❁ ❀ ✿ ✾❁ ❀ ✿ ✾❁ ❀ ✿ ✾
"Hey"
Eine mir gut bekannte Stimme sprach mich an und der Geruch von Pizza stieg mir unwillkürlich in die Nase.
Ich drehte meinen Kopf in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war und sah Lukas auf mich zukommen, eine Zigarette in der Hand und ein Lächeln im Gesicht.
Er war pünktlich, keine Minute zu spät und er hatte wie versprochen Essen dabei.
Ich sah ihn freundlich an und antwortete schüchtern: "Hey"
"Wartest du schon lange hier?" fragte er mit Besorgnis in der Stimme und warf einen flüchtigen Blick auf seine Uhr, die er am rechten Handgelenk trug.
"Keine Sorge, du bist nicht zu spät." beruhigte ich ihn und lächelte aufmunternd.
"Ich hatte einfach nichts zu tun und da ich noch eine Stunde Zeit hatte, bis wir uns treffen wollten, bin ich einfach schon in den Park gegangen. Ich hab Mathehausaufgabe gemacht. Die Zeit ist also nicht verschwendet."
erklärte ich ihm sofort, damit er nicht dachte, ich hätte gelangweilt auf ihn warten müssen.
"Naja, irgendwie ist die Zeit ja schon verschwendet, wenn du sie mit Mathe verbracht hast." sagte er begleitet von einem herzhaften Lachen und er betonte das Wort Mathe dabei ganz besonders abfällig. Ich stieg in sein Lachen mit ein und klopfte dann einladend auf den freien Platz neben mir auf der Bank. Keine zwei Sekunden später saß er neben mir und reichte mir einen Pizzakarton.
"Ich wusste nicht was du magst, also hab ich einfach ne Margherita mitgebracht."
"Das ist super, genau die richtige!" antwortete ich und biss genüsslich in ein Pizzastück.
"Danke" nuschelte ich undeutlich während ich gierig kaute.
Lukas lachte wieder und antwortete:
"Kein Ding, ich hab dir ja was zu Essen versprochen und so wie's aussieht, hattest du das auch ganz schön nötig."
Ich lächelte und aß weiter meine Pizza. Auch Lukas öffnete nun den Karton und begann etwas zu essen.
Ich war aufgeregt, doch versuchte so gut es ging meine Unsicherheit zu überspielen.
Die Sonne stand nun schon etwas tiefer am klaren blauen Himmel und beleuchtete Lukas dunkelbraune Haare. Alles in Allem herrschte eine wirklich schöne sommerliche Atmosphäre, der Park war immer noch angenehm leer, ab und zu liefen ein paar Jogger an uns vorbei und eine Entenfamilie paddelte schnatternd über den See, der genau vor uns lag.
Lukas und ich redeten über belanglose Dinge und meine Anspannung viel allmählich von mir ab, was mich lockerer werden ließ. Er erzählte mir von seinen Leuten aus der Clique mit der er immer abhing und von seinen Echsen, die er Zuhause in einem Terrarium hielt. Ich hatte nicht gewusst, dass er Haustiere hatte und musste bei unserem Gespräch feststellen, dass ich fast nichts von ihm wusste. Irgendwann kamen wir auf das Thema Familie und da er wirklich Interesse zeigte, erzählte ich ihm von meinen ganzen Familienverhältnissen. Er gab mir das Gefühl, sich für mich zu interessieren und das ermutigte mich ihm von meinem Leben zu erzählen. Ich erwähnte Thomas, den unausstehlichen Freund meiner Mutter, meinen Kater und meine kleine Halbschwester, die erst drei Jahre alt war und der neue Sonnenschein meines Vaters war.
"Deine Eltern sind also getrennt und dein Vater hat ein neues Kind?" fragte Lukas mich und drehte sich so zur Seite, dass er mich besser anschauen konnte.
"Ja, so sieht's aus. Meine Halbschwester heißt Mia und es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde, nicht ein bisschen eifersüchtig auf sie zu sein."
Er nickte verständnisvoll und legte die mittlerweile leeren Pizzakartons auf den Boden, um näher an mich heranrücken zu können.
"Das kann ich nachvollziehen. Immerhin hat sie deinen Vater jetzt für sich und du siehst ihn nur ab und zu."
"Ja, das ist wahr. Aber naja, was soll ich sagen? Sie ist erst drei und meine Eltern haben sich schon getrennt, da war ich sieben. Damals haben sie sich nur gestritten und die wirklich guten alten Zeiten sind schon lange vorbei. Mia kann nichts dafür. Ich sollte ihr nicht die Schuld für irgendetwas geben und ein Kleinkind hat es verdient, glücklich zu sein.", antwortete ich und atmete tief durch, weil ich nicht gerne darüber redete. Ich war eindeutig einer dieser Menschen, die Veränderungen nicht besonders gut leiden konnten und aus genau diesem Grund hatte mich die Trennung meiner Eltern damals ziemlich mitgenommen. Den neuen Freund meiner Mutter konnte ich schon damals nicht ausstehen, doch ich hatte das alles ertragen müssen. Mittlerweile war ich längst darüber hinweg und kam mit der Situation mehr oder weniger gut klar. Thomas mochte ich immer noch nicht und das würde sich wohl nie ändern, aber ich rebellierte nicht mehr mit aller Kraft dagegen, dass er bei uns lebte, sondern hatte eingesehen, dass meine Mutter ihn wirklich zu lieben schien. Dass mein Vater eine neue Freundin gefunden hatte, hatte ich ebenfalls längst akzeptiert und ihren Sohn Max konnte ich sogar sehr gut leiden. Da ich meinen Vater meistens einmal die Woche besuchte, waren Max und ich nun wie Geschwister und verstanden uns wirklich gut. Mia freute sich jedesmal wenn ich kam und auch wenn sie oft nervig war, bedeutete sie mir etwas.
Über all das redete ich mit Lukas und er hörte mir gespannt zu und stellte ab und an Fragen. Währenddessen fand ich auch heraus, dass er alleine mit seinem Vater und seinen Echsen in einer kleinen Wohnung wohnte, da seine Mutter bereits vor Jahren verstorben war. Auch wenn wir schon seit der fünften Klasse die selbe Schule besuchten, war das eine völlig neue Information für mich, die ich erst verarbeiten musste. Mitleid stieg in mir auf und ich hätte gerne etwas tröstendes gesagt, allerdings viel mir nichts passendes ein und er hatte mir davon ohne jeglichen Rückhalt erzählt. Scheinbar hatte er den Tod seiner Mutter schon verarbeitet und konnte befreit darüber sprechen. Trotzdem fragte ich nicht weiter nach und war froh, als er das Thema auf etwas anders lenkte.
Die Zeit verging schnell und ich war froh, dass unser Treffen trotz meiner anfänglichen Aufregung gut verlaufen war.
"Danke, dass du dir die Zeit für mich genommen hast." sagte Lukas plötzlich und rutschte noch etwas näher an mich heran, sodass uns nur noch wenige Zentimeter trennten. Mein Herz begann schneller zu schlagen und ich spürte das mir all zu gut bekannte Gefühl der Aufregung in mir hochsteigen.
"Kein Problem, ich fand's echt schön.", erwiderte ich zaghaft lächelnd.
"War schön mal mit dir zu reden."
"Fand ich auch."
Kurz war es still, mein Blick wanderte wieder zum See, wo gerade eine Ente angeflogen kam und sich auf dem Wasser niederließ. Lukas räusperte sich und durchbrach die angespannte Stille indem er zu reden begann.
"Also...", sagte er und ich konnte die plötzliche Aufregung aus seiner Stimme heraushören.
"Ich hab dich nicht nur so nach diesem Treffen hier gefragt. Ich... Ich mag dich wirklich sehr und wollte dich einfach gerne etwas besser kennenlernen."
Ich spürte, wie mir die Röte ins Gesicht stieg und sah ihn schüchtern von der Seite an. Irgendwie hatte ich mit einem Geständnis dieser Art gerechnet.
"O..okay.", war alles was ich heraus brachte.
Er lächelte und nahm vorsichtig meine Hand. Bei dieser Geste fühlte ich so viel Aufregung, dass ich meine Hand am liebsten sofort zurückgezogen hätte. Irgendwie gefiel mir das nicht, aber ich wollte ihn nicht verletzen und ließ ihn meine Hand nehmen.
"Vielleicht können wir uns ja nochmal treffen und das hier wiederholen?", fragte er grinsend und sah mich erwartungsvoll an.
Mir wurde vor Aufregung fast schlecht und ich versuchte mühsam das mulmige Gefühl in meinem Bauch zu ignorieren, während ich ihn ansah und einfach nickte. Er sah wirklich glücklich aus und das löste ein Gefühl in mir aus, das ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht deuten konnte.
DU LIEST GERADE
Since our fate has decided (girlxgirl)
ChickLitManchmal hat das Schicksal andere Pläne als man selbst. Das darf auch die siebzehn jährige Elly feststellen, als sie eine neue Mitschülerin in ihre Klasse bekommt und plötzlich mit neuen, unbekannten Gefühlen zu kämpfen hat. » Vorsichtig berühren ih...