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Welcher Tag war heute nochmal? Dienstag? Mittwoch? Donnerstag? Nach einem erneuten Blick auf mein Handy hatte ich auch den Wochentag herausgefunden und rollte mich aus dem Bett. Mein Rücken schmerzte und meine Augen brannten. Eigentlich das Übliche.

PoV Dominik        
Nachdem ich meine übliche Morgenroutine hintermich gebracht hatte kramte ich meinen Stundenplan aus meinem Rucksack. Englisch, Physik und Sport. Was ein toller Tag.
Seufzend kramte ich den Plan wieder zurück an seinen Platz und schmiss schon fast mein Sportzeug dazu, da ich heute absolut keinen Nerv dazu hatte mich auch nur in irgendeiner Weise körperlich zu bewegen. Dazu kam das mulmige Gefühl, dass mich überkam wenn ich daran dachte, wie ich Michael wiedersehen müsste und so tun müsste als wäre nichts geschehen. Ich hatte gestern beschlossen es einfach dabei zu belassen. Er hasste mich offenbar und wenn ich niemanden von dieser Nacht erzählen würde, so würde auch ich sie bald vergessen. Im Endeffekt war es ja nur ein Ausrutscher gewesen und ich hatte wirklich keine Lust mich mit ihm anzulegen. Mal wieder so komplett in Gedanken versunken bemerkte ich gar nicht wie langsam ich in Wirklichkeit ging und kam glatte 5 Minuten zu spät an der Schule an.
Super gemacht Dominik,wirklich.
Da ich eh zu spät war schlenderte ich auch die restlichen Meter bis zu meinem Klassenraum und betrat unmotiviert die Klasse.
Mein grimmiger Englischlehrer musterte mich. "Was verschafft uns die Ehre Sie in dieser bescheidenen Lerngruppe zu wissen?",gab er sarkastisch von sich und blätterte in seinem Heft rum. Gefühlt war er schon immer so zu allen gewesen und damit musste man sich einfach abfinden. Nuschelnd sagte ich: "Hab verschlafen,entschuldigen Sie.",und ließ mich auf meinem Stuhl nieder. Dabei ignorierte ich Michael gekonnt und sah nur aus dem Seitenwinkel wie er mich musterte. Seine blauen Augen hatten sich zu Schlitzen verformt und vermutlich wartete er auf eine Reaktion meinerseits. Diese Genugtuung würde ich ihm nicht geben.
Ich kramte meinen Block aus meiner Tasche und sah gespielt interessiert nach Vorne in die Richtung meines grimmigen, alten Lehrers, der gar nicht daran dachte mich irgendwie zur Rede zu stellen und stattdessen einfach mit seinem Unterricht fortfuhr. Ich lehnte mich müde und immernoch zutiefst desinteressiert an die Wand rechts neben mir und seufzte kaum hörbar. Ich ertappte mich immerwieder dabei wie mein Blick auf dem Weg zur Tafel an Michael hängen blieb und ihn musterte. Er sah ebenfalls so aus als hätte er nicht sonderlich viel geschlafen, da tiefe Augenringe sein Gesicht ziehrten und er sich nichteinmal mehr die Mühe gemacht hatte seine ungestylten Haare unter seiner Cap zu verstecken. Seine Finger tippten nicht zu einer Melodie, die wie immer in seinem Kopf spielte, auf der Tischkante und sein Blick war leer und starr auf die Tafel gerichtet. Untypischer Anblick, wo er sich doch sonst immer mit Energys wach hielt. Einerseits beunruhigte es mich irgendwie ihn so zu sehen, aber andererseits hatte ich erst gestern beschlossen es Ruhen zu lassen und wollte nicht jetzt schon meinen eigenen Eid brechen und ihn Fragen ob alley Okay wäre. So ließ ich meinen Blick weiterhin unmerklich auf ihm Ruhen und in meinem Kopf formten sich -ungewollt- wilde Fantasien, was dieses Auftreten von Michael verursacht haben könnte.

Die Stunden vergingen und Michael gab keine einzige Bemerkung von sich. Ich war sogar der Meinung ihn in der ersten Pause nicht wie gewohnt zu seinen Raucherfreunden, sondern unter eine der Treppen gehen zu sehen. In den nächsten Physikstunden starrte ich verwundert auf seinen Hinterkopf. Ich saß hinter ihm und ihm fehlte sogar die Lust ausgelassen mit unserer Physiklehrerin zu diskutieren. Im Sportunterricht lief er lustlos und ohne Musik zu hören seine Runden. Irgendetwas war vorgefallen und ob ich nun wollte oder nicht, es interessierte mich. Irgendwo war ich auch froh, dass er mir keine abwertenden Blicke zuwarf und nicht der Mittelpunkt seiner aggressionen war, aber ihn so zu sehen war noch beunruhigender. Was konnte ihn denn so aus der Bahn werfen?
Selbst nach der Schule fuhr er ohne auch nur ein Wort mit irgendjemandem zu wechseln auf seinem Longboard nach Hause und ignorierte dabei seine Gruppe von Freunden, die immer am Eingang standen. Ich verfluchte mich wirklich so interessiert zu sein, besonders weil ich mich wirklich freuen sollte, aber es ließ mir einfach keine Ruhe. Ich hatte sogar kurz einen Gedanken daran verschwendet ihm zu folgen um mich zu erkundigen ob alles in Ordnung sei, aber so lebensmüde war ich dann doch nicht.


PoV Michael

Alles war irgendwie grau. Ich hatte das Gefühl alles über mir würde zusammenbrechen und ich glaubte nicht einmal meine Freunde würden mich in dieser Hinsicht verstehen.
Ich zwang mich den ganzen Tag nicht einen einzigen Gedanken daran zu verschweden, was den Tag davor passiert war. Die Erinnerungen flimmerten immerwieder vor meinem inneren Auge auf. Wie sie vor mir stand. Ihre Arme vor ihrer Brust verschränkt. Diese glänzenden, verweinten Augen. Wie sie versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Alleine bei dem Gedanken daran zog sich alles in mir zusammen. Ich hatte fast die letzten zwei Jahre mit ihr zusammen verbracht und nun würde ich sie nie wieder umarmen oder küssen können. Es war als wären die ganzen mit ihr verbundenen so wundervollen Erinnerungen in einem so kurzen Moment vor mir in Flammen aufgegangen als sie tief einatmete und sagte: »Ich denke wir sollten es beenden. Meine Freundin hat dich auf der Party mit diesem Mädchen gesehen und zwischen uns ist es schon lange nichtmehr so wie Anfangs.«


PoV Dominik

Die Tage vergingen. Michael schwieg. Ich schwieg. Ich wagte es nicht ihn anzusprechen. Stattdessen versuchte ich meinen Lehrer zu überzeugen mich an das andere Ende der Klasse setzen zu dürfen. Es war als hätte das Karma noch ein Hühnchen mit mir zu rupfen, denn die Lehrkraft lehnte ab und ich hatte in diesem Moment das Gefühl den allzu vertrauten Blick Michaels auf meinem Rücken spüren zu können.
Es war mittlerweile schon Dezember. Die Tage waren immer kürzer, die Nächte immer kälter. Aber auch alles andere war kälter geworden. Felix und ich wechselten kaum noch ein Wort. Es war nicht so als hätten wir uns gestritten, wir hatten uns einfach auseinander gelebt. Auch die Stimmung zwischen Michael und mir war vor Kälte erstarrt. Wir redeten nicht, sahen uns nicht einmal wirklich an. Die Klausurenphase war fast vorüber und die einzige Wärme, die ich gerade in meinem Leben verspürte, waren die mittlerweile fast täglichen treffen mit Noah unter der Treppe in dem kleinen Café in der Stadt. Die Gespräche waren soetwas wie ein Lichtstrahl an dem dunklen, grauen Himmel der mein Leben repräsentierte.


[1078 Wörter, also Trennungsgefühle kann ich noch weniger beschreiben als Smut xDD]                                                                                                                            


Nur diese eine Nacht [BxB]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt