• Serena Black •
„A secret's worth depends on the people from whom it must be kept"
Wenige Wochen später war die Anspannung, die im gesamten Schloss in der Luft lag, beinahe greifbar. Der letzte Tag der Prüfungen, gepaart mit der finalen Aufgabe des trimagischen Turniers schien jeden der Schüler sowie die Lehrkräfte in Höchststimmung zu versetzen. Die verzauberte Decke in der Großen Halle zeigte an jenem Morgen einen hellblauen Himmel mit bauschigen weißen Wolken und schien ihr übriges für die strahlenden Gesichter am Frühstückstisch zu tun.
Vielleicht war die Stimmung ihrer Mitschüler ansteckend, doch Serena konnte selbst nicht anders, als beim Betreten der Halle munter zu Lächeln. Die Ferien standen kurz bevor und für die letzten zwei Prüfungen fühlte sie sich gut vorbereitet. Auch von Harry wusste sie, dass er für die letzte Aufgabe ausreichend gewappnet war. Selbst als Hall ihr entgegenlief, konnte die Gryffindor nicht anders, als ihn freundlich zu begrüßen.
„Morgen, Black", erwiderte der Slytherin mit seinem üblichen Grinsen und hielt sie zurück, ehe sie ihren Weg zu ihrem Tisch fortsetzen konnte. „Können wir später reden?"
„Klar", murmelte Serena etwas überrumpelt und warf ihm einen neugierigen Blick zu. Doch er schien es bei dem Anflug eines mysteriösen Lächelns belassen zu wollen. „Nach dem Turnier?", schlug er vor.
Sie nickte, den Drang unterdrückend nachzufragen, worüber er denn mit ihr reden wolle. Seufzend wandte sie sich jedoch schließlich ab und wäre dabei beinahe mit Hermine zusammengestoßen, die ihr aufgeregt entgegengelaufen war. „Kann. Nicht. Reden", keuchte sie gehetzt, ohne dass Serena auch bloß ein Wort zu ihr gesagt hatte. „Ich glaube, wir haben sie! Brauche nur zwei Minuten in der Bibliothek... nur um sicher zu gehen."
„Wen haben wir denn?", fragte Serena verwundert und begann ihrer Freundin mit schnellen Schritten aus der Halle zu folgen. Hermine drehte sich mit wehenden Haaren flüchtig zu ihr um. „Rita Kimmkorn. Ich muss bloß noch schnell etwas nachschlagen."
„Aber in zehn Minuten ist unsere Prüfung in Geschichte der Zauberei!", erinnerte Serena sie, während sie gehetzt versuchte, mit ihr Schritt zu halten. Doch wenn Hermine sich erst einmal etwas in ihren Kopf gesetzt hatte, konnte sie Kräfte mobilisieren, von denen niemand zuvor gewusst hatte. Serena schaffte es erst die Jahrgangsbeste einzuholen, als diese bereits bei der Bibliothek angekommen war und durch Madam Pince aufgehalten wurde, die bedrohlich zu ihnen hinunterstarrte. „Sollten Sie beide nicht gerade eine Prüfung haben, junge Damen?"
„Ja aber...", keuchte Hermine völlig außer Atem, wurde allerdings durch einen strengen Blick seitens der Bibliothekarin zum Schweigen gebracht. „Dann geht."
Serena rang dagegen noch immer nach Atem. Sie wusste noch immer nicht, was der ganze Aufstand sollte. Seit wann nahm Hermine es in Kauf, zu spät zu einer Prüfung zu kommen? Sie selbst wusste, dass es nichts bringen würde, mit der Bibliothekarin zu diskutieren. Das bewiesen die tief eingegrabenen Zornesfalten auf dem Gesicht der hageren Hexe.
„Sie verstehen nicht", versuchte es Hermine währenddessen verzweifelt weiter. „Es ist wichtig. Ich..."
„Ich bin mir sicher, dass es das ist", antwortete Madam Pince bloß unbeeindruckt und schob die beiden Mädchen zur Tür hinaus. „Und ihr könnt zurückkommen, sobald ihr mit eurer Prüfung fertig seid."
Hermine starrte fassungslos gegen das dunkle Holz der massiven Flügeltür, welche vor ihrer Nase geschlossen wurde. Innerlich schien die sonst so ausgeglichene Gryffindor vor Wut zu rauchen und Serena konnte kaum glauben, dass sie diejenige war, die Hermine an die bevorstehende Prüfung erinnern musste. „Du Hermine, wir müssen uns jetzt wirklich beeilen."
Zwei Stufen gleichzeitig nehmend, sprinteten die beiden Mädchen schließlich zum Klassenraum für Geschichte der Zauberei und ließen sich jeweils rechts und links von Ron nieder. Gerade noch rechtzeitig, als Professor Binns den Klassenraum eher schwebend als gehend betrat. „Was war denn so wichtig?", flüsterte der Rotschopf verwundert und warf ihnen einen neugierigen Blick zu.
„Rita Kimmkorn", zischte Hermine, woraufhin auch Serena die Ohren spitzte, denn sie selbst hatte noch immer nicht den blassesten Schimmer, warum sie beinahe die Prüfung verpasst hatten. „Ich weiß es noch nicht hundertprozentig, aber ich glaube, ich weiß, wie sie es schafft, Gespräche mit anzuhören. Sie ist... ich erzähl es euch später", endete sie hastig und richtete sich auf, als Professor Binns ihre Prüfungsblätter austeilte und beachtete bloß noch den Bogen, der nun vor ihr lag. Hermine war wieder ganz die Alte.
Entgeistert starrte Serena sie an. Wie um Himmels Willen sollte sie sich nun auf die Aufgaben konzentrieren, nachdem sie erfahren hatte, dass sie vielleicht endlich eine Möglichkeit gefunden hatten, Kimmkorn mit ihren Lügen zu stoppen? Es war wohl nun ein Vorteil, dass sie mit Hermine den Stoff so lange durchgegangen war, dass sie ihn von vorne bis hinten auswendig aufsagen konnte und sich dabei fühlte wie ein Autopilot, während sie die Fragen über Koboldrebellionen beantwortete.
Im Moment, in dem es schließlich zum Stundenende und somit auch dem Ende der Prüfung läutete, war Hermine die Erste, die von ihrem Platz aufsprang, als wäre sie soeben von einer Acromantula gestochen wurden. Auch Serena klatschte ihren Papierbogen eilig auf das Pult des Geistes und ignorierte Rons Rufe, dass sie gefälligst auf ihn warten sollen.
Es war nicht schwer, Hermine in der doch sehr geräumigen Bibliothek zu übersehen, denn ihr üppiger brauner Haarschopf lugte hinter einem der hinteren Regale hervor. Als Serena begann, durch den Raum zu stürmen, sah Madam Pince für einen Moment so aus, als wolle sie ihr Verhalten missbilligen, beließ es jedoch bloß bei einem Kopfschütteln. Die dunkelhaarige Gryffindor sah mit großen Augen dabei zu, wie Hermine in einem großen, allerdings recht dünnen Buch blätterte, welches den Titel „Offizielle Register gegen Missbrauch von Magie; Animagi" trug.
„Du glaubst doch nicht etwa..." Serena schlug überrascht die Hände vor ihrem Mund zusammen. Je länger sie darüber nachdachte, umso mehr Sinn ergab es. Gespannt beugten die beiden Mädchen sich über das Register des zwanzigsten Jahrhunderts und überflogen die wenigen registrierten Namen: „Andress, ... Black, ... Foster, ... Kelly, ... McGonagall, ... Marten, ... Perks, ... Pettigrew, ... Santos, ... Smith."
„Jetzt haben wir sie", hauchte Hermine erleichtert und begann triumphierend zu Lächeln. Doch ehe sie ihre Theorie näher erläutern konnte, hielt sie stockend inne und stellte eilig das Buch zurück ins Regal, wobei sie ihre Tasche fallen ließ. „Viktor!", stieß sie überrascht aus.
Der Bulgare marschierte auf sie zu und hob die Tasche auf, aus der einige Bücher gerutscht waren. „Tut mit leid, Erminne."
Die Angesprochene lief im selben Moment knallrot an und murmelte etwas, was sich wie ein „Dankeschön" anhörte. Während die beiden sich mit leuchtenden Augen verhalten unterhielten, fühlte Serena sich wie ein fünftes Rad am Wagen und sah unentschlossen zwischen den beiden Turteltauben hin und her. Sie stellte jedoch schnell fest, dass keiner der beiden überhaupt auf dem Schirm hatte, dass sie direkt daneben stand beschloss ihnen schließlich ein wenig Privatsphäre einzuräumen.
Auf dem Weg zum Mittagessen dachte sie über die jüngsten Neuigkeiten nach und versuchte das soeben Erfahrene in ihren Gedanken einzuordnen. Laut Hermine war Rita Kimmkorn also ein unregistrierter Animagus. Das würde zumindest erklären, wie sie Gesprächsfetzen aufgeschnappt hatte, die sie eigentlich nicht wissen durfte und immer am richtigen Ort zur richtigen Zeit zu sein schien. Es warf allerdings die Frage auf, in welcher Gestalt sie sich die Informationen zu eigen machte. Vermutlich war es etwas Kleines, Unauffälliges...
Serenas Blick fiel zu dem Tisch der Gryffindors und sofort stellte sie fest, dass an ihren Stammplätzen mehr Leute als normalerweise Platz genommen hatten. So entdeckte sie neben Harry, Ron, Ginny, Fred und George auch noch ihren Paten und ihren Vater. Doch während Remus ihr ein Lächeln schenkte, bekam sie von ihrem Vater bloß einen enttäuschten und noch wütenderen Blick zugeworfen.
Ohoh.
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Serena Black || 𝑪𝒓𝒖𝒄𝒊𝒐
Fanfic[2. Teil] ❝ 𝐈'𝐯𝐞 𝐥𝐞𝐚𝐫𝐧𝐞𝐝 𝐭𝐡𝐚𝐭 𝐬𝐨𝐦𝐞 𝐭𝐡𝐢𝐧𝐠𝐬 𝐚𝐫𝐞 𝐛𝐞𝐬𝐭 𝐤𝐞𝐩𝐭 𝐬𝐞𝐜𝐫𝐞𝐭.❞ Serenas viertes Jahr in Hogwarts beginnt, allerdings mit nicht weniger Dramen, als das Vorjahr bereits mit sich gebracht hatte. Zwar wurde Siri...