neunzehn

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Ihre strahlend blauen Augen trafen auf meine, lösten einen gewaltigen Sturm in mir aus.
Mit jedem Atom, aus dem ich mich zusammensetzte, wollte ich ihr nah sein, ihre unglaubliche Perfektion betrachten und das Gefühl für immer festhalten, welches sie in mir entfachte.
Ihre vollen Lippen schwebten direkt über meinen, ich spürte Ihren heißen Atem auf meiner Haut.
Wie von selbst wanderte meine zitternde Hand in ihren Nacken und zog ihren Kopf noch dichter an meinen heran. Schließlich waren es nur noch wenige Millimeter, die uns voneinander trennten und ich spürte, wie sich ein wohliges Gefühl in mir ausbreitete.
Fordernd begannen wir uns zu küssen, während meine Vernunft sich innerhalb weniger Sekunden in Luft auflöste und eine Leidenschaft in mir erwachte, deren Existenz ich bisher stets angezweifelt hatte. Sie wusste genau, was sie mit mir anstellte, als sie mein Shirt behutsam nach oben schob und ihre weichen Finger meine nackte Haut erkunden ließ. Ein leiser angenehmer Seufzer entfuhr ungewollt meiner Kehle, ließ meine Wangen rot werden und mich beschämt zur Seite schauen, doch Mikas Gesicht zierte ein zufriedenes Lächeln. Unbeirrt malte sie zarte Kreise auf meinen Bauch, strich über meine Rippen und mein Schlüsselbein und verteilte federleichte Küsse auf meinem Körper.
"Mika", hauchte ich mit hochrotem Kopf gegen ihre Lippen, woraufhin sie mich küsste, als wäre es das einzige, was sie am Leben erhielt.

***

"Mika?", flüsterte ich verschlafen, mit klopfendem Herzen und öffnete erschrocken meine Augen, nur um zu erkennen, dass all das nur ein Traum gewesen war.
Selbst ohne mein Spiegelbild sehen zu können, wusste ich im selben Augenblick, dass mein Gesicht die Farbe einer Tomate angekommen hatte und ich schlug verzweifelt meine Hände über dem Kopf zusammen. Wie konnte es bloß sein, dass ich solche Träume hatte? Dass Mika mich bis in meinen Schlaf verfolgte und mein Unterbewusstsein ganz offensichtlich nach ihr verlangte?

Alles was ich mir wünsche, ist in deiner Nähe zu sein...

Unbeholfen tastete ich aufgeregt nach meinem Handy, konnte es in der Dunkelheit meines Zimmers bei Nacht jedoch nicht finden.
Meine Fingernägel gruben sich vor Aufregung in meine Oberschenkel, durch die dünne Jogginghose hindurch, die ich zum Schlafen angezogen hatte. Eine unvergleichliche Hitze, als wäre ich einen Marathon durch die Wüste gerannt, kochte in mir und mein Kopf fühlte sich an, als würde er jeden Moment explodieren. Ich setzte mich im Bett auf, beugte mich zur Seite zu meinem Nachttisch und knipste eine kleine Lampe an, die mein Zimmer sofort mit einem warmen Licht erhellte.
Glücklicherweise hatte ich immer eine Flasche Wasser dicht neben meinem Bett parat stehen, weshalb ich sofort gierig danach griff und sie bis zur Hälfte leerte, in der Hoffnung etwas kühles zu trinken würde mich beruhigen.
Leider war das nicht ganz der Fall und Ausschnitte meines Traums tauchten immer wieder blitzartig in meinen Gedanken auf, ließen mein Herz schneller klopfen und raubten mir kurzzeitig den Atem.
Erneut startete ich die Suche nach meinem Handy, welche dank meiner hellen Nachttischlampe diesmal erfolgreicher ausfiel. Es lag auf meinem Schreibtisch, neben unzähligen, leeren Süßigkeitenverpackungen und mit wenigen Schritten war ich in Windeseile aufgestanden und holte es in mein Bett. Dann deckte ich mich wieder zu und versuchte meinen Puls durch tiefes Durchatmen wieder zu beruhigen. Nachdem ich endlich wieder in einem normalen Rhythmus atmete, öffnete ich den Chat von Mika und mir und las mir noch einmal ihre Nachricht durch, die ich in meinem betrunkenen Zustand nicht richtig gedeutet hatte.
Ein kleines Lächeln stahl sich auf meine Lippen, während meine Augen Zeile für Zeile immer wieder überflogen.
Letztendlich legte ich mein Handy wieder beiseite und schloss resigniert meine Augen.
Auch wenn es eine lange Zeit gedauert hatte, bis ich zu der Einsicht kam, wurde mir nun deutlicher denn je, dass ich mich rettungslos in Mika verliebt hatte und meinem Unterbewusstsein nicht länger etwas Vorspielen konnte.
Bei längerem Überlegen kam ich zu dem Entschluss, dass ich keinen Grund hatte traurig zu sein. Viele Menschen litten unter schmerzhaftem Liebeskummer, der an ihren Herzen nagte und sie innerlich zerfraß. Diese Menschen waren zurecht hoffnungslos traurig, denn gegen eine unerwiderte Liebe kann man so gut wie nichts ausrichten. Entweder zwei Menschen finden sich und schenken sich ihre Liebe gegenseitig, oder sie müssen mit der Enttäuschung leben, dass die eine bestimmte Person, der man verfallen ist, nicht genauso fühlt wie man selbst. Ich jedoch hatte das Glück, dass das Mädchen, welches ich liebte, mir bereits offenbart hatte, dass sie etwas für mich empfand und mir mit jeder noch so kleinen Geste zeigte, dass sie bedingungslos für mich da war. Es sollte im Grunde gekommen keine Rolle spielen, was andere darüber dachten, denn wir liebten uns und sie hatte das Recht darauf zu erfahren, dass sie mir bereits unbewusst mein Herz gestohlen hatte. Wieso hatte ich nur so lange gebraucht, um das endlich zu erkennen?
Meine Hände zitterten und einzig und allein das Pochen meines Herzens durchbrach die Stille der Nacht.

Since our fate has decided (girlxgirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt