The Scar Queen

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The Scar Prince ●

Ach, deine Ästhetik ist wahrlich atemberaubend, da fallen einem keine Worte mehr zu ein. Wie würde es dir gefallen, mit mir zusammen zu verschwinden, weit weg, sich irgendwo niederzulassen und das Leben schweifen lassen, wie wir es nie zuvor getan haben? Nicht in den Urlaub zu fahren, nein, dies wäre zu sehr von einer Frist belastet, die uns all die Zeit über das Gefühl gibt, bald in den grauen Alltag zurückzukehren, in den Streit, den wir schon viel zu oft einander als elende Form von Leid zugefügt haben. Stell es dir doch vor, mein Engel! Alle Träume werden erfüllt sein, wir werden traumlos schweben, in einer Ewigkeit! Stimme mir zu bitte, du musst es tun!"

Bitte... das können wir nicht einfach tun, wir können das alles nicht zurücklassen", wieder dieser Blick, als würde sie befürchten, dass ich in Kürze in Rage verfalle. Bin ich so angsteinflößend? Keinesfalls, es ist doch nur Liebe. Reagieren tatsächlich so viele Personen derart panisch, wenn es sich um Liebe handelt? Ist sie so furchterregend?

Was soll das denn heißen? Darum geht es doch bei dem Gedanken – Alles zurücklassen, dass uns niemand etwas kann! Sie werden uns suchen, doch niemals finden, weil wir beide miteinander ein neues, ein besseres Leben beginnen werden!"

Oh, dieser Blick ist widerwärtig. Ich hasse es, wenn sie das tut, ich habe es schon bei all den Personen vor ihr gehasst. Was sie jetzt wohl antwortet? Bestimmt wird sie mir irgendwelche Vorwürfe machen, wo doch meine Feinfühligkeit geblieben sei. Es könnte weit schlimmer aussehen.

... wie wäre es, wenn wir uns mal eine Pause gönnen und ein wenig Abstand nehmen?" - Das wagt sie nicht.

Wiederhole dies." - Erstaunlich, wie schnell das Feuer aus manch einem Gedankenfluss entschwinden kann, der soeben noch in lodernder Hitze einen Knoten um uns schuf. Aufgelockert, als würde dieser sich sofort lösen, nur, dass eine Flamme auf eine Person überspringt, die fortan mit Verbrennungen leben muss.

Nun, einfach wegfahren, mal an die See, an einen schönen Strand, und uns ein wenig Ruhe verschaffen von all dem Stress, der dir die Nerven zu rauben scheint", schlägt sie mir mit einer herzhaft warmen Stimme vor, die mir schon damals jegliche Vernunft raubte. Ich lächle ausdruckslos: „Gerne, mein Engel."

Du wirkst so nachdenklich", flüstert sie mir während der Fahrt zu; ich halte kaum den Lenker fest und starre vielmehr auf den Himmel anstatt auf die Straße. Schon einige Male musste sie mich darauf hinweisen, dass wir von der Straße abkommen, es ist beeindruckend, dass sie so ruhig bleibt. Beeindruckend... vielleicht hat sie es nur deswegen so lange mit mir ausgehalten. Vielleicht geht sie davon aus, ich wäre ein Irrer, könnte mich nicht unter Kontrolle behalten? Sie will mich verspotten, all die Zeit über.

Schließlich kann ich mich noch fangen, packe das Lenkrad und fahre unbehelligt weiter. Besorgt erklingen diese weiblichen Töne: „Hey... bist du mit den Gedanken wieder bei der Klinik?"- Ach, die Klinik, als wäre sie jemals von Relevanz gewesen. Wie naiv sie doch manchmal ist, beinahe liebreizend.

Nein, es ist alles in bester Ordnung. Der Urlaub, das ist eine hervorragende Idee. Sag, wie lange ist es bereits her, dass wir zusammen weggefahren sind?" - Als ob ich das nicht wüsste, doch nun wird sie erst einmal wieder reden und mich mit meinen Gedanken in Ruhe lassen. Vor zwei Jahren, genau genommen dann, als wir uns soeben erst kennengelernt haben, waren wir über ein Wochenende unterwegs, sind mal durch das ganze Land gefahren. Nichts, das einer Erwähnung wert wäre, von daher lohnt es sich nicht einmal, vor sich hin zu faseln, wie schön es doch ist, „mal wieder" wegzufahren. Naives Stück. Freizeit gilt es zu genießen, man muss auch mal in sich kehren, ungeachtet der Prämissen, die einen immerzu im Alltag belasten.

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