Kapitel 25

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Taleria P.O.V.

Fröstelnd rieb ich mir die Hände. Wir waren schon einige Zeit unterwegs und die Sonne stand mit Sicherheit schon hoch am Himmel.
Aragorn und Gandalf gingen einige Schritte vor mir her, was auch gut so war. Ich hatte im Moment sowieso keine Lust auf irgendein sinnloses Gespräch. Zum gefühlt tausendsten Mal verfluchte ich mich dafür, dass ich nichts wärmeres eingepackt hatte. Die schützende Atmosphäre um Caras Galadhon hatte mich vergessen lassen, dass es eigentlich Winter war.
Sogar im Wald war der Schnee fast Kniehoch und es fielen stetig weitere kleine Flocken durch das Blätterdach. Unwillkürlich musste ich an meine Kindheit denken. Zuhause hatte es nie wirklich geschneit. Für Schnee war es immer viel zu warm gewesen. Trotzdem hatte ich den Schnee geliebt. Mein größter Wunsch als Kind war es, einen riesige Schneemann zu bauen. Natürlich war dieser Wunsch nie in Erfüllung gegangen.
„Taleria?"
Erschrocken fuhr ich zu Aragorn herum, der mich mit skeptischen Blick von der Seite musterte.
„Was ist?"
„Geht es dir gut? Du wirkst, als bedrücke dich etwas."
Verwirrt schaute ich meinen Freund an.
„Mir geht es gut. Ich habe nur gerade an meine Kindheit zuhause gedacht. Wir hatten nie Schnee, weißt du."
„Du machst Scherze! Es hat nie geschneit?"
Bei dem verwirrten Ausdruck in Aragorns Gesicht musste ich lachen.
„Genau. Dafür hat es auch selten geregnet."
Daraufhin erntete ich nur ein verständnisloses Kopfschütteln von ihm.
Dann war es wieder Still. Seit dem Verrat Thranduils stand etwas zwischen uns. Wir konnten nicht mehr so unbeschwert miteinander reden, wie wir es noch vor ein paar Wochen tun konnten. Plötzlich überkamen mich Schuldgefühle. Aragorn wollte nur für mich da sein und ich habe ihn weggestoßen.
Toll gemacht Taleria. Das war ja mal wieder eine reife Leistung von dir.
Irgendwie schaffte ich es immer, die Leute wegzustoßen, die sich wirklich um mich kümmerten.
„Es tut mir leid.", meinte ich schließlich, als mir meine Gedanken zu viel wurden.
„Was? Dass es nie geschneit hat?", gab Aragorn verwirrt zurück.
„Nein natürlich nicht das. Ich meine mein Verhalten dir gegenüber." Beschämt wandte ich meinen Blick ab.
„Du hast viel durchgemacht Taleria. Ich kann verstehen, dass du nach Élors Neuigkeiten niemanden mehr sehen wolltest. Ich war wütend auf dich, weil du ohne nachzudenken gehandelt und dich selbst in Gefahr gebracht hast."
„Ich weiß. Ich scheine wohl ein Talent dazu zu haben, mich in Gefahr zu bringen.", grinste ich meinen Freund schief an. Dieser musste bei meinen Worten leicht lachen.
„Scheint wohl so. Wenigstens wird uns nie langweilig." Jetzt stimmte auch ich in sein Lachen mit ein.
„Was hätte ich auch für ein Leben, ohne Drachen, Orks und Zauberer. Ich würde doch vor Langeweile sterben, wenn ich meinen ganzen Tag zuhause verbringen müsste.", fuhr ich fort und meinte es auch so.
Bis jetzt war ich mir nie wirklich sicher gewesen, ob ich wieder nachhause zurückkehren wollte, doch jetzt wusste ich, dass ich gar nichtzurückkehren konnte.
Mein Platz war hier in den Bergen und Ländereien Mittelerdes.
Meine Bestimmung war es, gegen Orks zu kämpfen und Sauron zurückzudrängen. Mein Wunsch war es hier zu bleiben, bei meinen Freunden und bei meiner Familie. Das alles wurde mir erst jetzt klar.
Lächelnd sah ich zu Aragorn. Er hatte immer noch ein großes Grinsen im Gesicht.
„Danke Aragorn."
„Wofür?", fragte dieser verwirrt. Dabei fiel ihm eine Strähne seines dunklen Haares ins Gesicht, welches er genervt wegstrich.
„Dass du da bist und das hier mit mir machst. Ich wüsste nicht was ich ohne dich machen würde. Oder Gandalf.", meinte ich und starrte auf den Weg vor mir.
Es dauerte kurz, bis ich eine Antwort bekam. „Du weißt doch, dass wir dich nicht alleine losziehen lassen würden. Wir sind doch Freunde, oder etwa nicht?"
Sofort musste ich lächeln. Ich wollte schon etwas wie: 'Aber natürlich sind wir Freunde!' zurückgeben, da redete Aragorn schon weiter.
„Außerdem würdest im Alleingang vermutlich den Weltuntergang hervorrufen. Gandalf und ich betreiben Schadensbegrenzung."

Unbekannter P.O.V.

Drei Tage.
Drei Tage lang saß ich schon in diesem elenden Loch. Das einzige Licht im Raum kam durch den schmalen Spalt unter der massiven Holztür, sonst war es finster wie die Nacht.
Seit mich dieses verräterische Schwein in den Kerker geworfen hatte, hatte ich niemanden mehr zu Gesicht bekommen. Ich wusste, dass sie versuchten mich zum Einknicken zu bringen, doch ich blieb stark. Ich musste stark bleiben, denn im Gegensatz zu ihm war ich meiner Herrin und meinem Volk treu ergeben. Schon bei dem bloßen Gedanken an Verrat, wurde mir übel.
Meine Gedanken wurden von schnellen, schweren Schritten unterbrochen. Kurz darauf hörte ich auch leise Stimmen miteinander diskutieren. Dann wurde die Tür aufgerissen.
Zum Vorschein kamen zwei Fratzen, die eine hässlicher als die andere.
Orks. Wie ich diese Kreaturen hasste. Sie waren blutrünstig und skrupellos. Kurz zögerten sie, dann kam einer der beiden auf mich zu. Er hatte große Glubschaugen und schmale Lippen, welche er zu einem grässlichen Grinsen verzogen hatte.
„Steh auf, Drecksack! Dein Freund will dich sehn.", krächzte er mit tiefer Stimme. Als ich mich nicht bewegte, kam er noch näher.
„Aufstehn hab ich gesagt! Na los!", brüllte er und riss mich am Arm hoch. Die Schmerzen, die mir dabei durch den Körper schossen, versuchte ich zu ignorieren. Grob zog mich der Ork aus der Zelle und übergab mich den zweiten, der mir prompt einen langen Dolch an die Kehle hielt.
„Eine falsche Bewegung und ich stech dich ab wie ein Schwein!", warnte er mich. Fast hätte ich ihm geglaubt, doch das leichte Zittern seiner Pranke, mit der er das Messer hielt, verriet ihn.
Er hatte Angst vor mir. Kurz spielte ich mit dem Gedanken, eine Bemerkung fallen zu lassen, doch ich blieb still. Mein oberstes Ziel war es, hier raus zu kommen und die anderen zu warnen. Da konnte ich keine in ihrem Stolz gekränkte Orks gebrauchen.
Während mich die Orks durch ein unterirdisches Tunnelsystem führten versuchte ich meine Gedanken zu sortieren und mich auf das Kommende vorzubereiten. Ich wusste, dass es nicht gerade angenehm werden wird, doch ich war mir sicher, dass ich es überleben würde. Sie brauchten mich noch als Informationsquelle und Geisel.
Unsere Wanderung endete vor einer weiteren Holztür. Einer der Orks klopfte einmal laut an und öffnete sie dann.
„Der Gefangene ist hier.", grunzte er und schubste mich durch die Tür.
Dort stand er. seine langen Haare glänzten und seine Zähne blitzten weiß hervor. Ich musste all meine Beherrschung zusammenkratzen, um nicht auf ihn loszugehen. Das wäre unüberlegt und eine reine Verschwendung von Kraft. Kraft, die ich sicherlich noch brauchen würde.
Mit einer leichten Handbewegung schickte er die Orks hinaus, dann setzte er sich auf einen großen Stuhl, den ich zuvor nicht bemerkt hatte.
Erst starrte er mich nur herablassend an, dann begann er zu reden: „Haldir, mein Freund! Schön dass du mich besuchen kommst. Ich hatte schon befürchtet, ich hätte dich vergrault."


Hi!
Also erst mal: es tut mir unheimlich leid, dass ich so selten update... Leider wird sich das auch in nächster Zeit nicht ändern, da ich gerade im Abschlussjahr stecke und obendrein auch noch im Organisationsteam des Abschlussballs bin. 
Ich werde mich wirklich bemühen also bitte verliert nicht die Hoffnung!

Was sagt ihr: Wie wird die Geschichte weitergehen? Schreibt es ruhig in die Kommentare ;)

Dankeschööön :*

Die Zukunft der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt