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Was erwartete er? Dass ich ihn anschreinen und sagen würde, dass er gehen soll? Dass ich ihm mein Herz ausschütten würde? Oder noch komischere Dinge? Ganz sicher nicht. Provokativ legte ich meinen Kopf wieder in den Nacken und sah nach oben.



PoV Dominik

Wie erstarrt blickte ich auf die Person, die gemütlich auf der Bank saß und ihren Blick schweifen ließ. Sollte ich auf ihn zu gehen? Oder ihn einfach in Ruhe lassen? Das Gespräch mit Noah vorhin hatte mich nochmehr verwirrt. Wie sollte ich es denn einfach 'ruhig angehen lassen'? Was sollte ich Ruhig angehen lassen? Da war ja gar nichts was ich ruhig angehen lassen könnte. Unentschlossen stand ich nun schon einzige Zeit an meiner Stelle und sah Michael dabei zu wie er augenscheinlich nichts tat. Oder zumindest so, dass ich es nicht wahrnehmen konnte. Nach weiteren 2 Minuten die sich für mich wie eine Ewigkeit angefühlt hatten senkte er dann seinen Blick und rutschte ein Stück nach rechts. Angeleitet mich zu setzen löste ich mich aus meiner Starre und ließ mich auf den Platz links von ihm. Ich atmete langsam aus um meine innere Unruhe loszuwerden und drehte dann meinen Kopf in seine Richtung. Scheinbar immernoch desintessiert sah er nach oben.
Wollte er gar nicht mit mir reden? Warum hatte er mir dann Platz gemacht?
Noch verwirrter aber irgendwie sauer über meine unentschlossenheit fing ich dann an zu reden: »Du, äh..« Ich verstummte direkt wieder und es schien so als wäre mein Mut geradewegs über mir hinweg in den schwarzen Nachthimmel entflohen.

Michael senkte seinen Blick. »Was?«,fragte er mich mit direkter und fordernder Stimme und blickte mich leicht genervt an.
Ich hielt kurz die Luft an, nur um sie dann mit einem Mal wieder auszuatmen. »Was war das letzte Nacht?« Ich wartete kurz auf eine Reaktion seinerseits. Nichts. Er sah mich blinzelnd an und seufte kaum merklich. »Also das nennt man Sex, weißt du?« Er konnte sich ein leichtes schmunzeln nicht verkneifen und ich verdrehte peinlich berührt aber dennoch genervt über seine Antwort die Augen. »Du weißt was ich-«,wollte ich ihm schnippisch entgegenbringen,doch er unterbrach mich mit ernster Stimme. »Keine ahnung. Okay? Ich weiß es selber nicht. Es ist wohl einfach passiert. Ich würde ja jetzt sagen,dass wird nie wieder passieren..Aber das hatte ich mir nach dem ersten Unfall auch geschworen.«
Überrascht musterte ich ihn. Mit soetwas ehrlichem hätte ich wirklich nicht gerechnet.

Gefühlte Stunden schwiegen wir uns dann an, ehe er die Stille brach.
»Ich bin so verdammt schlecht darin mich irgendwie mitzuteilen, aber anders geht es dieses Mal wohl echt nicht.« Seufzend drehte er sich etwas mehr zu mir und legte einen Arm über die Bank. »Also..«,fing er an sich zu erklären,«Es ist nicht so, als würde ich nur weil wir Sex hatten sagen, dass ich dich liebe,oder so. Ich gebe zu, dass es sicher nicht noch ein zweites Mal passiert wäre, würde da gar nichts sein. Ich denke ich habe am Anfang etwas überreagiert. Tut mir leid, nur dachte ich du hättest es irgendjemandem erzählt und das will ich wirklich nicht.«

Nachdem er seine Rede beendet hatte sah er die ganze Zeit auf meine Hände. Ich hatte die ganze Zeit mit meinen Ärmeln rumgespielt. Das machte ich immer unterbewusst, wenn ich aufgeregt war oder nachdachte. Zumindest sagten mir alle immer, dass es so wäre.
Ich sah wieder auf und blickte in das fragende Gesicht Michaels. Was sollte ich ihm darauf denn jetzt antworten? Für mich stand eins fest und das schon seit letzter Nacht: Ich liebte ihn. Zumindest hatte ich einen ziemlichen Crush, da ich mir nicht sicher war, ob man sich nur durch Sex verlieben könnte.

Erneute Stille breitete sich zwischen uns aus, da ich nicht den Mut hatte meine Gedanken auszusprechen.

»Bist du schwul?«,kam es nun wieder von Michael und meine Augen wurden groß. »Also ehrlich gesagt habe ich das nie in Betracht gezogen. Ich fand Jungs schon attraktiv, aber nie wirklich auf diese Weise. Denke ich.«
Stille. Dann meldete sich Michael wieder zu Wort:» Ich wollte auch noch nie wirklich etwas von Jungs. Ich hatte ja schließlich eine Freundin und..-«
Ich blinzelte, da mir eine Schneeflocke auf meinen Wimpern Probleme bereitete und sah ihn mit geröteten Wangen an. Lag wohl nicht nur an der Kälte.
Diese Stille war das komplette Gegenteil von beruhigend und angenehm. Sie war unangenehm und irgendwie beängstigend. Aber so gerne ich diese unangenehme Stille auch durchbrechen wollte, so ungerne wollte ich gerade etwas sagen. Diese gesamte Situation verwirrte mich schon und dieses Gespräch gerade machte es nicht besser. Was wollte Michael mir damit sagen? Dass er Bisexuell war? Und wieso erzählte er mir sowas? Versuchte er gerade irgendwelche Anspielungen zu machen? Ich wagte es nichteinmal darüber nachzudenken, aber versuchte er mir gerade zu vermitteln, dass er etwas für mich empfand?

Ich hatte ihn wohl ausversehen während meines inneren Konfliktes angestarrt denn als ich endlich in die Realität zurück kam sah er mich ebenfalls einfach nur an. Diese Stille machte mich verrückt! »Ich gehe dann wied-«,wollte ich mich verabschieden und stand auf, wurde jedoch von der Hand des braunhaarigen zurück gezogen. Verwirrt sah ich ihn an.
»Was denn?«,fragte ich zögerlich und drehte mich in seine Richtung. Kurz sah er mich nur an, ehe er aufstand, mich etwas zu sich zog und seine Lippen auf meine legte. Etwas überrumpelt sah ich ihn an, doch er hatte die Augen geschlossen. Ich erwiederte und schloss meine Augen ebenfalls. Ich war noch verwirrter als gerade eben schon, aber beschloss es einfach zu genießen, solange ich noch die Gelegenheit dazu hatte.

Nach kurzer Zeit löste er sich wieder von mir und fuhr sich anscheinend selbst etwas überrumpelt durch seine mittlerweile Weiß-glitzernden Haare. Ich traute mich fast gar nicht zu fragen, da ich den Moment nicht einfach zerstören wollte:»Was..sollte das gerade?«
Michael lächelte schief und sah nach oben, da er wahrscheinlich gerade versuchte eine gute Erklärung zu finden.
»Man sagt ja immer, dass man weiß ob man verliebt ist, wenn es beim küssen kribbelt. Keine Ahnung, diese Wärme halt. Und die letzten Male war ich wohl ziemlich dicht.« Er schmunzelte selber bei dieser Feststellung und sah mich dann abwartend an.
»..Und?«,hakte ich nach.

[1015 Wörter, Gefühle? Gibt's nicht. xD]

Nur diese eine Nacht [BxB]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt