dreiundzwanzig

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Der Morgen küsste die Nacht mit einer solchen Leidenschaft, als wollte er sich bei ihr unvergesslich machen.
Graue Nebelschwaden, machten langsam Platz für den morgenblassen Himmel, der sich des nachts dahinter verborgen hatte. Nun ging die Sonne am Horizont auf, kletterte immer höher, bis ihre sanften Strahlen die Stadt schließlich in ein frisches Licht tauchten und den frühen Tag einleiteten.

Wie jeden Morgen griff ich nach meinem Rucksack, schlüpfte in meine Sneaker und steckte meine Kopfhörer in die Ohren, um der grauen Welt zu entfliehen und in meine eigene einzutauchen, wie jedesmal wenn ich Musik hörte oder etwas zeichnete. Mit jedem anbrechenden Tag wurde die Luft etwas kühler und der Sommer hatte dem Herbst längst Platz gemacht, der die Stadt allmählich in seinen rot goldenen Farbzauber einhüllte.
Wie ebenfalls jeden Morgen traf ich mich mit Mika, um gemeinsam mit ihr zur Schule zu laufen und wie immer machte ihre Anwesenheit mich verrückt und bei jedem Blick, den sie mir zuwarf, selbst wenn er noch so kurz und flüchtig war, spürte ich wie meine Wangen heiß wurden und sah beschämt zur Seite.
Es kostete mich unwahrscheinlich viel Beherrschung, Mika nicht dauerhaft anzustarren und von der Perfektion, die sie ausstrahlte, überwältigt zu werden und ich versuchte sie deshalb so unauffällig wie möglich anzusehen.

Sie ist einfach perfekt.

Als wir beiden den steinigen Pflasterweg einbogen und die Treppenstufen vor dem Schuleingang hinauf liefen, nahm sie vorsichtig meine Hand und strich mit zarten Bewegungen darüber, was ein Feuerwerk in mir auslöste.
Gemeinsam traten wir durch die große Eingangstür, auf dem Weg zu unserem Raum. Normalerweise gehörten wir nicht zu den pünktlichsten und die meisten Schüler warteten schon längst vor den abgeschlossenen Schulräumen auf die Lehrer, doch heute schienen Mika und ich die ersten zu sein.
„Seltsam, sonst sind doch schon alle anderen da", bemerkte sie mit gerunzelter Stirn, so als hätte sie meine Gedanken gelesen.
„Ja, genau das habe ich mich auch gerade gefragt. Sind wir vor dem falschen Raum?", fragte ich leicht verwundert.
„Nein, nein. Wir sind richtig hier. Zumindest hatten wir immer in diesem Raum Chemie und das dürfte sich nicht plötzlich geändert haben."
Ich warf Mika einen verwirrten Blick zu, als mir plötzlich die Erkenntnis kam und meine Flache Hand mit einem lauten Klatschen den Weg zu meiner Stirn fand.
„Mann! Mika, wir haben die erste Stunde Ausfall! So ein Mist, wir hätten ausschlafen können!"
Jetzt schien auch Mika wieder einzufallen, dass unsere Chemielehrerin gestern krank geworden war.
„Oh Gott, ich fasse es nicht. Wie konnten wir das denn vergessen?", stieß sie mit einem genervten Unterton aus und rollte mit den Augen. Es war ihr anzusehen, dass sie sich darüber ärgerte und jetzt lieber noch in ihrem Bett liegen würde, anstatt völlig um sonst in der Schule herumzustehen.
„Ich schätze, ich habe es einfach vergessen, weil ich in letzter Zeit nur noch an dich denken kann und alles andere ausblende und du hast offensichtlich auch nicht mehr daran gedacht."
Meine Worte entlockten Mika ein Lächeln und sie strich mir liebevoll einige Haarsträhnen hinter die Ohren. Da wir nun fast noch eine Stunde Zeit hatten, bis die nächste Unterrichtsstunde anfangen würde, entschieden wir uns einfach einen Kaffee an der gegenüberliegenden Tankstelle zu holen und uns irgendwo draußen hinzusetzen und uns zu unterhalten.

Keine Viertelstunde später saßen wir auf einer kleinen Steinmauer nahe des Schulgebäudes. Ich nahm gerade einen Schluck meines Kaffees, der so heiß war, dass auch nach einigen Minuten immer noch Dampf aus dem Plastikbecher aufstieg, als Mika ihre Hand plötzlich auf mein Bein legte und zarte kreisende Bewegungen mit ihren Fingern darauf ausführte. Ihre Nähe ließ mich innerlich Purzelbäume schlagen und ich spürte, wie sich meine Gesichtsfarbe in einen rötlicheren Farbton änderte.
„Elly?"
Meinen Namen aus ihrem Mund zu hören, klang wie das schönste Wort, das ich jemals gehört und in mich aufgenommen hatte, was ausschließlich daran lag, dass Mikas Stimme jedes Wort in Musik verwandelte und ich hoffnungslos verliebt in sie war.
„Ja?", fragte ich vorsichtig nach und sah sie fragend an, wobei ich stets darauf bedacht war, nicht in ihren wunderschönen Augen zu versinken, die mir jedesmal den Verstand raubten.
„Ich wollte dich fragen... also. Naja, ich wollte dich fragen, ob du..."
Mit einem Schlag schien das starke, taffe Mädchen, das Mika sonst immer war, einfach verschwunden zu sein und stattdessen wirkte sie beinahe schüchtern und verunsichert. Diese plötzliche Wesensveränderung machte mich neugierig auf das, was sie mir gerade versuchte mitzuteilen. Da ich spürte, wie schwer es ihr fiel, den Satz zu beenden, half ich ihr etwas auf die Sprünge.
„Ja? Ich höre? Du wolltest mich fragen, ob was?"
Mikas Wangen waren knallrot als sie mich ansah und flüsterte:
„Ob du meine richtige feste Freundin sein willst?"

Since our fate has decided (girlxgirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt