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Ich schüttelte innerlich den Kopf um diesen Gedanken loszuwerden. Verdammt, ich war verliebt! Das war etwas tolles und diese Gesellschaft sollte mir das nicht mit ihren dummen Normen kaputt machen. Mit den Händen in den Hosentaschen und einem nachdenklichen Blick im Gesicht schlenderte auch ich endlich durch die schwarze Nacht nach Hause.

PoV Michael

Nachdem ich den gesamten Sonntag lang keinen einzigen Gedanken mehr an die vorherige Nacht verschwendet hatte, da ich zu sehr mit zocken beschäftigt war, kamen die Gedanken darüber jetzt alle auf einmal wieder zurück.

Ich war also in Dominik verliebt? In diesen komischen blonden Jungen? Gerade als ich wieder an ihn dachte musste ich grinsen. Ja, er war komisch und blond und trotzdem schaffte er es irgendwie meine Gedanken zumindest für die Momente, in denen ich ihn traf, komplett abzuschalten. Aber nicht auf diese negative Weise. Diese ganzen Gedanken, die ich sonst immer versuchte mit meiner lauten Musik verstummen zu lassen, verstummten auch mit ihm. Seitdem meine Freundin sich von mir getrennt hatte, war es noch schlimmer gewesen als vorher und nichtmal mehr der Alkohol hatte das verhindern können. Doch nun war er da und es geschah einfach.

Trotzallem war der Gedanke daran seltsam. Diese mehr oder weniger plötzliche Erkenntnis über sich selber. Über die eigene Sexualität. Sich dies einzugestehen war für den Einzelnen teilweise schon eine große Hürde. Für mich war es das zwar nicht gewesen, da ich vorher schon betrunken Erfahrungen damit gesammelt hatte, jedoch war eine Beziehung in dieser Hinsicht komplett Verschieden.
In mir machte sich dieser unterdrückte Wunsch breit, diese Erfahrung mit Dominik auch einmal in unalkoholisiertem Zustand zu machen. Einzelne Fetzen dieser Nächte flirrten, wie in einem dieser Super-8 Filme, vor meinem inneren Auge umher und erzeugten eine wohlige Gänsehaut auf meinem gesamten Körper.

Ich merkte wie mein Mund ein lächeln formte und durch diese Erkenntnis fing ich an zu grinsen. Ich hatte dieses Gefühl des verliebt seins wirklich vermisst. Dieses kribbeln und dieses verlangen dumm zu grinsen, wenn man an diese bestimmte Person dachte. Es war schon lange her, dass ich dieses Gefühl das letzte Mal verspürt hatte, denn selbst während der Beziehung mit meiner Freundin war dieses wohlige Gefühl zum Ende hin einfach nichtmehr vorhanden. Natürlich war diese Wärme und dieses Gefühl der Geborgenheit immernoch zu spüren gewesen, da ich sie immernoch geliebt hatte, jedoch war es wirklich nichts mehr im Vergleich zu diesem anfänglichen kribbeln und dem euphorischen Gefühl, wenn man sich in der Nähe des anderen aufhielt.

Ich entschied mich nicht länger mit diesen einerseits melancholisch,deprimierenden Gedanken über vergangene Gefühle für meine Freundin und andererseits vor glücksgefühlen sprühenden Gedanken über Dominik zu befassen und hiefte mich aus meinem überaus bequemen Stuhl.

Ich verbrachte wahrscheinlich einen größeren Anteil der Zeit meines Lebens in diesem Stuhl als in meinem Bett, obwohl eben dieses ebenfalls sehr gemütlich war, nur nicht nah genug an meinem Computer.

Ich fuhr mir durch die Haare und richtete anschließend mit einer Handbewegung meine Hose. . Mit einem kurzen Blick auf mein Handy stellte ich fest, dass es bereits Drei Uhr morgens war und grinste schief. Es war bereits Montag. Montag Morgen. Morgen würde ein lustiger Tag werden. War immer wieder spaßig morgens in der Klasse sitzen zu müssen, während ein Lehrer etwas erzählte, dem man eh nicht folgen konnte, weil man dafür viel zu müde war. Schlafen war dann allerdings auch nie eine Option, denn dann würde der Lehrer wohl anmerken, dass man seinem Unterricht nicht folgte, obwohl es ihn anscheinend nicht interessierte wenn man offensichtlich abwesend mit dem halben Oberkörper auf seinem Tisch lag und sich zwang die Augen offen zu halten und den Kopf nicht von der Hand, die als Stütze diente, fallen zu lassen.


PoV Dominik

Den gesamten Morgen war ich schon so überdurchschnittlich fröhlich. Ich hatte nicht einmal das Verlangen noch im Bett rumzudösen, als mein Wecker klingelte und mich aus meinem Schlaf riss. Ich fühlte mich generell wacher und das, obwohl ich, genau wie an den anderen Tagen unter der Woche auch, bis Zwei Uhr morgens wach geblieben war und gezockt hatte. Ich fühlte mich wie an diesem ersten Tag nach den Ferien, wenn irgendetwas in einem sich noch auf die Schule freute und auf das Wiedersehen der Klassenkameraden. Dieses Gefühl war genauso penetrant und doch hielt es dann immer nur für den ersten Tag.

Ich war mittlerweile schon in der Schule und das, sogar schon fünf Minuten früher als sonst. Ich wa selbst schon etwas angenervt von meinem Verhalten. In mir war diese kindliche Unruhe. Diese Ungeduld, was wohl passieren würde, wenn Michael die Klasse betreten und sein Blick auf mich fallen würde. Aber würde überhaupt irgendetwas passieren? Schließlich hatten wir beide beschlossen es Geheim zu halten. Er würde ja wohl nicht einfach herein spazieren, auf mich zu rennen und mich wie in Dirty Dancing an den Hüften fassen und hochheben. Warum auch immer meine Gedanken dieses Bild in meinem Kopf formten musste ich unweigerlich anfangen dumm zu grinsen und senkte meinen Blick auf mein gesperrtes Handy um so zu tun, als würde ich irgendetwas auf meinem Bildschirm gerade sehr amüsant finden. Da sich aber eh niemand für mich und die unkontrollierten Bewegungen meiner Gesichtszüge interessierte ließ ich dieses schon bald wieder sinken und richtete meinen Blick auf die Tür der Klasse.

Ich hatte ihm seit der Nacht von Samstag auf Sonntag nicht geschrieben und das, obwohl er meinte ich könnte ihn anschreiben, wenn etwas wäre. Natürlich war nichts gewesen, schließlich war mein Leben nicht aufregend genug für atemberaubend dramatische Verfolgungsjagden oder übersinnliche Begegnungen, die ein Grund für mich gewesen wären ihn anzuschreiben. Aber dennoch hätte eine normale Person dies getan, oder? Es war eher eine Redewendung gewesen, als das er es wirklich  ernst gemeint hatte. Das sagten sich schließlich alle Menschen in Beziehungen, um klar zu machen, dass sie sich sorgten und immer ein offenes Ohr für die Probleme des Partners hatten. Also hätte ich ihn nun anschreiben können, da es nur eine Floskel war und er mir damit nur hatte sagen wollen, dass er immer für mich da war und ich ihn somit auch bei unwichtigeren Dingen anschreiben könnte, oder hätte ich ihn anschreiben müssen, da es mehr als eine unterschwellige Aufforderung gemeint war?

Komplett in Gedanken versunken und mit einem ziemlich irritierten Gesichtsausdruck im Gesicht, da ich meine eigenen Gedanken nicht mehr verstand, bemerkte ich gar nicht wie Michael in die Klasse spazierte und sein Longboard an die Wand lehnte.

[1060 Wörter, so me wenn ich über irgendetwas nachdenke, das jemand einfach nebenbei gesagt hat, lol]

Nur diese eine Nacht [BxB]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt