Sind sie bereit?

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Es ist der Kopfschmerz, der ihn wieder zu Bewusstsein bringt. Sein Schädel ist angefüllt mit einem dumpfen, hämmernden Dröhnen, in das sich ein gellendes Stechen mischt, als hätte er zu schnell die größte Eisbombe der Welt gegessen. Selbst der schlimmste Kater, den er je hatte, macht sich gegen das Gefühl in seinem Kopf wie ein leichter Schwindel aus. Während sich der Nebel, der seinen Verstand einhüllt, langsam lichtet, ertönt hinter ihm eine Stimme.

„Sind sie bereit?"

Als er sich umwenden will, um nach der Quelle der Stimme zu sehen, bemerkt er, dass er festsitzt. Sein Körper scheint an einer Art Stuhl gefesselt zu sein. Er öffnet die Augen und sieht... nichts. Finsternis umgibt ihn. Er versucht sich aus der Umklammerung seiner Fesseln zu lösen, aber sein Körper bewegt sich keinen Zentimeter.

„Sind sie bereit?"

Er zuckt zusammen, als die Stimme plötzlich vor ihm ertönt. Wie konnte sie so schnell ihren Platz wechseln? Warum hat er keine Schritte gehört? Was passiert hier? Er horcht in die Dunkelheit, aber ihm ist, als schwebe er in einem weiten, leeren Raum.

„Sind sie bereit?"

LICHT! Er kneift die Lider zusammen, als Helligkeit in seine Augen sengt, aber selbst dann dringt ein hellgelber Glast hindurch. Irisierende Punkte tanzen auf seiner Netzhaut, als das Licht wieder erlischt. Der Kopfschmerz fällt mit unverminderter Bösartigkeit wieder über ihn her. Er gibt einen langen, gequälten Ton von sich.

„Sind sie bereit?"

Diesmal ist es lediglich ein dunkles Rot, welches durch seine Augenlider schimmert. Misstrauisch öffnet er sie vorsichtig. Langsam erkennt er eine Lampe auf einem Tisch, hinter dem er schemenhaft eine menschliche Gestalt wahrnimmt. Der Umriss des Kopfes wirkt merkwürdig. Es gelingt ihm, selbst Worte zu formen: „We... Wo bin ich? Wer sind sie? Wie komme ich hierher?" Erneute Finsternis ist die einzige Antwort, die er erhält.

„Sind sie bereit?"

Ein Schrei entfährt seiner Kehle, als das Licht wieder aufflammt und eine grauenhafte, totenbleiche Fratze unmittelbar vor seinem Gesicht enthüllt. Er presst sich tiefer in den Sitz hinein. Dann erlischt die Lampe wieder und verbirgt das Ungeheuer seinen Blicken.

„Sind sie bereit?"

Warum wacht er nicht aus diesem Albtraum auf? Das alles kann nicht real sein. Es DARF nicht real sein. Aber der rasende Schmerz in seinen Augen ist kein Traum. Und die Stimme ist nicht die eines Monsters. Sie klingt im Gegenteil irgendwie... geschäftsmäßig. Wieder wird es hell, doch diesmal wird er nicht geblendet. Der Raum ist gleichmäßig von Licht erfüllt. Drei Meter vor ihm steht ein Tisch, auf dem ein merkwürdiges helles Bündel liegt. Auf dem Stuhl dahinter sitzt ein Mann in einem weißen Overall.

„Guten Abend, Herr Kantor! Ich begrüße Sie in meinen bescheidenen Räumlichkeiten. Zu Ihrem Unglück kann ich Ihnen keine bequemere Sitzgelegenheit anbieten. Nein, das trifft es nicht. Zu Ihrem Unglück will ich Ihnen keine bequemere Sitzgelegenheit anbieten. Und..."

Der Mann nimmt das Bündel vom Tisch und hält es hoch.

„...bitte verzeihen Sie mir den kleinen Scherz mit der Halloween-Maske. Ich konnte einfach nicht widerstehen."

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