Taleria P.O.V.
Mit einem riesigen Grinsen und einem knurrenden Magen betrachtete ich die mit Essen gefüllte Tafel. Von Hühnerkeulen bis Wildschweinrippchen war alles da. Ohne lange nachzudenken griff ich nach einer schön saftige aussehenden Hühnerkeule und lud mir ein paar Kartoffeln auf den Teller.
Mann wie ich Fleisch vermisst habe! Da die Elben vegetarisch lebten, bestanden meine Mahlzeiten bisher nur aus Gemüse und Grünzeug. Nicht dass ich kein Gemüse mochte, aber nach einer gewissen Zeit, hatte man einfach genug davon.
„Also, erklärt mir jetzt mal einer, warum genau ihr hier seid?", fragte Dwalin in die Runde.
Es war Gandalf der ihm antwortete: „Wir sind auf der Reise in die Ered Luin. Es gibt Grund zur Annahme, dass sich dort ein Portal befindet."
„Ein Portal? Wohin?", hakte Dwalin nach.
Gandalf und ich tauschten einen kurzen Blick, dann seufzte ich leise und antwortete dem Zwerg: „In die Unterwelt."
Dwalin runzelte die Stirn. „Und warum genau wollt ihr dorthin?"
Diesmal war es Aragorn der antwortete. „Wir haben unsere Gründe.", schnaubte er und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
Misstrauisch blickte Dwalin in die Runde. Ich kannte ihn zu gut um zu glauben, dass er es dabei belassen würde, deshalb meinte ich leise: „Wir würden unsere Gründe lieber nicht in der Welt herumposaunen." Und nickte leicht in Richtung Tür, wo zwei Wachen standen. Diese hatten bereits die Ohren gespitzt und der Konversation neugierig gelauscht.
Dwalin nickte und bedeutete den Wachen zu gehen. Ohne zu zögern verschwanden sie und schlossen die Tür hinter sich.
„Wollt ihr mir jetzt erklären, was es mit eurer Heimlichtuerei auf sich hat?", sagte Dwalin barsch und schenkte sich einen weiteren Becher Met ein.
Gandalf nickte mir kurz zu und dann fing ich mit meiner Erzählung an.
Da ich nicht wusste, wo ich anfangen sollte, erzählte ich einfach alles. Über meine Zeit im Waldlandreich schnaubte Dwalin nur abfällig, doch als ich von den Träumen erzählte lauschte er gespannt.
„Warte. Also Galadriel, die Zauberin, ist deine Großmutter?" Dwalin blickte mich erstaunt an. „Wenn Thorin das gewusst hätte, ..."
„Dann hätte er mich vermutlich geköpft bevor ich etwas sagen hätte können", lachte ich.
Als ich schließlich, trotz einiger Unterbrechungen von Dwalin fertig war, erfüllte Schweigen den Raum.
Nach einiger Zeit räusperte sich Dwalin. „Also denkt ihr, dass Aislinn noch lebt?"
„Ehrlich gesagt, weiß ich es nicht genau.", seufzte ich. „Aber wir werden es herausfinden."Nach dem Essen räumten die Diener den Tisch ab und Dwalin zeigte uns unsere Zimmer. „Es ist nicht so nobel wie in der Elbenstadt, aber es ist trocken und warm.", meinte er nur und klopfte mir auf die Schulter bevor er mich alleine ließ.
„Dwalin, warte!", rief ich und lief dem Zwerg hinterher. „Wie geht es den anderen? Und wie schlägt sich Fili als König?"
Dwalin seufzte. „Warum kommst du nicht mit? Balin müsste jeden Moment ankommen."
„Balin ist auch hier?", meinte ich überrascht.
„Ja, er ist gerade von einem Treffen in den Eisenbergen zurückgekommen."
Dwalin führte mich durch die Gänge der Zwergenstadt. Unsere Schritte hallten von den steinernen Wänden wieder.
„Worum ging es bei diesem Treffen?", fragte ich interessiert. Die Zwerge versammelten sich nun schon zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate.
„Nichts für ungut, Taleria, aber wir bevorzugen es, Zwergen-Angelegenheiten unter uns Zwergen zu behalten. Wie du vielleicht schon bemerkt hast, ist die Beziehung zwischen uns und den Elben noch sehr... gespannt." Den letzten Teil murmelte er nur noch, doch ich verstand jedes Wort.
„Dwalin, du weißt genau so gut wie ich, dass ich euch niemals verraten werde! Wir sind Freunde."
Dwalin wollte mir gerade antworten, da öffnete sich eine Tür links von mir.
„Taleria? Was machst du denn hier?" In der Tür stand ein äußerst überrascht aussehender Balin. Sein langes Haar war nach wie vor schneeweiß und sein Bart war, wenn überhaupt möglich, noch länger geworden.
„Balin!", rief ich und umarmte ihn lächelnd. Ich hatte es nicht bemerkt, aber es tat gut, meine alten Freunde wiederzusehen. „Wie geht es dir mein Freund?"
Auch auf Balins Lippen bildete sich ein Lächeln. „Sorge dich nicht um mich, mir geht es gut genug. Wie geht es dir? Ich habe seit der Schlacht nichts mehr von dir gehört! Aber jetzt komm erst einmal rein und setz dich."
Dwalin und ich traten in den kleinen Raum ein. Die Wände waren bedeckt mit tiefblauen Wandteppichen. Die darauf gewebten Muster waren seltsam verschnörkelt und schienen keine besondere Bedeutung zu haben.
Links von der Tür stand ein kleines Bett und gegenüber stand ein Tisch mit Stuhl an der Wand. Zu meiner rechten prasselte ein großes Feuer in einem Kamin aus Stein.
„Setzt euch.", meinte Balin und deutete auf das Bett. Ohne zu zögern ließ ich mich auf dieses nieder. Es war unbequem niedrig, doch natürlich war es nicht für Personen meiner Größe konzipiert.
„Also Taleria.", fing Balin an. „Was hast du in den letzten Monaten so getrieben?"
Und so erzählte ich die ganze Geschichte, die wir bereits Dwalin erzählt haben, noch einmal. Balin schien nicht überrascht, als er hörte, dass ich die meiste Zeit bei den Elben verbracht hatte. Als ich jedoch von meiner Verwandtschaft zu Frau Galadriel erzählte, kam ein überraschtes „Was?!" aus dem Mund des Zwerges.
Ohne weiter darauf einzugehen erklärte ich dem Zwerg den Grund unserer Reise in den Westen. Als ich fertig war blickte der graue Zwerg nur nachdenklich auf den Steinboden.
Schließlich durchbrach er die Stille: „Ihr glaubt also, dass Ash noch am Leben ist? Und dass ihr sie zurückbringen könnt?"
Ich seufzte. „Hoffentlich, ja." Dann fiel mir ein, warum es für die Zwerge so von Bedeutung sein könnte, dass Aislinn am Leben ist. „Wie geht es Fili?", frage ich vorsichtig.
Balins Miene verfinsterte sich auf meine Frage hin.
„Fili ist ein starker König, doch der Verlust seiner Familie macht ihm schwer zu schaffen. Er spricht mit niemanden außer Bofur und Dori. Sie sind inzwischen seine engsten Vertrauten."
Traurig richtete ich meinen Blick auf das Feuer. Fili war immer so glücklich gewesen.
„Balin ...", setzte ich an, doch meine Stimme brach. Ich räusperte mich und sprach erneut: „Wenn auch nur ein Funke Hoffnung besteht, werde ich alles dafür tun, sie zurückzubringen."Wir redeten nicht mehr viel an diesem Abend. Bald schon verließ ich die Zwerge und machte mich fürs Bett fertig. Doch ich schlief noch lange nicht ein. Meine Gedanken waren bei meiner Freundin.
Geht es ihr gut? Gibt es noch Hoffnung? Wenn sie zurückkommt, ist sie noch die selbe?
Auf keine dieser Fragen fand ich eine Antwort und irgendwann fielen meine Augen zu.
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Die Zukunft der Vergangenheit
Fantasy02.11.2019: Platz 1 in #Zukunft Zweiter Teil!! Erster Teil: Hin und wieder Zurück Die Schlacht der fünf Heere ist vorüber. Endlich kann sich Taleria auf den Weg machen und ihre Bestimmung finden. Doch muss sie zuerst ihre Vergangenheit kennen um ihr...