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Das feuchte Tau liegt dicht unter meinem Körper. Es erweicht meine Kleidung, erfrischt meine erhitzte Haut. Die Gedanken kreisen voller Schreie in meinem Kopf und doch ist es Ruhig. Paradox, beinahe als sei es unreal. Blinzelnd beginne ich die unscharfen Konturen nachzuziehen, ich blicke in den dunklen Himmel, der sich über mir aufreißt. Der jede Baumkrone zu verschlingen versucht. Kleine Lichter funkeln vor meinen Augen, tanzen in der leisen Aura der Stimme des Waldes. Erst nun gelangt die Kälte bis unter meine Kleidung, lässt mich meine Arme um mich wickeln und langsam auf die Seite rollen. Frische Erde klammert sich an meine Haut, als ich mich aufrichte und hilfesuchend an einen Baum lehne. Meine Gedanken sind verstummt. Die Ruhe ist erbitterlich düster geworden, denn nur langsam dringen immer mehr Geräusche zu mir durch.
Meine Augen ziehen sich zu schlitzen, lassen mein taubes Herz schlagen spüren, während ich der zischenden Klinge lausche, die durch die Luft gleitet. Gefolgt von einem Laut des Schmerzes. Meine Schritte werden schneller, meine Atmung flacher, je näher ich der Lichtung komme und den dunklen Kreis darum erkenne.


Das Metall des Schwertes schneidet durch die Luft und hinterlässt den zerschnittenen Wind, in der es keinen Sauerstoff zu geben scheint. Er erwischt jedes Wesen mit seiner Klinge und doch werden es immer mehr, die ihn zu übergehen versuchen. Meine Augen reißen sich auf, als sich eine dunkle Gestalt aus den Baumkronen stürzt und den kämpfenden Engel angreift.

„Thunder!"

Seine grauen Augen legen sich auf mir nieder, als sich eine Fessel um meinen Fuß schlingt, die mich in den Erdboden zieht. Der Geruch des Sommersturmes liegt noch immer in meiner Nase, der Wind des Gewitters in meinen Haaren hinterlässt die schützende Wärme. Mein Körper fühlt sich Tonnenschwer an, je tiefer ich falle, je mehr sich das Loch über mir schließt und mich in eine tiefe Verdammnis zieht.

Schreiend schrecke ich auf, spüre den Schweiß an meinem Körper kleben, die Haare in meinem Gesicht, die Kleidung auf meiner Haut.

Durch eine Kruste an meinen Lidern kann ich das sterile Zimmer erkennen, dass mich erwartet hat. So kalt und herzlos eingerichtet, dass mich bereits nun der Zog heraus ziehen möchte.

Ich bin alleine in dem Raum, sehe nur das Lichtspiel unter der Tür, wenn Besucher oder Ärzte daran vorbei gehen müssten. Denn unverkennbar, ich bin in einem Krankenhaus. Und das ist wirklich mehr als ausreichend, um mir meine Situation zu erklären, auch wenn mein Verstand noch weiter gegen mich arbeitet. Mein Blick zuckt zu meiner Seite, an der ich zuvor noch das Blut kleben hatte. Nur meine Kleidung scheint sich mit der Krankenhaus Kleidung getauscht zu haben, wodurch ich dieses nicht mehr sehe. Ebenso ist es an meinen Händen verschwunden. Mit zitternden Fingern greife ich nach meiner Kleidung, die auf dem Stuhl niedergelegt wurde.

Der Schwindel überrascht mich, doch ich muss von hier fort. Ich muss aus diesem Zimmer, aus diesem Gebäude raus. Brauche frische Luft um zu atmen. Um zu leben. Um endlich den Traum von der Realität zu unterscheiden.

Die Tür wird mit einem Schwung geöffnet, wodurch mich blaue Augen zu durchbohren beginnen.


„Wo willst du hin?" Die Stimme meines Vaters bohrt sich tief in mein Gedächtnis ein. Er ist sauer. So viel wütender, als die ganzen anderen Male, die ich ihn wütend gemacht habe. „Raus." Die Kraft aus meinen Stimmenbändern verzieht sich, sobald er einen Schritt auf mich zu macht und mir die Kleidung entreißt. Immer wieder muss ich daran denken, dass er wohl ebenso mehr weiß, als mir lieb ist. Das er Bilder von meinem Unfall auf seinem Laptop besitzt. Aber scheinbar konnte er das all die Zeit ziemlich gut ignorieren, dass ich dabei hätte sterben können.

„Edeline, leg dich zurück in das Bett. Wir reden, wenn wir Zuhause sind." Vehement beginne ich meinen Kopf zu schütteln. Das Blau in seinen Augen wird noch ein Ton dunkler.

Thunder-fallen creaturesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt