Kapitel 9

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Taleria P.O.V.

Zitternd und schweißüberströmt saß ich in meinem Bett. Die Erkenntnis, dass meine beste Freundin noch am Leben war, drang nun endlich in meinen Verstand ein.
Dieser versuchte sich immer noch verzweifelt gegen diese zu wehren. Das war doch nur ein Traum! Sie ist tot! Es ist unmöglich, dass sie noch lebt!
Gleichzeitig machte sich der Teil in mir bemerkbar, der diese Hoffnung schon zur Realität erklärt hatte. Das war kein Traum, ich weiß, dass es eine Vision war! Sie lebt noch! Wir müssen sie retten!
Von dem ganzen Geschrei in meinem Kopf wurde mir ganz schwindelig. Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus. Ich tat das einzige, was mir in dem Moment richtig schien.

Ein paar Minuten später klopfte ich an der Tür. „Herein.", ertönte die freundliche Stimme von Gandalf.
„Taleria! Was führt dich zu dieser Stunde noch hierher?"
„Äh... naja also..."
„Sag schon mein Kind!"
„Ich hatte einen Traum."
„Einen Traum? Und weshalb kommst du um diese Zeit noch zu mir?"
„Also es war kein normaler Traum. Es war so eine Art Vision." Jetzt wurde Gandalf hellhörig.
„Eine Vision sagst du?" Mit einem Nicken bestätigte ich seine Frage.
„Hast du sowas öfter?", fragte Gandalf weiter. Wieder nickte ich:
„Das war das dritte – nein vierte Mal."
„Erzähl mir von deiner Vision.", forderte mich der Zauberer auf.
„Da war ein grelles Licht. Überall war es. Dann hörte ich eine Stimme. Ihre Stimme."
„Wessen Stimme?", unterbrach Gandalf meine Erzählung.
„Die der Frau in meinen vorigen Visionen. Bis jetzt war sie immer da. Bei der letzten sagte sie mir, dass sie meine Großmutter ist."
„Deine Großmutter! Ich wusste, dass sie dich im Auge behält, aber nicht, dass sie dir Visionen schickt."
„Du kennst sie?!"
„Ja aber das ist jetzt unwichtig. Erzähl weiter!"
Widerwillig setzte ich meinen Bericht fort: „Ich ging der Stimme nach, irgendwann war ich auf einer Lichtung in einem Wald. Dort stand meine Großmutter und noch jemand."
Ich zögerte kurz. Er wird mich sicherlich für verrückt halten., dachte ich.
„Wer stand da noch? Sag es mir, Taleria!"
„Da stand Aislinn."
Ich wartete in der Erwartung, Gandalf würde mich auslachen, doch der weise Mann sah nur konzentriert auf die Wand hinter mir.
Also fuhr ich fort: „Sie sagte, sie sei in einer Zwischenwelt gelandet sei, als sie starb. Sie komme nicht selbst heraus, hat sie gesagt. Und dass nur ich sie zurückholen kann. Was hat das alles zu bedeuten Gandalf? Werde ich verrückt?"
Der verzweifelte Ton in meiner Stimme, ließ Gandalf aufschauen. „Wie kommst du darauf, Kind? Du sagtest, es sei eine Vision."
„Schon aber..."
„Na also! Du bist nicht verrückt, nur vom Schicksal verfolgt, wie mir scheint. Was hat Aislinn noch gesagt?"
„Dass ich erst Frieden in meinem Herzen finden muss, bevor ich sie finden kann. Was meinte sie mit Frieden? Ich habe Frieden in meinem Herzen!"
„Das kannst nur du beantworten, Kind. Nur du kennst die Tiefen deines Herzens. Jetzt geh und schlaf ein bisschen. Morgen wird ein langer Tag und nur ein Narr würde sich unausgeruht auf eine lange Reise begeben."

Am nächsten Tag ritten wir noch vor Sonnenaufgang los. Thranduil hatte sich von uns verabschiedet und uns genügend Proviant für drei Wochen mitgegeben.
„Ihr werdet euer Proviant bei Beorn aufstocken müssen.", hatte er noch zu Gandalf gesagt, dann nahm er mich beim Arm und zog mich ein Stück weit weg von den anderen.
„Pass auf dich auf Taleria! Und wehe dir du stirbst! Tu was Gandalf sagt, bis nach Lóthlórien ist es ein langer Weg und es laue–"
„Thranduil!", unterbrach ich seinen Monolog. „Ich bin kein Kind mehr! Glaubst du nicht, dass ich es schaffen werde, von einem Wald zum anderen zu wandern? Mich wird schon kein Ork erwischen, keine Sorge. Außerdem sind Gandalf und Aragorn bei mir. Ich muss los, wir sehen uns!"
Schnell hatte ich mich verabschiedet, bevor der Elbenkönig erneut zu einer Rede ansetzten konnte.

Wir ritten immer noch zwischen den unheimlichen Bäumen des Düsterwaldes hindurch, als ich ein merkwürdiges Geräusch bemerkte.
Bisher hatte ich es nur einmal gehört, damals stammte es von einem – aber das konnte nicht sein, oder doch? Nein hier waren bestimmt keine–
„Orks!", vollendete Aragorns ruf meine Gedanken. Hastig sprang ich von Koriat, zog ich mein Schwert aus der Scheide und stellte mich mit den Rücken zu Aragorn auf.
Mehr Zeit blieb mir auch nicht, denn da stürmte schon der erste Ork auf mich zu.
Mit einer fließenden Bewegung schlug ich dem grausigen Geschöpf den Kopf ab. Dieser wackelte noch eine Sekunde auf dem Hals herum, bis der Körper des Orks schließlich komplett zusammenbrach.
Der nächste Ork rannte herbei und hinter ihm gleich noch zwei. Er griff meine linke Seite an, die vollkommen ungeschützt war. In der letzten Sekunde schaffte ich es noch mein Schwert herumzureißen und den Schlag abzuwehren.
Mit einigen Schritten nach hinten brachte ich mich schnell in Sicherheit bevor das nächste Ungetüm auf mich einhacken wollte.
Ich wich den Hieben mit einer Seitwärtsdrehung aus und schlitzte meinem Gegner den Bauch auf, sodass etwas zum Vorschein kam, was, glaube ich, den Dünndarm darstellen sollte.
Bei dem Anblick musste ich kurz würgen, doch ich musste mich auf den nächsten Ork konzentrieren. Er machte es mir nicht gerade schwer, da er mit dem Schwert hoch über dem Kopf gehoben auf mich zu stürmte.
Kurzerhand stieß ich ihm mein Schwert in dem Bauch und wich seinem herabsausenden Schwert aus. Hastig sah ich mich nach einem neuen Gegner um. Der letzte Ork flüchtete gerade zwischen den Bäumen.
Ich setzte ihm hinterher und zog dabei meinen Bogen vom Rücken.
„HE!", rief ich dem Fliehenden hinterher.
Es war nur ein schwacher Versuch und ich hatte nicht erwartet, dass er funktionieren würde, aber der Ork drehte sich doch tatsächlich um und lief mit voller Geschwindigkeit gegen eine Kiefer.
„Trottel.", murmelte ich und schoss ihm ins Herz. Langsam stapfte ich durchs Unterholz, um wieder zurück zu meinen Gefährten zu gelangen.
„Taleria!", empfing mich Gandalf sogleich mit einem tadelnden Ruf.
„Für solche Kleinigkeiten haben wir wirklich keine Zeit. Ich möchte Beorns Hütte heute noch erreichen. Das Ende des Waldes ist nicht mehr fern, die Bäume werden lichter."
Während ich meinen Bogen wieder auf meinen Rücken hängte, stapfte Koriat auf mich zu.
„Na los Kleine, steig endlich auf! Ich will aus diesem vermaledeiten Wald heraus.", forderte er mich auf.
„Da bist du nicht der einzige.", stimmte ich ihm leise zu und schwang mich in den Sattel.
Wir warteten bis auch Gandalf wieder im Sattel saß, dann ritten wir weiter.

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