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»Man sagt ja immer, dass man weiß ob man verliebt ist, wenn es beim  küssen kribbelt. Keine Ahnung, diese Wärme halt. Und die letzten Male  war ich wohl ziemlich dicht.« Er schmunzelte selber bei dieser  Feststellung und sah mich dann abwartend an.
»..Und?«,hakte ich nach.

PoV Dominik

Nachdenklich schaute er auf seine Hände nur um diese dann tiefer in seine Ärmel zu schieben. Abwartend sah ich ihn an. Nach kurzer Stille fuhr er sich dann mit einem entnervten seufzen durch die Haare. »Gott,das ist so unangenehm. In so einer Situation war ich noch nie und ich habe das Gefühl, dass alles was ich jetzt sagen könnte falsch klingt. Ich meine es wäre so verdammt kitschig zu sagen, dass da ein kribbeln war. Sowas sagt man doch nicht so,oder?« Ich hatte ein leichtes grinsen im Gesicht. Hatte ich das richtig verstanden? 'Da war ein kribbeln'? Michael hatte mittlerweile wohl auch mitbekommen wie ich versuchte nicht allzu stark zu grinsen und unterbrach seinen Versuch der Begründung. »Warum grinst du so?«,gab er daraufhin leicht verunsichert von sich. »Da war ein kribbeln?«,wiederholte ich seine Aussage und hob fragend eine Augenbraue. Kurz sah er mich grinsend an nur um dann auf diese typische Michael-weise zu lachen,die man einfach nicht beschreiben kann. »War das ein Ja?«,fragte ich ebenfalls leicht am lachen über die unangenehme Situation, in der wir uns gerade befanden. Mir war mittlerweile wirklich warm geworden und der Schnee, der mich mittlerweile bedeckte, machte mir auch nichts mehr aus. Der mittlerweile weißhaarige machte eine kreisende Kopfbewegung, da er offensichtlich nicht weiter so angespannt über dieses Thema reden wollte,grinste danach und zog mich wieder zu sich um mich zu küssen. Diesmal erwiederte ich direkt und fuhr mit meinen Finger durch seine nassen,kalten,mit Schnee bedeckten Haare. Als wir uns lösten lachte ich und sagte schief grinsend:»Ein eindeutiges 'Ja' bekomme ich wohl nichtmehr von dir.« Ein herzliches Lachen seiner seits bestätigte meine Vermutung wohl und so ließ ich mich gegen seine Schulter sinken.

Die Ruhe die nun zwischen uns war, war nicht mehr unangenehm. Irgendwie strahlte sie so eine Wärme aus. Obwohl ich nicht wusste, wie es jetzt weiter gehen sollte und ob dieses von Michael beschriebene 'kribbeln' schon ein 'Liebes-kribbeln' war, oder eher so ein 'Ich-mag-dich-zwar-aber-genaueres-kann-ich-jetzt-noch-nicht-sagen-kribbeln' musste ich noch herausfinden, aber dafür war ich gerade viel zu abwesend. Wir beide sahen einfach nach oben und sahen dem Schnee beim fallen zu. Ich hatte gerade gar nicht das Bedürfnis mit ihm über irgendetwas zu reden. Ich wollte gerade gar nichts tun. Genaugenommen wollte ich einfach meinen Kopf weiter auf Michaels Schulter ruhem lassen und dem Schnee beim fallen zu sehen.

Als die Kirchenglocken das nächste mal läuteten löste sich Michael aus seiner Position und auch ich richtete mich wieder auf. Fragend sah ich ihn an, was er mit einem lächeln quittierte. »Muss los.« Verwirrt hob ich eine Augenbraue:»Es ist doch Sonntag, wo musst du denn hin?« Er stand auf und fuhr sich durch seine nassen Haare um sie wenigstens etwas zu richten. »In Australien publishen die 18 Uhr Ortszeit ein neues Spiel.«,er hielt kurz inne,nur um dies dann weiter auszuführen,»Das sind 10 Stunden Plus. Also muss ich um halb Acht aufstehen, wenn ich pünktlich sein will und muss dann auch noch wach genug zum zocken sein.« Als er seine Erklärung beendet hatte sah er mich erneut an. Seinem fragenden Blick nach zu Urteilen fragte er sich wohl gerade warum ich schonwieder am grinsen war. »Du und deine Beta-Games immer.«,lachte ich. Wie viele gibt's denn noch auf deiner Liste? Da lässt du mich jetzt schon zum zweiten mal deswegen alleine.«,scherzte ich herum. Auch er lachte und fuhr sich mit der Hand über den Nacken. »Och,sind nur noch n paar dieses Jahr.«,witzelte er ebenfalls und zog sich dabei seine Jacke etwas nach unten,da diese beim Sitzen nach oben gerutscht war.

Nach erneuter Stille lächelte er dann wieder und kam mit den Händen in den Hosentaschen auf mich zu. »Also dann, bis Montag? Meine Nummer hast du ja eh. Schreib mich an, wenn irgendwas ist.«,grinste er und wippte etwas hin und her. Ich lächelte ebenfalls und nickte. Er war gerade dabei sich umzudrehen, als ich erneut zum Sprechen ansetzte:»Michael?« Nachdem ich seine Aufmerksamkeit erlangt hatte und er sich mit dem Oberkörper nocheinmal in meine Richtung gedreht hatte redete ich weiter,»Das bleibt unter uns,oder?« Er nickte nur, drehte sich dann wieder um und ging. Als er hinter einer Tanne verschwunden war bemerkte ich die Dunkelheit um mich. Plötzlich stand ich wieder alleine in der Kälte. Was sich vorhin wie eine Ewigkeit angefühlt hatte, war wahrscheinlich nicht einmal eine Stunde gewesen, aber das war mir so egal. Irgendwie freute ich mich auf Montag. Ich war mir selber unklar wie es weiter gehen würde. Dass er auf meine Frage mit einem Nicken geantwortet hatte ließ ihn mir auch undeutbare Gefühle aufkommen. Irgendwie wollte ich es in die Welt hinausschreien. Ich war verdammt nochmal Schwul. Nichts wofür man sich schämen müsste, allerdings war da Michael. Ich wusste genau, dass seine Freunde da anderer Meinung waren. Es lag ja nicht nur an Michael. Oder an seinem Umfeld. Es lag auch an meinem Umfeld. Außer Noah hatte ich bei niemanden aus meinem sogenannten Freundeskreis wirklich das Gefühl Aktzeptanz dafür erhalten zu können. Meiner Ansicht nach war es eigentlich nichts wofür man erst aktzeptiert werden müsste. Wenn es so war, dann war es nunmal so. Aber gerade diese Meinung ließ mich so unentschieden sein. Ja, ich wollte nicht von den Meinungen der anderen Abhänging sein. Ich glaube das wollte niemand heutzutage wirklich. Aber ich wollte und konnte mir einfach nicht vorstellen wie es wäre diese abwertenden Blicke derer, von denen ich dachte, dass sie zu mir stehen, auf mir zu spüren. Alleine diese Vorstellung ließ mir schon einen Schauer über den Rücken fahren.

Ich schüttelte innerlich den Kopf um diesen Gedanken loszuwerden. Verdammt, ich war verliebt! Das war etwas tolles und diese Gesellschaft sollte mir das nicht mit ihren dummen Normen kaputt machen. Mit den Händen in den Hosentaschen und einem nachdenklichen Blick im Gesicht schlenderte auch ich endlich durch die schwarze Nacht nach Hause.

[1006 Wörter, und da kam auch schon die gesellschaftskritische Seite an mir durch. Ups.]

Nur diese eine Nacht [BxB]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt