine Rippen, während sich der Schweiß auf meinem Gesicht abgelegt hat. Der Wind zischt zynisch an meinem Fenster vorbei, der Regen peitscht hart dagegen und lässt mich immer wieder aufzucken. Das Unwetter ist schlimmer geworden, als der anfängliche Regen und dennoch ist die Temperatur erschöpfend. Die Hitze staut sich in meinem Zimmer und lässt mich müde durch mein Gesicht fahren, bevor ich die Nässe an meinem Bettlacken abwische.

Mein Kopf pocht. Unaufhörlich, als würde jemand mit einem Hammer gegen meine Stirn schlagen. Fieberhaft versuche ich zu überlegen, was meinen trägen Zustand erklären könnte, doch es ist wohl eher das Wetter, dass auf mein Gemüt schlägt.
Ich spüre den weichen Teppich unter meinen nackten Füßen, während ich langsam aufstehe und zu meinem Fenster gehe.

Blut rauscht laut in meinen Adern, als ich die Gardinen fort und die Rollos hoch ziehe. In strömen verteilt sich der Regen auf dem Boden und versperrt mir die Sicht in die Ferne. Höchstens einige der Baumwipfel sind zu erahnen, die sich dem einschüchternden Wind ergeben und sich zerren lassen. Äste, Palmenblätter, Draußen Mobiliar, alles ist auf den Straßen verteilt und hinterlässt den Indiz auf diese Finstere Nacht, die selbst der Mond nicht beleuchten kann.

Zögernd blicke ich in den Himmel. Die Blitze toben im Sekundentakt  oberhalb der Wolken, welche sich dunkel über unseren Staat gelegt haben und noch immer die Kreisförmigen Bewegungen folgen, die sie zu einem Wirbelsturm formen. Ich wende meinen Blick wieder von dem verschmolzenen Dunklen ab und ziehe alles wieder zu, sodass mein Zimmer in der Dunkelheit untergeht und man nur noch das Grölen der Naturgewalt wahrnimmt.

„Edeline, ich habe dir ein Kleid für das Essen mit den Adams besorgt." Auffordernd blickt mich meine Mutter an, als ich mit meiner Tasche in die Küche gehe. Meine Brauen ziehen sich fragend zusammen, was sie mit einem hektischen Blick zu feststellen beginnt. „Ich habe dir gestern davon berichtet. Wir gehen am Wochenende mit den Adams aus. Sie haben uns eingeladen."

„Du hast mir das nicht gesagt." Gebe ich zerknirscht leise von mir. Die Kopfschmerzen sind noch immer so präsent, dass ich mich beinahe von ihrer Unterstellung angegriffen fühle. „Edeline nun stell dich nicht so dumm an. Trink ein Kaffee damit du wieder zur Besinnung kommst, ich habe keine Zeit dir das alles noch Mal zu erklären, nur weil du nicht zugehört hast." Fassungslos unterdrücke ich ein Schnauben und spüre den frostigen Windzug, als sie an mir vorbei hetzt. Sie hinterlässt den Duft von erhitzten Kiefernnadeln, die mich ihr fragend hinterher schauen lässt.

Nur habe ich nicht lange Zeit weiter darüber nach zu denken, als ich die Uhr streife und ebenso das Haus verlasse.

Meine schritte halten inne, als ich nicht mal den Wind spüre. Es ist vollkommen Still. Man hört keine Autos, keine Menschen, keine Tiere. Und sonst singen die Vögel Morgens ihre Lieder, während die Autos laut über die Straße fahren und die Bewohner ihre letzten Morgendlichen Diskussionen mit ihren Liebsten führen, bevor sich ihre Wege trennen. Ich spüre wie das Unbehagen in mir aufsteigt und dennoch gehe ich Zielstrebig auf das Auto zu, um mich dort nieder zu lassen und den Weg zu Marienne einzubiegen, um sie abzuholen.

Das quietschen der Reifen pocht in meinen Ohren, lässt das Blut in meinen Adern gefrieren und die Angst in mir steigern.

Erschrocken zucke ich zusammen, als Marienne vor meinem Gesicht schnipst und sich amüsiert ihre Locke aus dem Gesicht streicht. "Du bist heute irgendwie nicht ganz bei der Sache." Sie verzieht weiter ihr Gesicht, während ich versuche meine Umgebung zu lokalisieren. Und letztendlich sind wir in der Mensa. "Tut mir leid, ich hatte einfach... Lebhaft geträumt." Bei jedem Geräusch schrecke ich zusammen, während sich Stücke meiner Erinnerungen zusammen fügen. Es ist als hätte ich den Traum vergessen, so sehr, obwohl sich mein Unterbewusstsein daran klammert. Die Fetzten mit denen ich gefüttert werde, fühlen sich so real an. So unglaublich tief verankert, dass sich ein Schauder in mir loslöst.

Thunder-fallen creaturesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt