achtundzwanzig

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Je länger ich darüber nachdachte, warum ich mich überhaupt in sie verliebt hatte, desto deutlicher wurde mir, dass es sich dabei um einen unumgänglichen Prozess gehandelt haben musste.
Ob man es als eine schicksalhafte Fügung oder reinen Zufall bezeichnete, blieb jedem selbst überlassen, doch auch wenn ich nicht abergläubisch war, betitelte ich unsere Beziehung insgeheim als Schicksal.
Wie konnte es anders sein, als dass sich mein unerfahrenes Herz plötzlich an jemanden binden wollte, der mir so viel Liebe und Geborgenheit vermittelte?
Sie konnte mir das Gefühl geben, etwas Besonderes zu sein, indem ich einfach ohne Rückhalt ich selbst sein durfte.
Sie hatte keine Erwartungen oder Ansprüche an mich, sondern schenkte mir ihr pures Verständnis und Vertrauen.
In meinen Augen war sie mit all ihren Fehlern trotzdem ein rund um perfekter Mensch und genau das war der Grund weshalb ich sie niemals aufgeben wollte.
Natürlich konnte mir niemand versprechen, dass wir auch in ein paar Jahren noch zusammen sein würden und sicher würde das Leben noch viele weitere Überraschungen für uns bereit halten, die unsere Beziehung auf die Probe stellten, doch ich empfand so viel für sie, wie bisher für keine andere Person.
Man sagt die erste wahre Liebe wird für immer etwas ganz Besonderes bleiben, etwas Unvergessliches.
Früher hätte ich dieser Aussage vielleicht keinen Glauben geschenkt oder sie als kitschig empfunden, doch seit Mika mein Herz erobert hatte, wusste ich wie viel Wahrheit dahinter steckte. Ich konnte und wollte mir gar nicht vorstellen, sie vielleicht zu verlieren. Umso mehr schmerzte die Erkenntnis, dass ich momentan auf einem guten Weg war, genau das zu tun - sie zu verlieren.
Seit zwei Tagen herrschte Stille zwischen uns, sie las meine Nachrichten nicht und wollte meine Erklärungen nicht hören. Ich bekam nicht einmal die Chance mit ihr zu sprechen, da sie mir aus dem Weg ging und meine Anrufe nicht annahm.
Molly und Lene, denen ich mittlerweile alles erzählt hatte, versicherten mir zwar, dass alles wieder gut werden würde, doch meine Hoffnung sank von Minute zu Minute weiter Richtung Erdkern, während meine Sehnsucht nach Mika ins Unermessliche anstieg.

                                 ***

Fröstelnd legte ich meinen Schal enger um den Hals, trat zitternd von einem Bein auf das andere und wackelte dabei mit den Zehen, damit sie nicht zu Eisklumpen gefroren.
Seit dem Tag an dem der Schulball stattgefunden hatte, war es schlagartig immer kälter geworden.
Kleine Wölkchen stiegen beim Atmen auf und trotz meines Mantels spürte ich wie sich Gänsehaut auf meinen Armen bildete.
„Hallo Elly! Tut mir furchtbar leid, dass ich mich verspätet habe. Steig schnell ein, du siehst durchgefroren aus", rief mein Vater durch das herabgelassene Autofenster in meine Richtung. Augenblicklich hellte meine Mine sich auf, ich schnappte meinen Rucksack und steuerte auf meinen Vater zu, der gerade vor meiner Schule geparkt hatte. Sein warmherziges Lächeln erwärmte mein Herz und mir wurde bewusst wie sehr ich ihn vermisst hatte. Früher, als ich noch jünger gewesen war, hatte er mich mindestens einmal in der Woche abgeholt und etwas mit mir unternommen. Doch seit er mit seiner Freundin und ihrem Sohn zusammenlebte und meine kleine Halbschwester auf der Welt war, hatte er kaum noch Zeit und unsere Treffen wurden immer weniger. Umso mehr freute ich mich darüber ihn jetzt zu sehen und riss schnell die Autotür auf. Als ich neben meinem Vater auf dem Beifahrersitz Platz genommen hatte, beugte er sich zu mir rüber und drückte mich fest an sich.
„Du hast mir gefehlt, meine Kleine. Hast du Hunger? Wir könnten zum Italiener gehen und Nudeln bestellen", schlug er vor und sah mich erwartungsvoll an.
„So wie früher immer?", fragte ich lächelnd und er nickte zur Bestätigung.
„Abgemacht."

Das italienische Restaurant, in dem wir nun saßen und unsere Nudeln genossen, war schon früher unser Stammlokal gewesen und es tat gut wieder hier zu sein.
Tatsächlich fehlte mir die gemeinsame Zeit mit meinem Vater sehr, doch es passte nunmal weder in seinen noch in meinen Alltag, dass wir uns öfter sehen konnten. Ich wusste wie viel er zutun hatte und, dass er ständig arbeiten musste, wenn er nicht gerade auf meine kleine Schwester aufpasste. Deshalb versuchte ich mich so gut es ging aus seinem Leben als Familienvater herauszuhalten und wartete bis er Zeit für mich hatte.
Zu meinem Vater hatte ich schon immer ein sehr gutes Verhältnis gehabt, fast besser als zu meiner Mutter, was eigentlich ungewöhnlich für Töchter ist, doch bei Problemen hatte ich immer zuerst mit ihm geredet. Während ich darüber nachdachte, kam mir ein seltsamer Gedanke. Vor meiner Mutter hatte ich die Beziehung zu Mika bislang geheim gehalten, doch was würde passieren wenn ich mit meinem Vater darüber sprach? Würde er enttäuscht von mir sein und mich verurteilen, oder würde er mich möglicherweise unterstützen? Normalerweise würde ich es nicht darauf ankommen lassen und hätte es nichtmal in Erwägung gezogen mit ihm darüber zu reden. Aber das Schweigen von Mika zerstörte mich innerlich und ich sehnte mich so sehr nach einem väterlichen guten Rat, dass ich all meinen Mut zusammen nahm und tief durchatmete.
„Papa?"
Er richtete seine türkisfarbenen Augen auf mich und es lag so viel Zuneigung in seinem Blick, dass ich nicht länger zögerte und weiter sprach.
„Ich denke es gibt da etwas, was ich dir erzählen möchte.."

Since our fate has decided (girlxgirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt