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Die restliche Fahrt über trat ein zerreißendes Schweigen zwischen uns, dass ich mit meinen Gedanken zu übertönen versuchte. Doch es funktionierte nicht. Jedes Mal muss ich mir eingestehen, dass ich wohl Mitleid mit ihm habe oder das er für einen Engel viel zu gut aussieht. Oder eben gerade deswegen. Ich habe mir auch die Fragen verboten, wohin wir fahren. Scheinbar wollte er mich dementsprechend auch nicht aufklären, sodass ich es einfach über mich ergehen lassen habe.

Letztendlich hielt er vor einem Hochhaus an, in mitten der Hauptstadt Montgomery. Das erklärt auch die Einstündige Fahrt. Noch immer frage ich nicht was wir hier wollen, auch, wenn sie langsam zu penetrant auf meiner Zunge wird.

„Was ist hier passiert?" Hake ich beunruhigt nach, als ich die Sturzbäche sehe, die, die Straße hinunter fließen. „Es fing letzte Nacht an zu regnen und seit dem sind die Schächte verstopft." Fassungslos schüttle ich meinen Kopf. Die Regionen sind von Naturereignissen überschüttet. „Aber es sieht so aus, als würde das Wasser mehr werden, ohne das es regnet." Ich schlage die Tür hinter mir zu und bemerke wie der Fluss an meinen Fußsohlen zu reißen beginnt. Der Druck ist stark sich mit reißen zu lassen und auf der Straße elendig zu landen. „Das ist es eben." Ich zucke zusammen, als Thunder neben mir steht und sein Atem meine Stirn streift. „Was?" Krächzend lege ich meinen Kopf in den Nacken und betrachte das Zucken seines Mundwinkels. „Bei dir Zuhause war es eine Zeit lang unglaublich heiß, irgendwann nur noch bewölkt, dann dazu ein kalter Wind. Aber die Temperaturen haben sich nie verändert. Du besitzt anderes Blut, du kommst damit besser zurecht, als andere, weswegen du bei den kalten Temperaturen auch nicht zu frieren beginnst. Und hier regnet es, ohne das man es bemerkt. Es scheint als würde es aus dem Boden kommen und nicht vom Himmel."

Ich kann nur meinen Blick von ihm lösen und durch die Stadt schauen. Es ist beängstigend, dass die Ereignisse sich so überschlagen. Und das auf der ganzen Welt, wie Hannes mir berichtet hat. „Komm." Überrascht spüre ich die wärme von seiner Hand auf meinem Rücken, die mich langsam in das Gebäude führt.

Es ist Modern eingerichtet. In dem vorderem Teil, bei den Fenstern, stehen Couches und Sessel. Ein langer schwarzer Teppich führt zur Rezeption, wohinter zwei Frauen sitzen. Sonst ist es wie ausgestorben. „Du wohnst hier?" Hake ich misstrauisch nach, doch ich kann mir vorstellen, dass es ebenso einen haken gibt, wie bei dem Autofahren. „Nicht ganz. Ich habe weitere Engel gesucht, die hier her geschickt worden sind. Bisher jedoch nur einen gefunden und er lebt hier." Zögerlich deute ich ein nicken an und steige in den Fahrstuhl, dessen Türen sich hinter uns schließen.

Er zieht eine Karte durch den kleinen Schlitz und drückt dann auf die Etage. „Thunder," ich breche ab und beiße auf meine Lippe, bevor ich versuche weiter zu reden. Seine grauen Augen verglühen auf meiner Haut. „Ich glaube mein Vater weiß irgendwie mehr, als das er zugibt." Die Türen springen auf, doch er verharrt weiter in seiner Position. Mit einem glühendem Ausdruck überwindet er die Lücke zwischen uns. Ich presse mich gegen die kühle Wand des Fahrstuhles, während sich meine Finger um den metallischen Handlauf schlingen. Das Blut weicht aus meinen Knöcheln, selbst aus meinen Beinen, welche wackelnd versuchen mich zu tragen.
„Was soll er wissen?" Erneut. Er ist aufgebracht und er schafft es kaum seine drängende Neugier über diese Nachrichten zu vertuschen. Seine Adern zieren sich auf seinen Armen, die mich weiter einkesseln und mir die Luft zum Atmen nehmen.

„Edeline." Ich zucke zusammen, bemerke erst nun, dass ich nicht geantwortet habe. Mein Mund ist trocken, jedes Wort das sich auf meine Zunge legt, stirbt aus.

Umso erleichterter bin ich, als die sich schließenden Türen aufgehalten werden und eine amüsierte Lache zwischen uns fährt. „Ich habe ein Gästezimmer, falls ihr die Nähe des anderen wollt." Verwirrt ziehen sich meine Brauen zusammen, als die bekannte Stimme zu mir durch dringt. Selbst Thunder wendet sich deutlich genervt von mir ab und widmet sich seinem Gastgeber zu.

Thunder-fallen creaturesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt