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Der Älteste hielt sein Wort mir gegenüber. Bereits nachdem mein Schock abebbte überreichte er mir ein Tee, welcher mich zugegebenermaßen wegtreten ließ. Ich habe selbst meine Musekeln nicht mehr gespürt und lag lediglich für mehrere Stunden, die sich wie Tage angefühlt haben, auf der Couch. Ich weiß nicht was mir dies gebracht hat, allerdings hatte er somit für eine Zeit seine Ruhe. Selbst drei Tage danach habe ich noch immer den bitteren Nachgeschmack in meinem Mund gehabt und geschworen nie wieder etwas anzunehmen, was er mir gibt. Da ich allerdings noch immer so erschöpft von der Mischung in dem Tee war, konnte ich die Tage nur schlafen und essen. In miesen Halbschlaf-Phasen konnte ich die Nachrichten in meine harmlosen Träume einfließen lassen. Es wirkte danach umso verzerrter sobald ich wieder wach war. In den noch schlimmeren Phasen schrie ich die Nächte über, weil ich immer wieder Thunders Tod geträumt hatte.

Das er noch nicht Tod ist, können wir lediglich durch die Nachrichten verfolgen. Scheinbar durchklingen sie gerade Asien, wo einige Dorfbewohner von ungewöhnlichen Ereignissen geredet hatten. Sie halten es für Geister der Heiligen Art. Damit hätten sie bereits einen Teil von Asien geweiht und das innerhalb von drei Tagen. Mein Vater macht dort wesentlich größere Schritte. Die Fahndung nach mir wurde ausgebreitet, die Dämonen nehmen in einer Vielfalt zu die erschreckend ist und immer mehr Kinder werden vermisst. Wie diese dort hinein passen ist mir noch unschlüssig, allerdings wird es irgendeine ebenso unmoralische Lösung dafür geben.

„Wenn das alles vorbei ist und ihr mich dazu bringt alles zu vergessen, stehen mir Veränderungen in meinem Leben zu?" Sein Auge beginnt zu zucken. Er öffnet es ganz. „Was sollen das für Änderungen sein?" Vielleicht war es doch zu frech ihn danach zu fragen. Hastig winke ich ab und schließe erneut meine Augen. Ich versuche mich weiter auf die Waldklänge zu konzentrieren. Es soll mir dabei helfen, wenn ich erneut Träume, mich auf meine wahre Umgebung zu konzentrieren. Auf juckende und kitzelnde Ameisen. „Edeline." Seufzend, beinahe genervt, spüre ich noch immer seinen Blick auf mir liegen. „Es-"

„Edeline nun sag schon, was für Änderungen erwartest du?"

„Meinen Vater." Ich mache eine Pause, ehe meine Schultern nach vorne schauen. „Wenn wirklich alles klappt, so wie er es sich vorstellt, dann wird auch mein Vater wieder der Alte werden. Oder zumindest wieder die Person, die ich kannte." Er wirkt verwirrt, scheint sich aber langsam ein Verständnis anzusammeln. „Du möchtest nicht in dein altes Leben?" Beinahe geht die Frage in dieser bereits treffenden Aussage unter und doch schüttle ich meinen Kopf. „Und deine Freundin? Deine Mutter?"

„Ich werde sie vermissen, aber ich... ich kann mir nicht vorstellen irgendwie wieder in dieses Leben zurück zu gehen. Und das ich davon nichts weiß, ist beinahe unerträglich." Aufmunternd legt sich ein Lächeln auf seine Lippen. Meine tun es ihm nach. „Wir sind nicht in der Lage dir Geld zu schenken, damit du neu anfangen kannst-"

„Nein, nein, das fordere ich auch nicht. Cassandra soll mir einfach nur Impulse dafür geben, dass ich nicht an dem richtigen Ort bin." Erneut schließen sich seine Augen, während ich ihn abwartend mustere. „Ich-" Ich verstumme. Nun etwas zu sagen, ergibt kein Sinn. Letztendlich weiß ich noch immer nicht was die Stärken der Engel sind, außer die Dämonen zu bekämpfen. Vielleicht ist dies aber auch schon bereits das aller mächtigste. Jedoch wird mir dadurch mein Wunsch nicht erfüllt.

Seufzend lehne ich mich an den Baumstamm hinter mir und betrachte die Sonnenstrahlen, die friedlich durch die Baumkronen fallen. Seit dem Thunder und Cassy fort sind, hat der Älteste wieder seine Normale Gestalt angenommen. Scheinbar war dies der Test-Boden, an dem sie die Kräfte des Heiligen testen wollten. Es scheint zumindest geklappt zu haben.

Auch wenn der Gedanke noch immer schmerzt.

„Gibt es eine andere Möglichkeit?"

Erneut öffnet sich ein Auge, mit welchem er mich zu taxieren beginnt. Ich nerve. Schon klar. Aber ich brauche Antworten. Mein Kopf ist ein einziges Fragezeichen. „Ich kann ihn nicht sterben lassen." Füge ich rasch und mit schnellen Worten hinzu.
„Edeline das hatten wir schon einmal." Um genau zu sein jeden Tag. „Es muss eine andere Möglichkeit geben. Ihr seid die Ältesten. Ihr könnt ihn verschonen." Erneut schüttelt er seinen Kopf, bevor er aufsteht und sich den Dreck von seinem Gewand klopft. „Nein! Bitte gehen Sie nicht schon wieder!"

Thunder-fallen creaturesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt