fünfundzwanzig

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Seit dem Tag, an dem ein Großteil meiner Mitmenschen von der Beziehung zwischen Mika und mir erfahren hatte, war längst genug Zeit vergangen, dass sich die meisten von ihnen daran gewöhnt hatten.
Auch Mika und ich konnten mit der Situation nun lockerer umgehen und hielten uns pausenlos an den Händen oder umarmten uns auf dem Schulhof, länger als normal, ohne dabei Angst vor abschätzigen Blicken zu haben.
Ich war so glücklich, wie ich glaubte, noch nie in meinem bisherigen Leben gewesen zu sein.
Es fühlte sich so gut an, die eigenen Gefühle nicht länger verstecken zu müssen und die Gefahr, die ich in meiner Liebe zu Mika gesehen hatte, hatte sich in pures Glück verwandelt. Ich lernte langsam damit umzugehen, dass es okay war, sich in ein Mädchen verliebt zu haben und dass die Meinung anderer völlig egal war, wenn man sich selbst wohlfühlen konnte.

Die Tage verstrichen und der Herbst malte die Wälder in warmen Farben an. Mika und ich trafen uns beinahe jeden Nachmittag nach der Schule und verbrachten unsere Zeit abwechselnd im Park, bei ihr oder bei mir Zuhause. Unsere Eltern wussten nach wie vor nichts von unserer Beziehung und das sollte auch so bleiben.
Ich hatte keine Vorstellung davon, wie meine Eltern wohl auf die Neuigkeit reagieren würden, obwohl ich mir eigentlich sicher war, dass es kein größeres Problem darstellen sollte. Meine weltoffene Hippie-Mutter war die letzte, die andere für ihre Sexualität verachten würde und auch mein Vater war eigentlich eine tolerante Person. Mikas Vater war mir ebenfalls sehr sympathisch vorgekommen, doch an die Reaktion ihrer Mutter wollte ich gar nicht denken. Ich hatte noch nie zuvor einen Menschen, der so konservativ und streng war, wie sie kennengelernt, weshalb ich bei ihr keine Freudensprünge erwartete. Aus diesem Grund waren Mika und ich sehr darum bemüht, dass ihre Mutter keinen Verdacht schöpfte und verhielten uns in ihrer Gegenwart wie normale Freundinnen, was uns allerdings ziemlich schwer fiel.
Wir konnten schließlich kaum die Finger voneinander lassen und nutzten jede kleine Gelegenheit, in der wir uns unbeobachtet fühlten, um uns zu küssen. Deshalb versuchten wir uns so oft wie möglich in der Stadt oder bei mir zu treffen, anstatt zu Mika Nachhause zu gehen. Nur wenn wir gemeinsam auf Anton aufpassten oder allein in ihrem Zimmer waren, konnten wir uns bei ihr wie ein echtes Pärchen verhalten, ohne uns um ihre Mutter zu sorgen.
Wir wussten beide, dass es irgendwann ans Licht kommen würde, doch wir setzten alles daran, den Zeitpunkt weitest möglich in die entfernte Zukunft zu verlagern.

Der Alltag verlief ungewohnt normal, ohne irgendwelche Auseinandersetzungen oder Streitigkeiten mit Lukas. Seit dem er sich vor dem gesamten Kurs durch das Herumzeigen des Fotos lächerlich gemacht hatte, beachtete ihn fast niemand mehr und man konnte regelrecht beobachten, wie sich aus dem beliebten Macho ein Außenseiter entwickelte.
Mika und ich bekamen erstaunlicherweise haufenweise positives Feedback von den anderen und Lukas wurde für seine intolerante Meinung als spießig und unmodern abgestempelt. Besser hätte es für mich gar nicht laufen können.

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Die Vorbereitungen für den kommenden Schulball waren in vollem Gange und es gab beinah kein anderes Thema mehr. Unsere Schule war sicher nicht die reichste, was man an dem abblätternden Putz und den maroden Türen erkennen konnte, doch sie scheute keine Kosten und Mühen was die Organisation irgendwelcher Festlichkeiten anging. Sei es das alljährliche Weihnachtskonzert oder das Sportfest, an dem die unteren Klassenstufen jedes Jahr teilnahmen. Auch für den Schulball wurde tonnenweise bunte Dekoration verteilt und die Aula auf Hochglanz herausgeputzt.
Natürlich mussten wir Schüler diese Aufgaben übernehmen und es gab verschiedene Gruppen, die sich den unterschiedlichen Aufgabenbereichen widmeten. Während Mika für das Aufhängen der goldenen Girlanden eingeteilt war, mussten Thara und ich mit einigen anderen Schülern den Blumenschmuck verteilen. Trotz der vielen Arbeit hatten wir eine Menge Spaß beim dekorieren und die Vorfreude auf den Ball wuchs mit jeder Sekunde.

Since our fate has decided (girlxgirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt