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Es war nicht diese Art von Aufregung, die ich verspürte, wenn ich daran dachte, dass ich heute Nachmittag alleine mit Lukas im Park sein würde. Es war auch nicht diese Art von Aufregung, die in mir aufkam, wenn mir bewusst wurde, dass ich bestimmt gar kein Gesprächsthema finden würde und Lukas mich für total seltsam halten würde. Nein, ganz im Gegenteil.
Es war diese angenehme Art von Aufregung, die etwas mit Vorfreude zutun hatte und Glücksgefühle in mir auslöste. Es war nämlich genau diese Art von Aufregung, die ich verspürte, wenn ich in die unendlich schönen Augen von der Person sah, dessen Namen meine Lehrerin soeben ausgesprochen hatte. Mika. Sie war nun also meine Partnerin. Irgendetwas an dieser Tatsache ließ mich glücklich werden, denn ich hoffte darauf, sie nun etwas besser kennenzulernen.

Die hellen Sonnenstrahlen schienen durch die Fenster und erwärmten den Raum.
Lächelnd drehte ich meinen Kopf zu Mika, die mich ebenfalls ansah und mir kurz zuzwinkerte. Sie schien auch zufrieden zu sein, mit ihrer Dialogpartnerin.
Sie hatte wirklich wunderschöne Augen. Für eine Sekunde, die sich anfühlte wie eine Ewigkeit versank ich in dem Blauton und räusperte mich beschämt, als ich merkte, dass ich ihr möglicherweise zu tief in die Augen geschaut hatte.
Sie sah mich nur lächelnd an und wendete ihren Blick kurze Zeit später wieder von mir ab.

Irgendwann ertönte die Schulklingel und alle Schüler verließen den Raum, so schnell sie konnten, so als ob sie ihre neugewonnene Freiheit keine Sekunde länger hätten abwarten können.
Auch Thara hatte den Raum fluchtartig verlassen, nachdem sie mich zur Verabschiedung kurz umarmte, ihre Schulsachen zusammenpackte und sich ihre Jacke schnappte. Ich konnte es ihr nicht verübeln, schließlich waren wir lange genug in der Schule.

Nun waren außer mir nur noch Lukas, Mika und zwei weitere Schüler im Raum.
Ich spürte, wie mein Herz schneller zu schlagen begann und ließ mir, anders als die anderen, besonders viel Zeit.
Meine Aufregung stieg, als ich mich prüfend im Raum umschauen wollte und dabei genau in die braunen Augen von Lukas blickte. Er war mir unbemerkt näher gekommen und stand jetzt direkt vor meinem Tisch, wo ich noch dabei war, meine Blöcke in meinem Rucksack zu verstauen.
"Du lässt dir aber ganz schön viel Zeit..." sagte er schüchtern und kratzte sich kurz darauf am Hinterkopf. Wahrscheinlich merkte er meine Aufregung und vermutete, dass ich mir wegen unserer Verabredung so viel Zeit ließ. Leider hatte er sogar recht damit, wie ich resigniert feststellen musste.
"Wenn du heute lieber nicht mit mir in den Park willst, ist das in Ordnung." seine Stimme klang zwar gut gelaunt wie eh und je, aber an seinem verletzten Gesichtsausdruck konnte ich feststellen, dass er enttäuscht wäre, wenn ich absagen würde.
"Ach Quatsch, wie kommst du denn darauf? Ich freue mich auf unsere Verabredung." log ich ihn an und mied dabei seinen Blick, damit er keinen Verdacht schöpfte.
"Okay, na dann bis später!" sagte er lächelnd und sah plötzlich total erleichtert aus.
"Ich geh schon mal vor, meine Jungs warten draußen. Wir wollten noch eine rauchen... Also wir sehen uns in einer Stunde im Park, ja? Ich bring was zu essen mit!"
Mit diesen Worten verließ er den Klassenraum und sofort meldete sich mein schlechtes Gewissen. Lukas war so ein netter und lässiger Typ und eigentlich war ich mir gestern auch noch sicher gewesen, dass ich mich wirklich auf unsere Verabredung freute, aber heute war ich mir dabei plötzlich nicht mehr so sicher.
Ich konnte mir nicht erklären, woran es lag, dass meine ganze Vorfreude einfach verschwunden war. So sehr ich es auch versuchte und krampfhaft darüber nachdachte, was die Ursache für meine unguten Gefühle war, es wurde mir nicht klarer.
Mittlerweile hatten alle den Raum endgültig verlassen, bis auf eine Person. Sie hatte ihre Sachen allerdings schon längst eingepackt und stand neben der Tür, als wollte sie gleich gehen, aber wartete noch auf etwas... oder jemanden. Sie lehnte lässig an der Wand, die Beine verschränkt und den Blick auf ihr Smartphone gerichtet.
Sie schien mich gar nicht zu beachten, doch ich wurde das Gefühl nicht los, dass sie nur wegen mir noch hier war. Warum sonst sollte sie nach Schulschluss in einem leeren Klassenraum rumstehen, in dem niemand mehr war außer mir.
Ich räusperte mich und sprach sie einfach darauf an:
"Mika, warum bist du noch hier?Wartest du auf mich?"
Sie hob ihren Kopf, ließ ihr Smartphone in ihre Jackentasche rutschen und fixierte mich mit ihren blauen Augen.
"Ja."
War das alles was sie zu sagen hatte? Etwas verwirrt ging ich ihr entgegen, bis ich direkt vor ihr stand. Ein angenehmes Gefühl breitete sich in mir aus. Ihre Nähe tat mir irgendwie gut.

"Tut mir leid, falls du zusammen mit mir Bahn fahren wolltest. Ich bin -" weiter kam ich nicht, denn sie unterbrach mich mitten im Satz.
"-mit Lukas verabredet. Ich weiß, das habe ich eben mitbekommen." Sie senkte ihren Blick und wirkte irgendwie niedergeschlagen, doch ich konnte mir nicht erklären wieso und sprach sie deshalb nicht darauf an. Wahrscheinlich irrte ich mich sowieso bloß.
"Okay, warum wartest du dann?"
"Ich wollte bloß noch mit dir wegen dem Englischdialog sprechen. Vielleicht sollten wir uns mal an einem Nachmittag treffen, damit wir den zusammen ausarbeiten können."
"Oh, ja klar. Sorry, das hatte ich irgendwie total vergessen." antwortete ich beschämt, weil mir auffiel, dass ich durch das bevorstehende Date mit Lukas den Dialog einfach vergessen hatte.
"Also ich geb dir schnell meine Nummer, dann können wir uns nochmal austauschen und festlegen, wann und wo wir uns treffen."
Ich kramte mein Smartphone aus meinem Rucksack hervor und sagte Mika meine Nummer an. Nachdem sie meinen Namen eingespeichert hatte, gab sie mir auch Ihre Nummer.
Währenddessen schenkte sie mir nun die ganze Zeit wieder ihr umwerfendes Lächeln und ich spürte, wie glücklich es mich machte, sie lächeln zu sehen.

"Okay, dann bis morgen. Und... viel Spaß mit Lukas."
murmelte sie in mein Ohr, als wir uns zur Verabschiedung umarmten.
"Danke" sagte ich schlicht und musste feststellen, dass ihr Lächeln nun nicht mehr so ehrlich wirkte, wie zuvor.
Beinahe schien es so, als würde sie die Erwähnung von meiner Verabredung traurig machen. Gönnte sie mir das etwa nicht?

Nein, das glaube ich nicht... So ist Mika nicht

Die Sonne hatte ihren Höhepunkt  schon längst erreicht und versteckte sich jetzt hinter einigen weißen Wölkchen.
Ein angenehmer Windzug fuhr mir durch die Haare und ich beobachtete, wie ein paar Spatzen vereinzelte Krümel vom Boden aufpickten. Der Park war menschenleer, bis auf eine Mutter die mit ihren Beiden Kindern spazieren ging. Ich war die einzige Person, die auf einer der Bänke am See saß und da Lukas noch nicht da war, hatte ich meine Hausaufgaben schon erledigt, während ich auf ihn wartete. Doch er würde wahrscheinlich bald kommen, wenn er sich nicht verspätete.
Seufzend klappte ich meinen Mathehefter zu und schloss meine Augen um die erneut aufkommende Aufregung zu verdrängen.
Meine Gedanken überschlugen sich und ich war kurz davor einfach abzuhauen, bevor Lukas hier auftauchen konnte.
Es stellten sich mir so viele Fragen, die ich mir nicht selbst beantworten konnte.
Wieso hatte ich gestern die Verabredung noch für eine gute Idee gehalten?
Wieso hatte ich mich nicht getraut ihm heute abzusagen?
Wieso wollte ich diese Verabredung jetzt überhaupt plötzlich nicht mehr?
Und die letzte, brennendste Frage:
WAS MACHTEN MIKAS BLAUE AUGEN STÄNDIG IN MEINEM KOPF?

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Sorry, dass dieses Kapitel schon wieder so kurz geraten ist 😟
Ich bemühe mich, dass das nächste etwas länger wird ... Bin im allgemeinen auch nicht so zufrieden damit...

Since our fate has decided (girlxgirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt