zweiunddreißig

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Nur das klirrende Geräusch von Besteck auf Glas erfüllte die ganze Küche, als ich schweigend am Tisch saß und mit einem Löffel gedankenverloren in meinen Cornflakes herumrührte.
Einige der Vollkornfkakes waren bereits aufgequollen und mit Milch vollgesaugt, da ich schon seit einer guten Viertelstunde nichts mehr essen wollte, aber es auch nicht zu Stande brachte, aufzustehen und die Schüssel auszukippen.
Meine Gedanken kreisten einzig und allein um den gestrigen Tag, an dem ich meiner Familie mehr oder weniger freiwillig offenbart hatte, dass ich eine Beziehung mit einem Mädchen führte. Nicht von allen war pure Begeisterung ausgegangen, besonders die Kinder von Thomas und meine Tante hatten mir das Gefühl gegeben, dass sie nicht voll und ganz hinter mir standen. Das hatte ich natürlich auch gar nicht erwartet und es reichte mir schon, dass wenigstens Thomas und meine Mutter die Neuigkeiten gut aufgenommen hatten. Es hätte um einiges schlimmer kommen können, dessen war ich mir bewusst, ebenso wie der Tatsache, dass das Gespräch noch nicht zu Ende geführt war, denn meine Mutter war eine neugierige Frau und sie würde mich so lange löchern, bis ihr fehlender Informationsgehalt gestillt war.

„Na du Zwerg, was ist denn los mit dir? Du siehst aus, als wärst du gerade mit den Gedanken in einem anderen Universum", begrüßte mich meine Mutter, die soeben im Schlafanzug die Küche betrat, als hätte sie meine Gedanken gelesen.
Gestern Abend hatten wir zwar allen angeboten, die Nacht bei uns zu verbringen, aber weil uns niemand Umstände machen wollte, waren unsere Gäste noch in der Nacht Nachhause gefahren. Somit musste meine Mutter nicht früh aufstehen um das Frühstück für alle vorzubereiten und sie hatte die Chance genutzt um auszuschlafen.
„Was?", fragte ich abwesend, denn erst als sie sich mir gegenüber an den Tisch setzte, bemerkte ich, dass sie mich angesprochen haben musste und nun auf eine Antwort wartete.
„Ich sag's doch! Du bist gar nicht auf der Erde", entgegnete sie belustigt.
Ich rollte mit den Augen und setzte ein schräges Lächeln auf.
„Es scheint so, als wäre ich gerade wieder gelandet, Mama", entgegnete ich grinsend und hielt die Drehbewegung meiner Hand inne, sodass das Geräusch des Löffels in der Schüssel verstummte. Plötzlich war es ziemlich still in der Küche und meine Wangen wurden heiß. Es war offensichtlich, dass das Thema „Freundin" wie eine schwere Wolke als unausgesprochene Frage in der Luft hing, so dass ich beschloss, selbst den ersten Schritt zu machen, um das bevorstehende Gespräch schnellst möglich hinter mich zu bringen.
„Sorry Mama, du weißt doch, dass ich dir immer zuhöre, aber ich war einfach gerade in Gedanken. Ich habe über gestern nachgedacht und bin echt froh, dass es endlich raus ist. Bist du eigentlich böse, dass du es erst jetzt erfahren hast und dann auch noch durch Zufall?"
Ich wagte kaum meine Mutter anzusehen, doch sie lachte nur auf, beugte sich zu mir und strich mir voller Zuneigung einige lose Strähnen hinters Ohr.
„Natürlich nicht, Elly. Ich bin sehr stolz auf dich, dass du es überhaupt gesagt hast, denn das zeigt mir, dass du auch wirklich hinter deiner Freundin stehst und sie sehr liebst."
Ich lächelte dankbar und fühlte mich gleich viel besser, so als hätte man mir eine schwere Last abgenommen.
„Aber Elly, eins hast du mir noch nicht verraten: Wer ist sie denn überhaupt?"
Sofort begann mein Herz zu rasen. Jetzt würde sie es also endgültig erfahren und ich wusste nicht, was sie dazu sagen würde.
„Du kennst sie, Mama. Sie war schon oft bei uns Zuhause", begann ich vorsichtig.
Meine Mutter legte die Stirn nachdenklich in Falten.
„Etwa Molly?", wollte sie wissen.
„Was? Molly? Nein!" Ich war fast schon empört über die Vermutung, ich würde meine beste Freundin daten, die ich schon seit der ersten Klasse kannte.
„Du weißt doch, dass sie einen Freund hat und mit Leon sehr glücklich ist, Mama! Es ist nicht Molly. Es ist... Mika."

Bitte Mom, reagier jetzt nicht komisch!

„Ooooohhh. Ich verstehe. Da hätte ich auch wirklich selbst drauf kommen können! Kein Wunder, dass sie uns in letzter Zeit so oft besuchen kommt und mit dir zum Ball gegangen ist. Jetzt ergibt alles einen Sinn."
Sie lachte schelmisch und sah mich mit einem vielsagenden Blick an.
„Nicht schlecht, mein Zwerg. Guter Geschmack", sagte sie, begleitet von einem Zwinkern.
„Mama!", rief ich, doch konnte mein glucksendes Lachen nicht unterdrücken. Auch meine Mutter lachte herzhaft und als sie sich beruhigt hatte, sagte sie:
„Es ist doch erster Weihnachtsfeiertag, unsere Gäste sind weg und wir haben nichts vor. Willst du sie nicht einladen?  Wir könnten gemeinsam Kaffee trinken; ich habe noch eine Menge Lebkuchen übrig. Sie kann auch gerne bei uns übernachten, wenn ihr möchtet. Dem jungen Glück will ich nicht im Weg stehen."

Since our fate has decided (girlxgirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt