Kapitel 17 | comatose

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Meine Beine bewegen sich in einem unwahrscheinlich schnellen Tempo, doch zur selben Zeit komme ich kein Stück voran. Meine Arme versuchen sich an etwas festzuklammern, doch greifen immer wieder ins Leere. Ich versuche zu schreien, mir die Ohren zuzuhalten, während die Stimmen, die wild auf mich einreden, immer lauter werden, statt wie gehofft leiser. Sie werden immer eindringlicher und reden so wild durcheinander, dass ich kaum ein Wort verstehe, nur einzelne Wortfetzen.

„Lauf!"

„... kein Entkommen ..."

„... wussten nichts davon ..."

... Zayn ..."

„... so jung ..."

„Schneller"

„... spurlos verschwunden ..."

„... Niall ..."

„... ein Spiel ..."

„... die Leiche des Vermissten ..."

„... mehr Bestrafungen ..."

Die einzelnen Satzfetzen machten keinen Sinn und ich konnte mich auf einzelne Stimme konzentrieren, da direkt eine andere lauter auf mich einredete. Ich schrie lauter, wollte einfach nur die Stimmen dazu bringen endlich zu verstummen. Sie mussten aus meinem Kopf endlich verschwinden. Und ich muss hier weg.

Wo bin ich überhaupt?

Ich laufe so schnell, dass um mich herum alles zu verschwimmen scheint zu Verläufen von Farben. Die Stimmen in meinem Kopf werden lauter, je mehr ich versuche sie zu verdrängen. Es ist furchtbar. Alles drückt auf mich ein, die Stimmen, die Menschen, die Fakten, ich selbst, das ganze Gewicht der Welt. Alles stürzt auf mich herab, erdrückt mich, nimmt mir die Luft zu atmen.

Und plötzlich falle ich. Völlig unerwartet falle ich in ein tiefes, dunkles Nichts, und es trifft mich so plötzlich, dass ich nicht mal einen Laut aus meiner Kehle bekomme. Immer tiefer falle ich mit dem Rücken voran in die Dunkelheit und sehe, wie das Licht über mir immer kleiner wird, wie ich immer weiter verschwinde. Meine Arme strecken sich nach oben und ringen nach etwas Greifbarem, doch vergeblich. Das Licht wird immer kleiner, die Dunkelheit immer einnehmender, bis sie mich schlussendlich völlig verschluckt.

Und dann bin ich weg.

...

„Zoe?" Immer wieder hallt mein Name durch das dunkle Loch, in welchem ich mich befinde. Die Stimme klingt angenehm vertraut, auch wenn ich sie noch keinem Besitzer in diesem Augenblick zuordnen kann.

„Zoe? Bist du wach?", ertönt ein weiteres Mal die Stimme. Erst jetzt registriere ich wie meine Augenlider zittern, aber schaffe es nicht sie ganz zu öffnen. Sie fühlen sich zu schwer an, ebenso wie der Rest meines Körpers. Ich fühle mich tonnenschwer, und es ein schreckliches Gefühl.

Langsam kommen trotz meiner Unfähigkeit mich zu bewegen meine Sinne wieder in Schwung, neben meinem Hörvermögen, welches immer wieder die Stimme meinen Namen sagen hört, spüre ich nun auch die warmen Hände an meinem Körper. Nicht nur das, ich spüre eine angenehme Wärme an meinem Körper, von der ich nach einigen Sekunden sicher bin, dass es sich um die Körperwärme eines anderen handelt. Links und rechts von mir scheinen Beine aufgestellt sein, die meinen kraftlosen Körper stützen, während zwei warme Hände mein Gesicht umfassen.

„Zoe, hörst du mich?" Zayn. Endlich kann ich der Stimme einen Namen zuordnen, und langsam finde ich wieder zurück. Mein Körper fühlt sich an wie aus Beton gegossen, lebendig eingegossen worden, gefangen in meinem eigenen Körper.

Zayn redet immer weiter auf mich ein, wiederholt immer wieder meinen Namen. Er klingt verzweifelt. Wieso klingt er verzweifelt? Macht er sich Sorgen? Um mich?

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