Love with Heart || Neymar Jr. FF

T W E N T Y S I X

Leicht ängstlich gucke ich Ramon an, der wohl zögert. Schließlich atmet er tief durch. "Ich kann nichts genaues sagen, aber ich schätze, dass es keine leichte Verletzung ist. Es könnte etwas wie ein Rückfall von seiner Verletzung 2014 sein, aber eigentlich war diese wieder vollkommen geheilt..." "Heißt das, dass er wieder..."
"Ich hoffe nicht." meint er nur gedankenverloren. Ich schlucke und lehne mich an der Wand an. "Ich fahre dem Krankenwagen gleich hinterher. Wenn du willst, kannst du mitfahren." Schnell nicke ich eifrig und folge Ramon dann zu seinem Auto.
Gerade können wir den Krankenwagen noch wegfahren sehen, während wir uns in den Wagen setzen und Ramon auch losfährt. Die Fahrt über schließe ich meine Augen und atme tief durch, um mich zu beruhigen. Da vibriert mein Handy und ich hole es hervor.

Schon irgendwas genaueres?
~León

Abermals seufze ich und tippe eine kurze Antwort.

Sind noch auf dem Weg ins Krankenhaus...
~Liv

Dann schalte ich mein Handy wieder aus und knete nervös meine Hände. Wenig später halten wir schon vor dem Krankenhaus und steigen aus. Erstaunlich viele Reporter warten vor dem Ausgang auf Neues. Ich atme tief durch und laufe dann mit Ramon auf die vielen Leute mit ihren Kameras zu. Dann drängle ich mich hindurch und komme zum Glück lebend vor der Tür an. Auf die vielen Fragen, die mir an den Kopf geworfen werden, gehe ich gar nicht erst ein, ich will einfach nur zu meinem Freund und sichergehen, dass es ihm gutgeht.
Am Empfangstresen halte ich atemlos an und will gerade nach Neymar fragen, als Ramon mir zuvorkommt. "Können wir zu Neymar da Silva Santos Junior?" fragt er und die Frau am Tresen sucht sofort in ihren Unterlagen. "Tut mir leid, er muss sofort notoperiert werden."
Oh oh, das klingt gar nicht gut. Ich wechsle einen kurzen Blick mit Ramon, ehe ich frage: "Wissen Sie denn etwas Genaueres? Wie geht es ihm?" Die Frau zögert, wie Ramon im Stadion schon. "Laut den ersten Untersuchungen im Krankenwagen könnte er eine Luxationsfraktur erlitten haben. Der Wirbel, der wahrscheinlich gebrochen ist, hat gesplittert und die Luftröhre verletzt. Wenn sie nicht sofort operieren würden, bestünde die Gefahr, dass er erstickt..."
Geschockt mache ich einen Schritt nach hinten. Ramon legt mir eine Hand auf die Schulter und will mich damit wohl zum Ausgang bewegen. "Vielleicht sollten wir gehen..." "Nein! Auf keinen Fall, ich lasse Neymar jetzt nicht alleine!" sage ich entschlossen und gehe in das Wartezimmer, wo ich mich auf einen der vielen Stühle fallen lasse. Ramon tut es mir nach kurzer Zeit nach und eine unheimliche Stille legt sich im Raum.
Nach einer Weile halte ich es allerdings nicht mehr aus und frage Ramon einfach aus dem Nichts heraus: "Was genau ist eigentlich eine Luxationsfraktur?" "Neymar's Rücken wurde einer hohen Belastung ausgesetzt. Als der Spieler auf ihn gefallen ist, muss sein Rücken so verdreht worden sein, dass einer der Wirbel gebrochen sein muss. Allerdings kann der Spieler allein niemals der Grund für diese Verletzung sein, der Rücken ist normalerweise belastbar, was sowas angeht... Irgendwas muss vorher schon passiert sein, sonst hätte er sich niemals so schwer verletzt..." Am Ende wurde Ramon immer leiser, als würde er krampfhaft versuchen, eine Lösung für seine Frage zu finden.

Meine Augen weiten sich leicht, als mir eine Situation einfällt, die noch gar nicht so lange her ist. "Brasilien..." flüstere ich, doch Ramon scheint es gehört zu haben. "Ist irgendwas in Brasilien passiert, von dem ich wissen sollte?" Zögernd beiße ich mir auf die Unterlippe und gucke dann zum Mannschaftsarzt Barcelona's. Schließlich seufze ich und gebe mich geschlagen. "Wir waren bei Oscar und Ney und er haben zusammen Fußball gespielt. Irgendwann ist Neymar hingefallen und ziemlich komisch aufgekommen. Er konnte nicht alleine aufrecht sitzen und ohne Hilfe laufen. Wir wollten einen Krankenwagen rufen, aber Neymar hat versprochen, dass er am nächsten Tag in Barcelona sofort zu dir gehen wird, wenn es immer noch so sehr wehtut. Da aber am nächsten Tag alles wieder in Ordnung war, haben wir uns nichts mehr dabei gedacht..."
Ramon guckt mich geschockt an. "Liv, das hättet ihr mir sagen müssen! Ich hätte ihn sofort untersucht und es wäre gar nicht erst so weit gekommen." Ich wende meinen Blick ab und versuche, die aufkommenden Tränen zu unterdrücken. "Ich weiß und es tut mir ja auch leid..." murmle ich dann schließlich. Ramon atmet tief durch und scheint zu versuchen, nicht wütend im Zimmer auf und ab zu tigern.
Ich schlucke, als mein Handy erneut vibriert.

Sagst du uns Bescheid, sobald es Neuigkeiten gibt?
~León

Neymar hat sich wahrscheinlich wieder einen Wirbel gebrochen. Wird gerade operiert...
~Liv

"Es gefällt mir nicht, jetzt gehen zu müssen. Versprich' mir, Neymar beizustehen, wenn er aufwacht. Ich schätze, es wird sehr schwer für ihn, die gleiche Verletzung abermals durchleben zu müssen..." Ich nicke und verabschiede mich von ihm. Kurz darauf sitze ich alleine in dem jetzt so kahlen, schlicht gehaltenen Wartezimmer und versuche, es mir so gemütlich wie möglich zu machen.

Ich muss wohl eingeschlafen sein, denn irgendwann später spüre ich eine Hand auf meiner Schulter und öffne verschlafen meine Augen. Ich gucke direkt in ein grünes Augenpaar und blinzle erneut, diesmal verwirrt.
"Ich wollte Sie nicht stören, allerdings können Sie jetzt zu ihrem Freund. Er ist noch nicht wach, aber es sollte nicht mehr lange dauern." Sofort richte ich mich auf und folge der Krankenschwester zu einem Zimmer. "Nehmen Sie sich so viel Zeit, wie sie brauchen." Ich nicke, bedanke mich und lege meine Hand auf die Türklinke. Im Raum schließe ich die Tür hinter mir sofort wieder und schaue dann als Erstes auf die Uhr. Kurz vor 4 Uhr...

Zögernd lasse ich meinen Blick durch das Zimmer schweifen und bleibe am Bett hängen. Da ist er...
Er sieht so kraftlos aus, wie er daliegt, an die Schläuche angeschlossen und von den Geräten umgeben...
Ich presse meine Lippen aufeinander und setze mich auf den Bettrand. Zitternd nehme ich seine Hand und zucke zusammen. Die Wärme, die seine Hände sonst immer so angenehm gemacht haben, ist gänzlich verschwunden. Das einzige, was ich jetzt fühle, ist Kälte.

Kälte und Trauer.