Sprich nicht mit der Tulpa

212 11 0
                                    

Mein Name ist Thomas, ich bin 16 Jahre alt und habe einen Fehler gemacht. Vor vier Wochen erfuhr ich, was eine Tulpa ist. Für alle, die nicht wissen, was es ist, es ist eine Gedankengestalt, die durch reine Willenskraft entstehen l. Es kann jede Form annehmen, hat aber meistens deine unterbewussten Charakterzüge.

Ich habe versucht sie zu erschaffen. Dazu muss man mit ihr Gespräche führen. Ich wollte sie erschaffen, weil ich wissen wollte, ob die Geschichten wahr sind. Ich war neugierig, zu neugierig.

Ich stellte sie mir vor, dass sie so aussehen würde, wie ich. Ich stand die ersten Tage vor meinem Zimmerspiegel und sprach mit mir selbst. Das sollte mir helfen, mir in den nächsten Tagen mir mich immer besser vorstellen zu können. Natürlich wusste ich am Anfang nicht, welche Folgen es für mich haben würde.

Am dritten Tag konnte ich sie mir schon für ein paar Sekunden vorstellen, ohne in den Spiegel zu schauen. Es war unheimlich, aber ich ließ mich nicht von meinem Ziel abbringen. Als die Woche vorbei war, sprach ich schon die ersten Wörter mit ihr, doch sie antwortete mir nicht, sie war ausdruckslos und hatte eine gruselige Leere in den Augen.

Die zweite Woche waren die schlimmsten Tage meines Lebens. Ich wurde gequält von schrecklichen Albträumen, an manchen Tagen blieb ich vor Angst einfach wach. Ich wollte aufhören, doch etwas tief in mir sagte mir, dass ich weiter machen musste.

Mit meiner Tulpa hatte ich immer tiefere Gespräche über mein Leben und ich erinnerte mich an Sachen, die ich eigentlich schon längst verdrängt hatte. Manchmal kam es mir so vor, als ob die Tulpa mehr über mich wusste als ich über sie.

Nach insgesamt 17 Tagen hatte ich es geschafft, mir die Tulpa für ungefähr 10 Minuten vorstellen zu können. Sie bekam immer mehr Gesichtszüge und schien jetzt Emotionen zu zeigen. Doch eine Sache war komisch, sie wurde immer mehr zu einer eigenständigen Person. Doch natürlich war sie mir immer noch sehr ähnlich.

Eines Tages setzte ich mich vor den Fernseher und begann einen Film anzuschauen. Ich war durstig doch wollte den Film zu Ende schauen. Auf einmal stand ich in meiner Küche mit einem Glas Wasser in der Hand. Ich erinnerte mich überhaupt nicht, dass ich in die Küche gegangen war. Ich merkte, dass es die Tulpa war und das sie jetzt eine gewisse Kontrolle über mich hatte. Der Film war zu Ende als ich im Wohnzimmer stand. Sie hatte eine Stunde lang die Macht über mich, ich wollte gar nicht wissen was ich in der Zeit angestelt hatte. Plötzlich merkte ich, dass ich einen Fehler begangen hatte. Ich wollte einfach nur noch die Tulpa vergessen.

Ich beschloss, immer nach einem Albtraum das Geträumte aufzuschreiben. Ich tat das, weil ich ich selbst bleiben wollte und ich dachte, dass ich dadurch verhindern würde, dass sich meine Persönlichkeit spaltet.

Nach drei Wochen hörte zwar meine Tulpa auf mich zu kontrollieren, doch sie versuchte in der Nacht immer mit mir zu sprechen. Ich antwortete ihr nicht.

Manchmal sehe ich sie, wie sie mich mit einem hassvollem Blick anstarrte. Ich habe Angst mein ganzes Leben mit ihr weiterleben zu müssen.

Creepypastas Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt