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Logan

Ich habe den ganzen Tag nichts von Zayn gehört, was heißt, alles ist in Ordnung. Eigentlich hasse ich es, wenn man mich nicht auf dem Laufenden hält, aber heute mache ich eine Ausnahme. Es ist der 25. Dezember, also Weihnachten und er ist bei Alison und ihrer Familie. Es wäre unhöflich, würde er die ganze Zeit am Handy sein und mir Bericht erstatten. Daher wundert es mich auch nicht, dass Jason mir bereits mehrere Male gesagt hat, ich soll das Handy wegpacken. Ich bin bei meiner Familie und bin mir sehr wohl bewusst, dass auch mein ständiges auf mein Handy gucken ihnen gegenüber unhöflich ist und dennoch kann ich nicht anders. Ich hoffe Alison hat einen schönen Tag.

Eigentlich schenken wir uns nichts mehr zu Weihnachten, denn nach 614 Jahren gibt es nicht mehr wirklich viel, was man sich wünscht und was man dann auch verschenken kann, aber heute mache ich aus dieser Gewohnheit eine Ausnahme. Ich habe meinen Eltern ein Bild von uns dreien geschenkt. Sie haben kaum Fotos in ihrem Haus und kein einziges, auf dem ich drauf bin, da kaum welche aus unserer gemeinsamen Zeit existieren. Früher gab es sowas wie Fotos nicht einmal. Alles was man irgendwie bildlich abbilden wollte, wurde auf Leinwände gemalt und mit einem Prunkvollen Rahmen an die Wand gehangen. Wir hatten ebenfalls ein paar wenige dieser Familienbilder, mussten sie jedoch zerstören, um nicht aufzufallen. Hätte auch nur eine einzige falsche Person uns auf solch einem Jahrhunderte alten Gemälde gesehen, wäre aufgefallen, dass wir keine junge erfolgreiche normale Familie sind. Daher habe ich einen Maler ein großes Bild von uns auf eine Leinwand malen lassen, welches bereits recht alt ist und dennoch nicht so wirkt. Noch immer sehen wir aus wie vor 200 Jahren und trotzdem habe ich ihn sicherheitshalber im Nachhinein manipuliert und glauben lassen, dass er ein Stillleben für mich gemalt hat. Nachdem meine Mutter das Bild aus dem Geschenkpapier befreit hat und realisiert, was darauf abgebildet ist, kann sie sich nicht mehr zurückhalten und beginnt zu weinen, bevor sie aufspringt und mir in die Arme fällt. Da ich gute zwei Köpfe größer bin als sie, vergräbt sich ihr Gesicht an meiner Brust und mein Vater lächelt mich an, als nur noch ihr schluchzen den Raum füllt. „Das Bild wird über unserem Sofa hängen! Damit jeder sieht wie stolz wir auf unseren Sohn sind", teilt sie uns mit, nachdem sie sich wieder beruhigt hat und zustimmend nicke ich ihr zu „Da wird es gut aussehen."

Tatsächlich entlockt Jason mir mit seinem Geschenk ein Lachen und ich bin mir ziemlich unsicher, ob er es ernst meint, denn auch er grinst ziemlich blöd. „Da ich schuld bin, dass deiner kaputt ist", begründet er den Locher, welchen er mir geholt hat und zuckt mit den Schultern. Auch, wenn er mich dazu gebracht hat, den alten gegen die Wand zu werfen, hätte er mir keinen neuen holen müssen und dennoch freut mich diese kleine Geste. Zusätzlich zu den Schecks, die ich all meinen Mitarbeitern zu Weihnachten ausstelle und somit auch Jason, bekommt er von mir eine neue Armbanduhr und ebenfalls ein Foto von uns beiden aus den 20er Jahren. Gemeinsam haben wir Silvester 1926 in New Orleans verbracht und dort wahrscheinlich unsere besten Erinnerungen an eine unbeschwerte Zeit geschaffen, in der keine Frau unser Leben erschwert hat.

Nur, da heute Weihnachtsabend ist, beschließe ich meinen Vater auf Michael erst morgen anzusprechen. Ich will seine gute Laune nicht durch ihn verderben und auch meine restliche Familie soll nicht von alten Problemen an solch einem Tag belastet werden. Meine Mutter hat mal wieder ein viel zu üppiges Festessen zubereitet, welches unseren Geschmäckern nur allzu gelegen kommt. Sie lässt das Fleisch der Tiere nie ausbluten, damit es uns auch richtig mundet und sättigt. Diese spezielle Zubereitungsart hat sie sich über die Jahre angeeignet, nur damit sie und Vater nicht plötzlichen Heißhunger auf Menschen bekommen und es scheint recht gut zu funktionieren, denn bisher ist mir kein solcher Vorfall bekannt. „Logan, Schatz", sie schaut mich an. „Mhm?", brumme ich und schaue in ihre Augen, versuche herauszufinden, was sie mich fragen will. „Wann lernen wir eigentlich endlich mal wieder eine Frau kennen?", fährt sie fort. „Mom, du weißt was passiert ist", antworte ich ihr lediglich und beende das Thema für mich selbst, da ich bereits merke, dass ich mich unwohl fühle, wenn sie auch nur damit anfängt. „Logan, Daisys Tod ist nun 200 Jahre her. Es wird Zeit das du darüber hinweg kommst." Augenblicklich hören Jason, Ryan und Harry auf zu essen und schauen mich schweigend an, warten wohl auf eine Reaktion von mir, während Kate mich angrinst, bevor sie weiter auf ihrem Fleisch rumkaut. Mom hat ihren Namen erwähnt.

Es schmerzt immer noch. Niemand, außer Mom, hat es in den letzten Jahren bis heute je gewagt ihren Namen zu nennen. „Ich will nicht darüber reden", zische ich meine Mutter aggressiver als beabsichtigt an und stehe ruckartig vom Tisch auf, um hoch in mein Büro zu gehen. Statt auf eine Antwort zu warten, lasse ich sie alle einfach im Esszimmer sitzen. Ich will nicht mehr in ihrer Gesellschaft sein und Kates freches Grinsen geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Wie immer amüsiert es sie, wenn mir etwas nicht passt. Schon damals, als wir noch Kinder waren, liebte sie es, wenn andere leiden. Einer der Gründe, wieso ich hinter ihren Sadistischen Taten immer aufräumen muss und Spuren beseitigen muss. Statt Menschen einfach nur zu töten, quält sie sie und spielt mit ihnen. Lässt sie langsam sterben. Auch, wenn Jason und ich dies ebenfalls beherrschen, wissen wir unseren Müll selbst zu beseitigen und wie man sich im Hintergrund hält, nicht auffällt. Schon des Öfteren stand Kate in den Schlagzeilen und wurde als „Sadistischste Black" betitelt, was dem Ruf unserer Familie nur schadet.

Unaufgefordert folgt Jason mir nach oben in mein Büro und schließt die Türe hinter sich. „Logan, Du hast doch endlich jemanden gefunden. Deine Mutter hat recht", sagt er. „Jason Ich weiß, dass sie recht hat, aber trotzdem schmerzt es immer noch ihren Namen zu hören und das weiß sie", seufzend setze ich mich auf meinen Schreibtisch. „Alison wird dir diesen Schmerz bestimmt nehmen. Das weiß ich. Du musst ihr nur die Chance dazu geben", ohne weitere Worte verlässt er mein Büro und lässt mich allein. Ich entscheide mich dazu, den ganzen restlichen Abend nicht mehr zu Ihnen runter zu gehen, sondern allein in meinem Büro zu bleiben und die Flasche Scotch auszutrinken. Die Stille um mich herum treibt mir immer wieder Gedanken an Daisy in den Kopf, welche ich vergebens versuche von mir fern zu halten.

Mein Handy vibriert und erschreckt mich leicht, reißt mich aus meinen Gedanken. Sofort schaue ich auf den Display und sehe, dass Zayn mir eine Nachricht geschickt hat.

Alison geht es gut. Wir verbringen den Abend gemeinsam mit ihrer Familie. Sie hat sich sehr über deine Kette gefreut und sie sofort angezogen.

Sie und Sarah haben Flugtickets nach San Francisco geschenkt bekommen. Der Flug geht am 28. Dezember.

Dort werden sie die restlichen Feiertage verbringen. Sarah soll San Francisco etwas kennen lernen. Die beiden sahen atemberaubend aus.

Kurz darauf erreicht mich ein Foto auf welchem beide zu sehen sind und muss lächeln, als ich sehe, dass sie wirklich meine Kette trägt. Zudem hat Zayn nicht gelogen, denn sie sehen wirklich atemberaubend aus. Statt ihm zu antworten wechsle ich zu Google und schaue nach, welcher Flug am 28. Dezember von Fairbanks nach San Francisco geht und finde relativ schnell heraus, dass die beiden um 14 Uhr laden. Kurzerhand entscheide ich mich dazu, sie persönlich abzuholen und sie in meinem Appartement wohnen zu lassen, denn sie sollen die perfekte Zeit mit dem ganzen Luxus, welchen es in San Francisco gibt, verbringen. Dies ist zudem mein nachträgliches Weihnachtsgeschenk für Alison, welches ich ihr persönlich schenken kann.

Nach einem kurzen Blick auf die Uhr bemerke ich, dass es mittlerweile schon relativ spät ist und dennoch bin ich nicht sonderlich müde. Daher laufe ich noch einmal eine Runde durchs Haus und bemerke, dass Mom, Dad, Jason, Ryan und Harry noch immer im Wohnzimmer sitzen und sich lautstark unterhalten. Am lautesten hört man wie immer Ryan, der sich allem Anschein nach, mit meiner Mutter unterhält „Catelyn du hast bei Logan einen wunden Punkt getroffen, indem du ihn auf Daisy angesprochen hast."

„Ryan,das ist mir relativ egal. Er soll endlich über sie hinwegkommen", da ich michnoch immer nicht mit ihnen unterhalten will, drehe ich mich kurzerhand aufmeinen Fersen wieder um und gehe zurück nach oben. Mein Weg führt mich insBadezimmer, in welchem ich eine entspannende Dusche nehme und versuche, all denSchmerz und Hass, welchen meine Mutter durch Daisys Erwähnung verursacht hat,von mir zu waschen. Vergebens. Nur eines kann helfen und das ist Alison. Schon wieder muss ich an sie denken, an ihre waldgrünen Augen und wünsche mir,dass sie bei mir ist.

 Schon wieder muss ich an sie denken, an ihre waldgrünen Augen und wünsche mir,dass sie bei mir ist

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