Erste Sonnenstrahlen

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Shays Sicht:

Ich wurde von einem unruhigen Ruckeln des Bootes wach. Ich sah gerade noch am Fenster tausende Luftblasen aufsteigen, als auch schon die Sonne durchschien. Ich bekam plöztlich ein beklemmendes Gefühl und hatte einen Zwang, so schnell wie möglich, an die Luft zu kommen.
Ich überlegte kurz, ob ich wieder alle Zugänge selbst ziehen sollte, als sich die Tür öffnete und Law reinkam. „Was hast du vor?" Er sah mich vorwurfsvoll an. „ Bitte, nimm schnell die ganzen Kabel und Schläuche von mir." Er bemerkte meine Ungeduld, verschränkte aber nur die Arme und zog eine Braue hoch. „ Was hast du vor ?" wiederholte er seine Frage. „Aargh.. ich muss hier raus! Bitte, ich muss an die frische Luft, ich bekomme Platzangst, ich muss sofort an Deck! BITTE!" ich flehte ihn an und wollte schon alles sebst entfernen, als er vor mich trat und mir tief in die Augen sah. „Wie fühlst du dich? Ist dir schwindelig? Flackert dein Sichtfeld? Hast du ein Pfeifen auf den Ohren? Wird dir.."
„ Jetzt mach doch mal langsam! Mir gehts gut! Nein ist mir nicht, nein, nein und ganz sicher nochmal nein. Bitte, mir gehts gut, ich kann aufrecht stehen,mir tut nichts weh. Ich muss nur hier raus!" „Na gut. Aber du bleibst in meiner Nähe, falls dir doch schwindelig wird und du umkippst." Er machte sich vorsichtig dran mir alle Nadeln, Schläuche und Kabel zu entfernen und beobachtet mich dabei sorgfältig, ob ich irgendwie ansatzweise schwankte. Er ging zum Schrank und warf mir einen Mantel zu. „Hier, wir müssen dir erst noch Klamotten besorgen." er dreht sich um und ging zur Tür. Ich schlüpfte in den Mantel und kam an seine Seite. „Geh vor das ich hinter dir gehen kann, dann kann ich besser reagieren, falls du doch umkippst. Den Flur geradeaus dann rechts." Ich tapste vorsichtig barfuss den Flur entlang. Ich spürte seinen Blick auf mir und bekam eine Gänsehaut. Ich ging nach rechts und sah eine Tür links und zwei rechts. „Die Erste Tür rechts." sagte er hinter mir. Ich stand plötzlich in einem Zimmer in dem ein Bett, ein Schrank, ein großes Bücherregal und ein Schreibtisch stand. Eine weitere Tür ließ ein Badezimmer vermuten. Ich blieb etwas verwirrt stehen und er lief um mich herum an den Schrank. „Du willst sicher nicht mit diesem Kittel vor die Mannschaft treten, oder?" Ich sah ihn an und schüttelte dann mit dem Kopf. „Nein, das wär mir dann doch zu peinlich." Er fischte aus dem Schrank einen Pulli und eine Hose. „Wahrscheinlich etwas zu groß." er übergab mir die Klamotten und machte die zweite Tür auf. „Hier kannst du dich umziehen."
Ich lief an ihm vorbei und wollte die Tür gerade schließen : „Wenn was sein sollte, ich stehe direkt vor der Tür." „Mir geht es gut!" Ich machte ihm die Tür vor seiner Nase zu und blieb kurz stehen. Dieser Kerl machte mich wahnsinnig. Aber diese Augen! Solche Augen habe ich noch nie zuvor gesehen.

Ich zog dieses hässliche Hemd aus und betrachtete mich im Spiegel. Meine Haare! Ich musste unbedingt duschen! Ob er mir den Verband angelegt hatte? Ich wurde bei dem Gedanken etwas rot. Ich zog mir seinen Pulli über und erkannte sein Jolly Roger darauf. Er roch gut. Ich schlüpfte noch in die viel zu lange Jeans und musste mich dann kurz am Waschbecken halten und tief durchatmen. Dabei spürte ich die Wunden auf meinem Rücken. Bevor sich wieder Bilder vor mein inneres Auge schoben, spritze ich mir rasch kaltes Wasser ins Gesicht und trocknete mich mit einem Handtuch, das daneben hing ,ab. Ich verließ das Bad und er erwartete mich mit verschränkten Armen. Kritisch schaute er mich an. „Ist alles gut? Oder möchtest du lieber wieder.." „Ganz bestimmt nicht. Ich muss an die Luft." ich ging an ihm vorbei zur Zimmertür. „Wo gehts denn zum Deck?" er nickte in Richtung der schräg gegenüberliegenden Tür und ich konnte es kaum erwarten. Ich öffnete die andere Tür und trat raus an die Luft.

Laws Sicht:

Sie ging voran und sog tief die frische Luft ein. Es war deutlich zu erkennen, wie sie sich entspannte und einfach die Sonne auf ihrem Gesicht genoss. So stand sie etwa 3 Minuten einfach nur mit geschlossenen Augen da und rührte sich nicht. Bepo und die anderen, kamen leise zu uns. Als sie die Augen wieder aufschlug, schien sie etwas müde zu sein. Sie lief zur Reling und ich folgte ihr dicht, darauf gefasst sie jeden Moment auffangen zu müssen.
Als sie hinaus aufs Meer blickte, wirkte sie einen kurzen Moment glücklich, irgendwie befreit. Sie drehte sich in Richtung meiner Crew und lächelte schüchtern.
„Hi, ich heiße Shay." Meine Männer stellten sich der Reihe nach vor. Sie schien Bepo sehr zu mögen. Auch Shachi fand sie möglicherweise interessant. Ich hatte meinen Männern befohlen, ersteinmal kein Wort über ihre Erlebnisse zu verlieren. Unser Koch rief uns nach 10 Minuten zum Essen und plötzlich wollte jeder der erste am Tisch sein. Sie lachte kurz über diese Szene und schaute meiner Crew hinter her. „Hast du auch Hunger?" fragte ich sie worauf sie mit einem Nicken antwortete. Wir liefen langsam zum Gemeinschaftraum, wo sich schon gierig über das Essen hergemacht wurde. Sie nahm neben Shachi Platz und ich reichte ihr eine kleine Portion. Als wir fertig waren, begleitete ich Sie wieder in das Krankenzimmer.

„Das war wirklich nett. Und danke das ich aufstehen durfte, die Luft tat mir wirklich sehr gut. Ich spüre die Wunde an meinem Bein kaum und meinem Kopf geht es auch wieder gut." „Ich würde mir trotzdem gern alles nochmal ansehen und eventuell frische Salbe auftragen." sie verschränkte die Arme vor der Brust und schien kurz zu überlegen. Was hatte Sie denn jetzt schon wieder.

Sie zog langsam meine Jeans aus und setzte sich. „Du kannst den Verband selbst abwickeln." ich vermute das ist ihr lieber. Als sie fertig war entsorgte ich den alten Verband und begutachtete die Schnittwunde. „Die Wunde ist gut am verheilen. In drei Tagen werde ich die Nähte entfernen." ich drehte mich um und notierte es in einem Buch. „Das auf deinem Rücken würde ich mir auch noch ansehen wollen." Sie zögerte und sagte dann mit Blick auf den Boden gerichtet.
„N-Na gut, aber kannst du dich bitte umdrehen wenn..wenn ich den Pulli ausziehe." „Natürlich." sagte ich ruhig und drehte mich um.

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