Haldir P.O.V.
„Haldir, mein Freund! Schön, dass du mich besuchen kommst. Ich hatte schon befürchtet, ich hätte dich vergrault."
Schon alleine bei dem klang dieser Stimme, musste ich mich zusammenreißen, um nicht dem Drang nachzugeben, diese verräterische Ratte windelweich zu prügeln. Ich ballte meine Hände zu Fäusten, sodass sich meine Fingernägel in die Handfläche bohrten.
Wieder begann er zu sprechen: „Ich kann natürlich verstehen, dass du nicht gerade erfreut über deine derzeitige Situation bist, allerdings kann ich daran nichts ändern. Nicht solange keine Informationen preisgibst. Mein Herr ist sehr bestimmend, wenn du verstehst, was ich meine." Während seiner Worte stand er von seinem Stuhl auf und schlenderte durch den Raum. Nun stand er vor mir.
„Alles was du tun musst, ist unsere Fragen zu beantworten. Das ist doch eigentlich ganz leicht, oder etwa nicht?", fuhr er fort und klopfte mir auf die Schulter.
Wie ein Reflex hob sich meine Hand und schlug seinen Arme weg. Drauf hin bedachte mich mein Geiselnehmer nur mit einem herablassenden Blick. Grimmig starrte ich zurück in seine giftigen Augen. Seufzend drehte er sich um.
„Wie du willst. Aber du solltest inzwischen schon wissen, dass wir ohnehin an die Informationen kommen. Du würdest dir und uns eine Menge Ärger ersparen, wenn du einfach kooperieren würdest."
Ich hörte ihm schon gar nicht mehr zu. Alles was ich auf sein Angebot antwortete war: „Fahr zu Hölle!"
Wie aufs Stichwort wurde die Tür aufgerissen. Ich musste mich gar nicht umsehen, um zu wissen, dass es die zwei Wachen waren.
Der Elb vor mir nickte ihnen kurz zu und wandte sich dann wieder an mich: „Du kannst deine Meinung stets ändern."
Dann wurde ich auch schon von den Orks gepackt und aus dem Raum gezogen.Taleria P.O.V.
Seit drei Tagen waren wir nun schon unterwegs. Koriat und zwei Mearas waren vor zwei Tagen zu uns gestoßen. Trotz der aufsteigenden Wärme, welche von Koriats Körper ausging, waren meine Hände steif und schmerzten. Der Winter war hier eindeutig kälter als zuhause in Sydney. Ist das denn noch dein Zuhause? Nein. Auch wenn ich es noch nicht akzeptieren wollte, aber mein Zuhause war nun Mittelerde. Das war es schon seit ich mich dieser Gruppe von Zwergen angeschlossen hatte.
Eine Stimme riss mich aus meinen Gedanken: „Taleria!" Es war Aragorn.
Fragend blickte ich ihn an. „Geht es dir gut? Du wirkst etwas...abwesend.", fragte er. Der leicht besorgte Tonfall in seiner Stimme ließ mich lächeln.
„Ja, mir ist nur etwas kalt.", versichert ich ihm und trieb Koriat neben Aragorn her.
Um mich etwas abzulenken fragte ich: „Wo genau reiten wir jetzt hin? Das letzte Mal, als ich diese Bergkette überquerte dauerte es eine Ewigkeit."
„Nur dass wir dieses Mal nicht von einem Stamm Goblins angegriffen werden." Aragorn lachte leise, als er meinen überraschten Blick bemerkte. „Gandalf hat mir alles erzählt", klärte er mich auf und lachte wieder.
„Ist ja schön, dass ihr zwei euch alles erzählt, aber wir hätten auch ohne den Angriff mindestens zwei Wochen gebraucht." Abwartend sah ich meinen Freund von der Seite her an. Der Schnee, welcher vereinzelt durch das dichte Blätterdach herabfiel, blieb in seinen langen, dunklen Haaren hängen.
„Das stimmt, aber wir werden keinen Pass überqueren. Wir werden durch die Hallen von Moria reisen.", erklärte Aragorn. Ich wartete kurz ob er weitersprechen würde, doch Aragorn schwieg.
„Danke für diese Information, doch dieser Name sagt mir rein gar nichts.", meinte ich mit einem leichten Schmunzeln auf den Lippen.
Auch Aragorn lachte, als er seinen Fehler erkannte. „Tut mir leid, ich vergesse immer wieder, dass du nicht von hier bist. Moria ist eine Zwergenstadt. Sie verläuft unter dem Nebelgebirge hindurch. Jetzt, da Erebor wieder in Besitz der Zwerge ist, wird Moria von einem Fürsten aus König Filis Reihen verwaltet."
König Fili. Es kam mir falsch vor, ihn so zu betiteln, wo doch eigentlich Thorin an seiner Stelle hätte sein müssen. Und Kili an seiner Seite. Die Erinnerungen an meine Freunde schmerzten. Es kam mir vor, als wären Jahre vergangen, seit ich mich den 13 Zwergen angeschlossen hatte. Es war so viel passiert. Thorin, Kili und meine beste Freundin waren gestorben, Thranduil hatte uns verraten und ich hatte meine Großeltern kennengelernt.
„Weißt du den Namen des Verwalters?" Ich konnte mir gut vorstellen, dass Fili einen der zehn Zwerge mit dieser Aufgabe betraut hatte.
„Nein, wir hatten keine Zeit unseren Besuch anzukündigen. Wir werden wohl oder übel darauf hoffen müssen, dass man uns hineinlässt."
„Und wenn nicht?"
„Ich schätze, das werden wir wohl herausfinden, wenn es soweit ist." Ich nickte stumm als Antwort. Wir beide konnten uns schon denken, was in diesem Fall passieren würde.Den Rest des Weges ritten wir schweigend nebeneinander her. Gandalf ritt einige Meter vor uns. Er schien nicht in der Stimmung für Gespräche zu sein.
Nach einiger Zeit blieb Gandalf stehen und wartete, bis wir zu ihm aufgeschlossen hatten.
„Wir sind bald da. Haltet die Augen offen. Nach der Schlacht um Erebor denke ich nicht, dass die Zwerge Fremde willkommen heißen werden.", meinte er leise und durchsuchte mit wachsamen Blick die Umgebung, bevor er weiterritt.
Aragorn und ich schauten uns kurz an, dann folgten wir Gandalf.
Es dauerte nicht lange, da lichtete sich der Wald und die Schneeflocken wurden immer dicker. Das Gelände wurde immer unwegsamer und Koriat rutschte einige Mal mit den Hufen an den glatten Steinen und Wurzeln aus.
Gerade bückte ich mich unter einen tief hängenden Ast hinweg, als ich ein leises Surren links von mir wahrnahm.
Noch bevor ich verstand was gerade passierte, steckte ein kurzer Pfeil im Baumstamm rechts von mir und wir wurden von einer Gruppe Zwerge umstellt.
„Wer seid Ihr, und was wollt Ihr hier?"
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Fühle ich mich schlecht, weil ich euch so lange warten hab' lassen? Ja
Wurde ich von meinen Lehrern mit Arbeitsaufträgen überschüttet und hatte deshalb keine Zeit für irgendetwas anderes? Ja
Wird sich das bessern? Definitiv. Ja
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Die Zukunft der Vergangenheit
Fantasy02.11.2019: Platz 1 in #Zukunft Zweiter Teil!! Erster Teil: Hin und wieder Zurück Die Schlacht der fünf Heere ist vorüber. Endlich kann sich Taleria auf den Weg machen und ihre Bestimmung finden. Doch muss sie zuerst ihre Vergangenheit kennen um ihr...