dreiunddreißig

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Warmer Atem auf meiner Haut löste ein Kribbeln in mir aus, zarte Hände lagen auf meinem Rücken und hielten mich, zwei Beine waren umschlungen mit meinen.
Vorsichtig öffnete ich meine Augen, nur um in Mikas Gesicht zu schauen, welches meinem unmittelbar gegenüberlag. Ihre Augenlider waren noch geschlossen und sie atmete gleichmäßig, was mir verriet, dass sie noch schlief.
Es dauerte einen Augenblick bis ich realisierte, was in der Nacht passiert war und sofort wandelte sich meine Gesichtsfarbe in einen satten Rotton.

Oh Gott... Ist das wirklich passiert? Haben wir tatsächlich miteinander geschlafen?

Mein Herz begann schneller zu schlagen, als Mikas Augen sich verschlafen öffneten und in meine blickten.
Ein atemberaubendes Lächeln bildete sich auf ihren Lippen und ein strahlendes Glitzern lag in ihren meeresblauen Augen.
„Guten Morgen", raunte sie lächelnd, während sie den Griff um mich lockerte und mit einer Hand über meinen Rücken strich.
„Hast du gut geschlafen?", fragte meine Freundin, doch meine Stimme war noch nicht in der Lage zu sprechen, weshalb ich nur ein hastiges Nicken von mir gab und versuchte mich von ihr abzuwenden.
Ich spürte, wie heiß meine Wangen und Ohren geworden waren und wusste, dass ich die Farbe einer reifen Tomate angekommen hatte, was mir äußerst peinlich war. Sie sollte nicht wissen, wie sehr sie mich aus dem Konzept brachte und erst recht nicht, dass ich an gestern Abend denken musste. Aber Mika machte mir einen Strich durch die Rechnung, indem sie ihre Hand behutsam gegen mein Kinn drückte und mich so daran hinderte, den Kopf zur Seite zu drehen.
„Was ist denn los? Bereust du es etwa?"
Sie sah sichtlich verletzt aus und ich konnte die Angst in ihrem Blick lesen.
„N..Nein! Natürlich nicht, Mika", beruhigte ich sie sofort und rückte noch ein Stück näher an sie heran.
Ein erleichtertes Ausatmen war zu hören und meine Freundin schenkte mir erneut ein Lächeln.
„Ich hatte schon Angst, du würdest es lieber rückgängig machen", gestand sie mit leiser stimmt, beinahe schüchtern, woraufhin ich nur vehement mit dem Kopf schüttelte.
„Nein! Das ist es nicht. Ich habe einfach noch nicht ganz begriffen, was passiert ist, ehrlich gesagt", gestand ich mit hochrotem Kopf und einem schüchternen Lächeln im Gesicht. Jetzt lächelte auch sie wieder und zeichnete mit ihrem Finger ein herzförmiges Muster auf meiner Haut, was eine kribbelnde Spur dort hinterließ.
„Ich auch nicht", hauchte sie einen Augenblick später gegen meine Lippen, bevor sie mich leidenschaftlich küsste, als wollte sie sich die Erinnerungen der vergangenen Nacht wieder ins Gedächtnis rufen und unvergesslich machen. Ich grinste in unseren Kuss hinein und genoss das Gefühl der grenzenlosen Liebe, welches nur sie in mir auslösen konnte.
Sie ließ sich neben mich zurück auf ihre Seite des Bettes fallen und sofort ertappte ich mich dabei, ihre warmen Lippen auf meinen zu vermissen.
Ich hatte früher nie daran geglaubt, dass es eine Person in meinem Leben geben würde, an deren Seite ich mich fühlen würde, als könne ich alles schaffen. Nun, Mika war diese Person für mich. Sie gab mir das Gefühl, dass zu zweit alles möglich ist und das beflügelte meine Laune so stark, dass ich in ihrer Gegenwart beinahe immer glückselig grinsen musste. Auch jetzt lag ich breit lächelnd neben ihr und griff nach ihrer Hand, die meine fand und hielt, als wäre sie einzig und allein dazu geschaffen.
Das Schicksal hätte es wirklich zu gut mit uns gemeint, wenn wir auch den restlichen Tag in trauter Zweisamkeit miteinander verbringen könnten.
Gerade als ich mich dicht an Mika ankuschelte und sie fragen wollte, ob sie frühstücken wollte, ertönte ein summendes Geräusch.
„Das war mein Handy", sagte Mika und an ihrem genervten Unterton konnte ich genau heraushören, dass es sie herzlich wenig interessierte, wer ihr so eben eine Nachricht geschickt hatte. Statt aufzustehen und ihr Handy zu holen, rutschte sie noch näher an mich heran und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. Ein warmer Schauer ließ mich Gänsehaut bekommen. Sicher hätten wir die ungelesene Nachricht einfach vergessen, wären nochmal eingeschlafen oder hätten uns weiterhin geküsst, wenn Mikas Handy nicht noch drei weitere Male das summende Geräusch von sich gegeben hätte. „Mann, wer stört uns denn dauernd?", fragte sie mit fluchender Stimme, eher zu sich selbst als an mich gewandt und stand letztendlich doch auf um nachzusehen. „Man kann nie wissen, vielleicht ist es ja etwas wichtiges", sagte ich noch, während Mika bereits nach ihrem Handy griff, welches sie gestern Abend auf meinem Schreibtisch abgelegt hatte. Ich beobachtete sie, während sie die Nachrichten überflog und ein ungutes Gefühl breitete sich in meiner Magengegend aus. Der genervte Ausdruck in ihren wütend lodernden Augen verflog so schnell, wie er gekommen war und wurde plötzlich durch Verzweiflung und Ungläubigkeit ersetzt. „Das gibt's doch nicht. Das kann nicht sein! Wie konnte das nur...", ihre bebende Stimme verebbte und verhindere, dass sie den angefangenen Satz beendete. Eine eisige Vorahnung ließ mich erschaudern. „Was ist los?", fragte ich dennoch unsicher und versuchte mir nicht anmerken zu lassen, wie aufgebracht und ungeduldig ich auf ihre Antwort wartete.
„Sie weiß es."
Mehr brauchte Mika gar nicht zu sagen, um meine kleine heile Welt mit einem Mal in tausend kleine Splitter zerfallen zu lassen. Ich wollte etwas sagen, um sie zu beruhigen, ihr Mut zu machen, aber ich fand nicht die richtigen Worte und schwieg betrübt. Wie Mika sich langsam anzog und ihre Sachen zusammenpackte nahm ich nur noch hinter einem Schleier war. Es fühlte sich an, als wären meine Sinne betäubt worden und ich würde nicht selbst erleben, was gerade passierte, sondern einer anderen Person dabei zusehen.
„Ich muss jetzt gehen", drangen Mikas Worte an meine Ohren und holten mich zurück aus meiner Starre.
„Wie... Wie konnte das passieren?", fragte ich bestürzt, anstatt auf Mikas Satz einzugehen.
„Wir waren einfach zu unvorsichtig. Lukas hat uns scheinbar nach der Schule auf dem Weg zu dir gesehen, wie wir uns geküsst haben. Er hat neue Bilder geschossen und sie meiner Mutter in den Briefkasten gelegt, dieser Drecksack." Mika zitterte bereits vor Wut und Entrüstung und ich ging auf sie zu, in der Hoffnung sie würde sich dadurch beruhigen, doch das ganze Gegenteil war der Fall.
Meine Geste sollte ihr die Ladung nehmen, doch anstelle von Entspannung konnte ich bloße Panik in ihren Augen lesen.
„Es tut mir leid, Elly, aber ich muss jetzt gehen!", wiederholte sie ihren Satz mit hektischen Bewegungen dem Inhalt Nachdruck verleihend. Ich ging einen Schritt rückwärts und ließ kraftlos von ihr ab. Mein müdes Nicken nahm sie als Zeichen zur Verabschiedung, erwiderte es und verschwand aus meinem Zimmer.
Einige Minuten, ich weiß nicht mehr wie viele, stand ich regungslos umher und versuchte das zu verarbeiten, was ich soeben erfahren hatte, bevor ich mich schließlich zurück auf mein Bett setzte und ein zitterndes Schluchzen meinen Körper zum Beben brachte.

Since our fate has decided (girlxgirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt