ZAYNS POV
„Zoe?“, wiederhole ich ihren Namen ein weiteres Mal, doch die braunen Augen sehen mich mehr teilnahmslos an, als würde sie mich gar nicht hören können. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob sie meine Gegenwart tatsächlich wahrnimmt.
Vorsichtig strecke ich die Hand nach ihr aus, in der Hoffnung, sie schreckt dieses Mal nicht wieder vor mir zurück, doch vergebens. Auch dieses Mal zuckt sie vor mir zurück, als wäre ich ein Monster. Mein Herz fühlt sich schwer an, als ich ein weiteres Mal sie versuche mit ihrem Namen anspreche und mir eine Reaktion darauf erhoffe. Irgendwas, was mir sagt, dass sie mich erkennt. Dass sie hier ist. Aber stattdessen sieht sie mich weiter nur starr an, wobei ich mir nicht einmal sicher bin, ob sie mich ansieht oder einfach nur geradeaus, ins Leere.
„Gib es auf, Zayn“, ertönt wieder Lilys nervig hohe Stimme und ich drehe gereizt den Kopf zu ihr.
„Hab ich nicht eben gesagt, dass du den Mund halten sollst?“, schnaube ich und sehe sie wütend an, wie sie dort steht, die Arme vor der Brust verschränkt, spöttisch auf uns herabblickend.
„Ich kann mich nicht erinnern, mich jemals daran gehalten zu haben.“
„Genau das ist ja das Problem“, knurre ich zurück und schenke Sham und dem Direktor einen zornigen Blick, bevor ich ihn wieder auf Zoe vor mir richte. Ich hätte mir denken sollen, dass Sham sich es nicht entgehen lassen kann.
Vorsichtig nähert sich meine Hand sich wieder dem Mädchen vor mir, diesmal mit der Absicht sie auf ihr Knie zu legen. Wieder zuckt sie zusammen bei der Berührung, doch ich beschließe dem entgegen zu gehen, indem ich behutsam auf sie einrede.
„Zoe, ich bin es, Zayn. Sie werden dich nicht mehr anfassen. Ich bin bei dir, alles wird gut.“ Es tut weh sie anlügen zu müssen, doch ich ertrage es nicht sie so gebrochen vor mir zu sehen.
Bei Zoes Anblick kann ich mich nicht mal mehr in Gegenwart der anderen, nicht mal des Direktors zurückhalten. Angesichts der Tatsache, dass Sham und Jawaad mit Sicherheit bereits zuvor längst die Situation durchschaut haben, hätte er es sowieso früher oder später erfahren. Wenn er es nicht längst schon weiß. Es ist mir auch egal, denn in diesem Moment kümmert mich nur das Mädchen vor mir.
„Egal was sie dir angetan haben, ich bin bei dir, okay? Ich bin hier, und ich werde nicht gehen“, setze ich wieder an, wobei ich das Gefühl hab mehr mit mir selbst als mit ihr zu sprechen, aber ich kann nicht anders. Ich kann nicht tatenlos zusehen, wie sie gebrochen vor mir sitzt, kaum noch mehr sie selbst. Zu sehen, wie sie hier zugrunde geht, ertrage ich nicht. Und ich kann nur beten, dass es dafür nicht bereits zu spät ist.
Langsam bewege ich meine Hand von ihrem Knie ein Stück weiter auf ihren Oberschenkel und streiche in beruhigend gleichmäßigem Tempo mit dem Daumen über den Stoff des Bademantels, den man ihr übergezogen hat.
„Wessen ist das?“, frage ich an die anderen gerichtet und deute mit einem Nicken auf das weiße, bereits ein wenig abgenutzte Material.
„Meiner“, brummt Lily und ich kann mir bereits denken, dass sie den alles andere als gerne ausgerechnet zur Verfügung gestellt hat. Alles andere als gerne sehe ich aber auch Lilys Kleidung an Zoe.
„Wo sind meine Sachen?“
„Cynthia hat sie mitgenommen“, erklärt Giuseppe und fügt schnell hinzu, „keine Sorge, sie wäscht sie nur. Du kannst die Wäsche morgen bei ihr abholen.“
„Sei froh, dass sie das Zeug für dich wäscht“, knurrt Lily und fügt hinzu, „ich an ihrer Stelle hätte es verbrannt.“
Statt Lily zu antworten, schenke ich ihr nur einen erbitterten kurzen Blick, bevor ich wieder zu Zoe zurücksehe, die noch immer teilnahmslos nach vorne blickt.
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Horror»You want to believe in black and white, good and evil, heroes that are truly heroic, villains that are just plain bad, but I've learned in the past year that things are rarely so simple. The good guys can do some truly awful things, and the bad guy...