zwölf

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Am nächsten Morgen holte der unerbittliche Klingelton meines Weckers mich aus meinem tiefen Schlaf, den ich nur sehr ungern aufgeben wollte.
Leider hatte ich keine andere Wahl, denn es war Montag und ich musste wohl oder übel wieder zur Schule. Schwänzen gehörte noch nie in mein Repertoire, da ich mich stets bemühte eine wenigstens einigermaßen gute Schülerin zu sein. Also stand ich widerwillig murrend auf und schleppte mich gähnend wie jeden Morgen zuerst ins Badezimmer.
Eine halbe Stunde später, nachdem ich geschminkt war, meinen täglichen Kaffee genossen hatte und mir eine enge Jeans, ein schwarzes Croptop und meine Sneaker angezogen hatte, schnappte ich meine Schultasche und verließ das Haus. Es war zwar noch früh, doch die Sonne schickte bereits wärmende Strahlen durch die Baumkronen und der strahlend blaue Himmel verriet, dass es ein schöner Spätsommertag werden würde.
Gerade als ich gehen wollte, kam mir Mr Flip im Garten entgegen, der mich lautstark und fordernd miauend daran erinnerte, dass er auf sein Futter wartete. Ich wusste, er würde es mir ganz sicher übel nehmen, allerdings war ich sowieso schon spät dran und schaffte es nicht mehr zurück ins Haus zu gehen und seinen Napf zu füllen.
"Tut mir leid", rief ich ihm noch hastig zu, doch er musterte mich bloß mit einem verständnislosen, sowohl hungrigen als auch enttäuschten Blick aus seinen bernsteinfarbenen Katzenaugen.
Um aus meiner idyllischen, nur spärlich bewohnten Siedlung zur Bahnhaltestelle zu gelangen, musste ich wie üblich einige Minuten laufen, was sich heute eher in einen Sprint verwandelte, da ich meine Bahn sonst nicht bekommen hätte. Erleichtert nicht zu spät an der Haltestelle angekommen zu sein, suchte ich mir weiter hinten einen Platz und ließ meinen Kopf erschöpft gegen das kühle Fensterglas sinken.
Warum ich heute so spät dran war, konnte ich mir eigentlich nicht erklären, denn ich war nicht später aufgestanden als sonst. Zugegebenermaßen hatte ich mir aber besonders viel Zeit gelassen, denn ich wollte heute noch weniger gern zur Schule als sonst an normalen Montagen. Dieser Montag gehörte definitiv nicht zu den normalen, denn ich würde nicht vermeiden können, Lukas zu sehen, der nach unserem Streit sicher nicht gut auf mich zu sprechen war. Um ehrlich zu sein, hatte ich auch überhaupt nicht vor mit ihm zu reden, aber schon die Vorstellung von seinen mich vernichtenden Blicken, löste Bauchschmerzen bei mir aus.
Meine trübseligen Gedanken verschwanden zum Glück augenblicklich und Vorfreude kämpfte sich in den Vordergrund meiner Emotionen. Soeben war Mika zugestiegen und bahnte sich nun einen Weg durch die Menschen in der Bahn, damit sie sich neben mich setzen konnte.
"Guten Morgen", begrüßte sie mich grinsend und ich merkte, dass sie mich lange von oben bis unten musterte. Allein durch ihre Blicke schaffte sie es irgendwie, meinen Puls zu erhöhen und es fühlte sich fast an, als würde ich ohnmächtig werden, da ich an meine verwirrende Erkenntnis von gestern Abend denken musste.
Eine Stimme in meinem Kopf wiederholte immer wieder die Worte Kribbeln, Geborgenheit, Glück und Liebe und die Wahrheit traf mich wie ein Schlag.

Nein! Nein, das kann nicht sein!

Plötzlich wusste ich nicht mehr, wie ich mich Mika gegenüber verhalten sollte, die erwartungsvoll neben mir saß und darauf wartete, dass ich sie zurück grüßte.
"Ähm.. G..Guten Morgen", war alles was ich zustande brachte und als ich merkte, wie ich rot wurde und meine Wangen vor Hitze zu glühen begannen, wäre ich am liebsten beschämt davongerannt, doch ich saß neben dem Mädchen, dass meine Verlegenheit auslöste in einer fahrenden Bahn. Flucht war in dieser Situation schier unmöglich.
"Du siehst gut aus", hörte ich Mikas angenehme Stimme plötzlich neben mir sagen, doch ich traute mich nicht, ihr in die wunderschönen Augen zu schauen, da ich befürchtete, ich könnte mich in dem unglaublichen Blau verlieren.

Hat sie mir gerade wirklich ein Kompliment gemacht?

Ich kämpfte mit meinen Emotionen, wollte so tun, als hätte mich dieser Satz nicht komplett aus der Bahn geworfen, doch das wäre eine glatte Lüge und es gelang mir natürlich nicht.
"D..danke schön", flüsterte ich beinahe, denn meine Stimme schien sich gemeinsam mit meinem
Selbstbewusstsein längst von mir verabschiedet zu haben.
Als ich mich endlich traute Mika anzusehen, glaubte ich einen Hauch von Verlegenheit in ihrem Ausdruck zu erkennen, die sie sonst immer hinter einer lässigen Fassade versteckte.
Sie fuhr sich mit einer fließenden Bewegung durchs Haar und schenkte mir dann ein strahlendes Lächeln.

Since our fate has decided (girlxgirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt