Ich öffne blinzelnd die Augen und laufe die Stufen zu einem Wohnwagen hinauf. Mein Gehirn ist mittlerweile abgeschaltet, was wohl auch besser so ist. Ich bewege mich nur noch wie eine Maschine, gehorche seinen Anweisungen. Wir betreten einen Wohnwagen, der im Gegensatz zu meinem eng eingerichtet ist und durch die Fenster scheint helles Licht hinein. Es sieht gemütlich aus. Alles sieht gemütlich aus, wenn man Tage in einem dunklen Raum ohne Licht, ohne Einrichtung, ohne irgendwas verbracht hat.
Er lotst mich weiter den engen Gang entlang bis zu einer Tür, die er mit seiner freien Hand öffnet und sich als ein Badezimmer herausstellt. Ich blinzele einige Male, meine Augen brennen höllisch. Außerdem sind meine Wangen feucht. Habe ich geheult? Ich weiß es nicht.
Der Griff um meine Taille löst sich und er stellt mich mitten in die enge Dusche. Er sieht mich mit seinen funkelnden Augen an und ich kann sehen, wie sich seine Lippen bewegen, doch ich verstehe kein Wort. Alles, was ich höre ist ein schrilles Piepen. Ich will ihm sagen, dass ich ihn nicht hören kann, doch aus meinem Hals dringt nur ein leiser kratziger Laut, der schmerzt.
Seine Lippen bewegen sich noch immer und seine Hände umgreifen fest meine Oberarme, doch ich sehe nur teilnahmslos in seine Augen. In meinem Kopf herrscht beinahe komplette Stille. Mein Körper ist starr.
Der Griff um meine rechte Schulter hat sich gelöst und plötzlich ist mir unbeschreiblich kalt. Ich sehe auf meine Arme und erkenne, dass meine Kleidung nass ist. Auf meiner Haut laufen kleine Wassertropfen hinab. Ich sehe nach oben und erkenne, wie aus dem Duschkopf Wasser auf meinen Körper hinunterprasselt.
Ich sehe wieder nach vorne in Zayns Gesicht, der mich noch immer besorgt mustert und auf mich einredet, doch auch jetzt verstehe ich noch immer keines seiner Worte. Seine linke Hand greift nach einer Flasche, die nach Duschgel aussieht. Der Griff um meine andere Schulter löst sich ebenfalls, er öffnet die Flasche und lässt ein wenig Seife auf seine Handinnenfläche laufen. Ich taumele zurück und spüre einen Widerstand, schnell greift seine andere Hand wieder nach mir und hält mich fest. Ein weiteres Mal bewegen sich seine Lippen.
Er zieht mir die Jacke aus und beginnt meine Arme mit der Seife einzuschäumen, macht mit meinen Haaren weiter und so geht es mit dem Rest meines Körpers weiter, zumindest jeder freien Stelle. Als ich heruntersehe stelle ich fest, dass er mir irgendwann in der Zwischenzeit meine Schuhe und Socken ausgezogen haben muss, was ich gar nicht bemerkt habe. Ich trage noch immer meine Hose und mein Oberteil, die beide klamm an meinem Körper kleben.
Die Wasserstrahlen prasseln noch immer auf mich hinab, während er weiter meine Haut einseift und meine Kleidung dabei mit, und langsam spüre ich endlich einige meiner Körperteile wieder. Spüre, dass sie zu mir gehören, dass das mein Körper ist. Zuvor hat es sich nicht wie meiner angefühlt, mehr als wäre er bloß eine kalte Maschine.
Seine sanften, fürsorglichen Berührungen auf meiner Haut lösen in mir ein Gefühl von Wärme aus, wie ich sie schon lange nicht mehr gespürt habe. Die Stellen, an denen seine Haut meine berührt, werden sofort heiß, als würden sie brennen, doch das kalte Wasser löscht die Flammen und hinterlässt nur eine angenehme Wärme.
Das Wasser spült die Seife von mir hinunter und ich spüre, wie angenehm diese Kälte doch eigentlich ist. Es ist, als würde sie langsam meinen Kopf befreien, und mich meinen Körper wieder spüren lassen.
Das Wasser erlischt, Zayn greift nach einem der Handtücher direkt neben der Dusche und schlingt es um mich. Unwillkürlich beginne ich vor Kälte ein wenig zu zittern und er reibt mit dem weichen Stoff meine Arme trocken. Meine Kleidung tropft noch immer, so durchnässt ist sie, doch das scheint ihn nicht zu kümmern, als er mich aus der Dusche zieht und auf den runtergeklappten Toilettendeckel setzt. Noch immer sehe ich ihn mit zitternden Lippen an und bringe kein Wort heraus, doch es geht mir schon besser als zuvor. Meine Gedanken sind noch immer etwas benebelt, aber schon deutlich klarer.
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Horor»You want to believe in black and white, good and evil, heroes that are truly heroic, villains that are just plain bad, but I've learned in the past year that things are rarely so simple. The good guys can do some truly awful things, and the bad guy...