Kapitel 13 | confessions

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Bevor seine Faust mein Gesicht ein weiteres Mal trifft, schließe ich die Augen und balle meine Hände ebenfalls zu Fäusten, wobei ich meine Fingernägel in mein Fleisch ramme, gleichzeitig presse ich verängstigt die Lippen aufeinander. Angespannt warte ich auf den Schlag, doch nichts geschieht, stattdessen ist ein Klopfen an der Tür zu hören.

Ich halte zunächst weiter die Augen geschlossen, doch als noch immer nichts passiert und ich die schweren Schritte des Clowns sich ein Stück von mir entfernen hören kann, öffne ich sie vorsichtig wieder. Vor der Tür des Wohnwagens scheint jemand zu stehen, allerdings versperrt die kräftige Silhouette des Clowns mir die Sicht. Doch als ich die Stimme des Besuchers höre, erkenne ich sofort ihren Besitzer.

„Wollen Sie mich reinlassen?"

„Von wollen kann keine Rede sein", antwortet die raue Stimme, doch gewährt ihm schließlich doch Zugang und tritt zur Seite. Zayn mustert mich akribisch und sein Blick bleibt an meiner Wange hängen, die mit Sicherheit rot und womöglich sogar geschwollen von dem Schlag des Clowns ist. Außerdem ist mein Gesicht mit Feuchtigkeit überlaufen. Doch in Zayns Mimik kann ich keinen Hauch von Mitleid, oder gar Besorgnis erkennen, bloß verschränkt er die Arme vor der Brust und verlagert sein Gewicht von ein Bein aufs andere, während er mich weiter prüfend ansieht.

„Was haben Sie mit ihr gemacht?", fragt er den Clown und wendet seine Augen noch immer keine Sekunde von mir ab, doch seine Stimme klingt hart und emotionslos.

„Sie für deine Taten bestraft."

„Meine Taten?" Zayn hebt skeptisch die Brauen und wendet sein Gesicht nun doch dem Clown zu. „Ich hab ihr lediglich Essen gebracht, damit sie nicht verhungert."

„Das sollte nicht deine Sorge sein."

Der Clown schreitet wieder auf mich zu, läuft hinter den Stuhl und beugt sich langsam zu mir hinunter. Zayn beobachtet das ganze, die Arme immer noch vor der Brust versteckt, sagt jedoch kein Wort. Die riesigen, abgearbeiteten Hände des Clowns berühren meine Haare, streichen sie auf eine Seite, und ich kann seinen feuchten Atem in meinem Nacken spüren, der mir einen Schauer über den Rücken laufen lässt.

„Sie kriegen reichlich Essen von mir, nicht wahr, meine Schöne?", flüstert er in mein Ohr und für eine Sekunde streifen seine rissigen Lippen mein Ohr. So nah war er mir noch nie, nicht auf diese Weise, und mir wird sogleich übel von dieser Nähe zu ihm. Er widert mich an. Meine Augen gleiten wieder zu Zayn, der noch immer gut einen Meter von mir entfernt steht und das Ganze beobachtet, scheinbar ohne jeglichen Gedanken daran zu verschwenden in die Situation einzugreifen. Flehend sehe ich ihn an, versuche über Augenkontakt nach Hilfe seinerseits zu bitten, doch er sieht mich nur ausdruckslos an und reagiert nicht.

„Wir wissen beide, dass sie Ihr Essen nicht anrühren wird", entgegnet Zayn kühl, „und ich bezweifle, dass eine verhungerte Leiche Ihren Plänen entspricht."

Die kalte, rissige Hand streicht langsam meinen Hals entlang, hält mit im Würgegriff. Unwillkürlich schnappe ich nach Luft, obwohl er nicht einmal zudrückt, und reiße die Augen auf. Hinter mir ertönt ein raues, dreckiges Lachen, als er mit der rissigen Hand weiter um meinen Hals fährt und ich angewidert aufstöhne. Mit einem Mal drücken sie ein wenig fester zu, nur ein klein wenig, doch der Schock ist so groß, dass ein gequälter Laut meine Kehle verlässt und Herz für einen Schlag aussetzt.

„Lassen Sie den Scheiß", höre ich Zayns Stimme plötzlich rufen und sehe wieder nach vorne. Er hat einige Schritte nach vorn gemacht, doch als die rauen Hände meinen Hals wieder verlassen bleibt er wieder stehen. Gerade als ich meinen Kopf ein wenig zur Seite drehen will um zu sehen, wieso der Clown von mir abgelassen hat, trifft mich ein Schlag, fester als die zuvor, ein Schrein ertönt, von dem ich mir nicht sicher bin, ob er von mir stammt, und bevor das schmerzvolle Pochen in meiner Wange sich verstärken kann, verschwimmt alles um mich herum und ich falle in ein tiefes Nichts.

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