Kapitel 27

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Taleria P.O.V.

„Wer seid Ihr, und was wollt Ihr hier?", kam es von einem stämmigen Zwerg, der mir gerade einmal bis zum Bauchnabel reichte und aus mehr Bart als Körper hatte.
„Wir sind Reisende auf dem Weg nach Bree.", erklärte Gandalf gelassen, als ob nicht gerade ein dutzend Pfeilspitzen auf ihn gerichtet wären.
Der Zwerg ging einige Schritte auf Gandalf zu. „Und was lässt Euch glauben, dass wir Euch unsere Hallen passieren lassen?", zischte er wütend.
„Weil wir der Gemeinschaft von Thorin Eichenschild angehörten. Ich habe Seite an Seite mit ihm gekämpft." Die Worte kamen aus meinem Mund heraus, ohne dass ich darüber nachdachte.
Gandalf starrte mich entnervt an. Ich wusste, dass er unsere Identität möglichst nicht ausplaudern wollte. Tja. Zu spät.
Einen Moment lang war es still, doch dann fing der Zwerg, der allem Anschein nach das Kommando hatte, an zu lachen und mit ihm seine ganze Truppe.
„Da tritt mich doch ein Geißbock! Ein Elbenweib behauptet mit unserem König gekämpft zu haben. Dass ich nicht lache!"
Entgeistert starrte ich die Zwerge, die zuvor noch so ernst waren, an. „Ich sage die Wahrheit, er war mein Freund!", entrüstete ich mich lautstark und schaut hilfesuchend zu Gandalf. Dieser aber schüttelte nur den Kopf.
Schließlich hörten die Zwerge langsam auf zu lachen. Stattdessen funkelten sie uns wieder bösartig an. „Ihr wagt es, Lügen über Thorin Eichenschild zu verbreiten? Ihr denkt wir würden Euch diese Lügen auch noch glauben? Thorin hat Elben gehasst. Also erzählt mir nicht er war Euer Freund."
„Aber –" Ich wollte mich verteidigen, doch Gandalf kam mir dazwischen.
„Verzeiht. Es war eine lange Reise und wir sind alle müde. Wir wollten nur für eine Nacht bleiben und im Morgengrauen reisen wir wieder ab." Gandalf hatte einen versöhnlichen Ton angeschlagen und ein Lächeln aufgesetzt.
Der Zwerg richtete sich nun an Gandalf.
„Ich kann Euch weder verwehren einzutreten, noch erlauben zu bleiben. Ihr braucht die Erlaubnis des Verwalters."
„Und wer ist der Verwalter?" Gandalf fragte ganz ruhig.
„Folgt mir.", meinte der Zwerg mürrisch und stampfte davon.
„Warum hat er so einen Aufstand gemacht, wenn er uns doch sowieso nicht aufhalten darf?", flüsterte ich Aragorn leise zu, als wir den Zwergen nachritten.
Dieser zuckte nur mit den Schultern und trieb seine Stute weiter.
Die Zwerge führten uns immer weiter den Berg hinauf. Die Der Wald wurde lichter und die Bäume wurden immer kleiner. Bald war das Gelände so steil, dass wir absteigen und zu Fuß weitergehen mussten.
Schon nach kurzer Zeit fingen meine Oberschenkel an zu brennen, doch ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen. Gerade als ich, äußerst widerwillig, nach einer Verschnaufpause fragen wollte, machten die Zwerge halt.
„Den Pferden wird es bei uns nicht gerade gefallen. Höhlen sind kein Ort für große Vierbeiner.", murmelte einer der Zwerge mürrisch und klopfte drei Mal gegen einen großen Felsen. Es dauerte nicht lange, da wurde ein schmaler Spalt in der Mitte des Felsens sichtbar. Dieser wurde immer größer und größer, bis er schließlich so groß war, dass ein Bergtroll hindurchgehen könnte.
Aus der Öffnung trat ein schwer bewaffneter Zwerg hervor. Sein Bart war in einem langen Zopf geflochten und reichte fast bis zum Boden. Er wechselte ein paar Worte auf Zwergisch mit dem Zwerg, der uns herführte und machte dann schließlich Platz.
Als wir das Innere des Berges betraten, nahmen uns einige Zwerge die Pferde ab und führten sie in eine andere Richtung.
„Na los! Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.", blaffte der Zwerg von vorhin wieder und stapfte tiefer in den Berg hinein. Mit jedem Schritt wurde es wärmer und wärmer. Langsam wich die Kälte aus meinen Gliedern und meine Finger fingen an zu kribbeln.
Wir machten vor einer unscheinbaren Tür halt und der Zwerg klopfte dreimal dagegen. Die Tür wurde geöffnet und wieder fand ei schneller Wortwechsel auf Zwergisch statt. Schlussendlich bedeutete uns der Zwerg ihm zu folgen und führte und in den Raum hinein.
Der Raum war gerade so hoch, dass ich noch aufrecht stehen konnte. Gandalf jedoch musste seinen grauen Spitzhut abnehmen. Die Einrichtung war recht einfach gehalten. Eine Steinbank, zwei Holzschränke und etwas das aussah, wie ein Bett.
„Wartet hier. Jemand wird euch abholen.", murmelte der Zwerg und trat mit seinen Kameraden aus dem Raum. Es war kurz still, bis ein leises Klicken ertönte. Aragorn, der direkt neben der Tür stand, griff nach der Türklinke und drückte sie hinunter. Die Tür öffnete sich nicht.
„Sie haben uns eingeschlossen.", teilte er uns das Offensichtliche mit.
„Toll. Vermutlich lassen sie uns einfach hier vermodern.", schnaube ich und ließ mich auf die, nicht gerade gemütliche, Steinbank fallen.
„Ich denke nicht.", meinte Gandalf. „Wenn sie uns nicht hier haben wollten, dann hätten sie uns schon längst getötet. Zwerge halten nichts von List und Tücke."
Kaum dass Gandalf zu ende gesprochen hatte, öffnete sich die Tür und ein stämmiger, doch großer Zwerg kam herein.
„Wenn das nicht unser Mädchen ist!", rief der Zwerg grinsend und kam mit offenen Armen auf mich zu.
„Dwalin!" rief ich und umarmte ihn fest. „Was machst du denn hier?"
„Ich wohne hier. Die bessere Frage ist wohl: Was machst ihr hier?", fragte er schmunzelnd und betrachtete Gandalf und Aragorn. „Und wer bist du?" Die Frage war an Aragorn gerichtet.
„Ein Freund. mein Name ist Aragorn.", meinte Aragorn und neigte leicht den Kopf.
Dwalin betrachtete ihn noch eine Sekunde lang, dann wandte er sich an Gandalf. „Also, was macht ihr hier?"
„Das, Dwalin, ist eine lange Geschichte und die lässt sich am Besten bei einem guten Mahl erzählen.", sagte Gandalf und wie aufs Stichwort fing mein Magen an zu grummeln.
„Natürlich! Folgt mir.", rief Dwalin und verließ den Raum.

Die Zukunft der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt