Taleria P.O.V.
Das Treffen mit Galadriel verlief ohne weitere Vorfälle. Alles was wir taten, war unsere Informationen zu sammeln.
Der Rat wollte bis zum nächsten Treffen entscheiden, wie wir vorgehen werden.
Nach dem Treffen wanderte ich ein wenig durch die Stadt. Verglichen mit dem Düsterwald war Lóthlórien ein weitaus fröhlicherer Ort.
Überall tanzten und lachten Elben. Es schien fast so, als ob sie nicht wüssten, was uns allen bevorstand.
Je weiter ich ins Stadtinnere kam, desto schöner wirkte alles auf mich. Fast so, als würde ein Zauber über der Stadt liegen.
Das Blätterdach glitzerte im Sonnenlicht, während eine leichte Brise durch die Baumkronen wehte. Auch wenn gerade Winter war, lag eine angenehme Wärme über der Stadt.
Irgendwann kam ich an einen großen Platz, wo schon Vorbereitungen für das anstehende Fest liefen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich alle Gedanken an meine Ansprache erfolgreich verdrängt. Jetzt aber kehrte das mulmige Gefühl vom Morgen zurück.
„Sei einfach so, wie du bist.", äffte ich Aragorn nach. „Toller Ratschlag, wirklich."
Da meine Stimmung gerade auf Kellerniveau gesunken war, machte ich kehrt und ging nach Hause. Seufzend setzte ich mich auf mein Bett.
Schon in der Schule, hatte ich es gehasst, vor meinen Mitschülern zu sprechen und jetzt erwartete man von mir, eine Rede vor der gesamten Stadt zu halten?
Auch ohne die Weisheit Gandalfs oder die Voraussicht Galadriels konnte ich mir ausdenken, was dabei herauskommen wird.
Natürlich wäre es in diesem Moment am klügsten gewesen, mich an den Schreibtisch zu setzten und an dieser verfluchten Rede zu arbeiten. Da ich aber sowieso nichts Passables zustande gebracht hätte, machte ich mich auf die Suche nach Aragorn.
Ich fand ihn schließlich etwas abseits der Stadt auf einer Treppe sitzend und über einem Blatt Papier gebeugt.
„Na, was machst du?", fragte ich und setzte mich neben ihn.
„Ich denke über dein Schwert nach. Du hast besondere Ansprüche, weißt du. Keines der Standartschwerter ist passend für dich. Du bist nicht besonders stark, was heißt, dass du deine Schläge anders als die Elben durchführen musst. Dein Stil ist nicht grob und rustikal, wie der der Zwerge, aber auch nicht elegant wie der der Elben. Du bist schneller als die Menschen, doch dein Mangel an Erfahrung gleicht diesen Vorteil wieder aus.", grübelte Aragorn vor sich hin.
„Ich hoffe doch, dass meine Erfahrung weiterwachsen wird. Ich bin mir sicher, dass du das perfekte Schwer für mich entwerfen wirst.", zwinkernd klopfte ich ihm auf die Schulter und lugte in seine Unterlagen.
Anscheinend saß Aragorn schon des Längerem hier. Dutzende von Skizzen waren auf dem Blatt zu sehen. Einige waren durchgestrichen, andere wiederum eingekreist.
„Das hier gefällt mir am besten.", meinte ich und zeigte auf die Skizze in der Mitte des Blattes.
„Wirklich? Ich weiß nicht, ob die Schmiede der Elben so ein Schwert herstellen werden. Am besten, ich rede gleich mit ihnen."
„Danke Aragorn. Ich freue mich schon darauf, dich mit diesem Schwert zu besiegen."
Aragorn lachte. „Da brauchst du aber noch ein wenig mehr Übung." Grinsend zwinkerte er mir zu und setzte sich in Bewegung.
Schnell schloss ich zu ihm auf, sodass ich neben ihm herging.
„Hast du dich schon auf heute Abend vorbereitet?", fragte Aragorn plötzlich. Seufzend schüttelte ich den Kopf.
„Erinnere mich bloß nicht daran. Wahrscheinlich werde ich einfach lächeln und winken."
„Ach du schaffst das schon. Sei-"
„Einfach du selbst. Danke, aber das sagtest du bereit.", unterbrach ich meinen Freund und funkelte ihn genervt an.
„Das war doch nur Spaß! Na los, die Schmieden sind am anderen Ende der Stadt."
Widerwillig folgte ich Aragorn durch Caras Galadhon.
Die untergehende Sonne tauchte alles in ein oranges Licht. Sogar die blasse Haut der Elben nahm ausnahmsweise eine gesunde Farbe an.
„Du kennst dich hier gut aus. Ich dachte du warst bis jetzt erst einmal hier."
„War ich auch, aber fünf Monate lang."
„Fünf Monate? Ich kann gar nicht glauben, dass du irgendwo länger als zwei Wochen verbleibst. Diese Arwen muss sehr besonders sein, wenn du für sie geblieben bist."
„Du hast ja gar keine Ahnung, wie besonders sie ist." Verträumt starrte Aragorn geradeaus und lief fast in eine junge Elbin, welche gerade noch rechtzeitig ausweichen konnte.
„He! Hallo? Erde an verliebten Strunk? Pass auf, wo du hingehst!"
Schnipsend versuchte ich Aragorns Aufmerksamkeit zu erlangen. Dieser schüttelte verwirrt den Kopf, als würde er gerade aus einer Trance erwachen.
„Was? Tut mir leid. Ich war in Gedanken."
„Ja, habe ich gemerkt.", lachte ich und kniff Aragorn in die Wange, was diesen nur noch mehr verwirrte.
„Aber wie funktioniert das mit euch? Ich meine sie ist immerhin unsterblich. Und was sagt Herr Elrond zu eurer Beziehung?"
Ich wusste, dass es unhöflich war, Fragen über das Liebesleben anderer Personen zu stellen, aber meine Neugier war einfach zu groß.
„Für dieses Problem haben wir noch keine Lösung gefunden. Herr Elrond war natürlich nicht begeistert einen Sterblichen als Schwiegersohn zu haben, doch er hat sich einigermaßen daran gewöhnt. Wir sind da."
Erst verstand ich nicht, was er mit seinem letzten Satz meinte, doch dann blieb er vor einer Treppe stehen. Erst jetzt ging mir ein Licht auf. Ich hatte ganz vergessen, dass wir eigentlich auf den Weg zu den Schmieden waren.
„Du wartest am besten hier, die Schmiede mögen keine neuen Gesichter.", meinte Aragorn und stieg die Treppe hinab.
Nach über einer halben Stunde des Wartens kam Aragorn endlich zurück.
„Was zum Teufel hast du da unten getrieben?"
„Wir haben noch ein paar Dinge wegen deiner Ausrüstung besprochen. Firlionel wird morgen beim Training dabei sein, um ein paar letzte Korrekturen durchzuführen."
„Meine Ausrüstung? Ich dachte es ist nur ein Schwert." Auf meinen verwirrten Blick musste Aragorn schmunzeln.
„Schon, aber was wärst du denn für eine Elbin, wenn deine Waffen nicht alle perfekt zusammenpassen würden?", entgegnete er mir grinsend.
„Haha, wirklich lustig."
Genervte verdrehte ich die Augen.
„Und jetzt komm, das Fest beginnt gleich und ich weiß noch nicht einmal was ich anziehen soll."
Mit diesen Worten drehte ich mich um und ging schnellen Schrittes nach Hause.
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Die Zukunft der Vergangenheit
Fantasy02.11.2019: Platz 1 in #Zukunft Zweiter Teil!! Erster Teil: Hin und wieder Zurück Die Schlacht der fünf Heere ist vorüber. Endlich kann sich Taleria auf den Weg machen und ihre Bestimmung finden. Doch muss sie zuerst ihre Vergangenheit kennen um ihr...