Runde 3, Tag 2

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Robin blinzelte und setzte sich auf. Es war stockdunkel. Kein Licht, weder vom Himmel noch sonst woher.
"Maxi?", fragte er unsicher.
Ein Ast knackte.
"Ah du bist wach." Robin runzelte die Stirn.
"Maxi warum ist es noch Nacht?"
Kurze Stille.
"Es ist morgen. Die Sonne ist schon aufgegangen.", sagte Maxi zögernd. Robin sah sich verwirrt um, doch die Dunkelheit blieb gleich.
"Ich sehe nichts mehr Maxi!" Panik schwang in Robins Stimme mit. Verzweifelt griff er in den Abgrund. Im nächsten Moment war Maxi bei ihm. Er legte dem jungen Mann eine Hand auf die Schulter, die andere schloss sich um seine suchende Hand.
"Beruhige dich okay? Ich bin da, es kann dir nichts passieren." Robin klammerte sich an Maxis Arm, mit der anderen Hand griff er sich ans Gesicht.
"Was ist passiert?", fragte er und konnte die Panik immer noch nicht ganz unterdrücken.
Maxi hielt Robin fest.
"Ich weiß nicht...vielleicht ist irgendwas mit deiner VR Brille. Die werden das beheben."
Robin nickte nur.
"Lass mich nicht los.", bat er.
Maxi klopfte ihm auf die Schulter.
"Ich packe nur schnell die Decke und den...Baseballschläger ein. Bleib einfach sitzen."
Robin fühlte sich wie ein Baby, wie er dort allein und hilflos auf dem Boden saß.
Er konnte Maxi nur lauschen. Endlich kam der junge Mann zurück. "Komm."
Er zog Robin hoch und legte ihm einen Arm um die Hüfte, damit er seinen Schritt lenken konnte.
Der blonde Mann hielt sich an Maxi fest, während dieser ihnen einen Weg durch den Wald bahnte.
"Wohin gehen wir?", fragte Robin, nachdem er das dritte Mal gestolpert war. Maxi hatte ihn jedes Mal vom Fallen abgehalten.
"Na das kannst du ja nicht mehr mitbestimmen. Wir gehen zu den Hügeln, da ist weniger Zeug gegen das du laufen kannst oder darüber stolperst."
Robin schnaubte verächtlich, erwiderte aber nichts. Maxi hatte ja Recht.
Eine Weile gingen sie schweigend weiter, da fluchte Maxi plötzlich und stieß Robin zu Boden. Bevor dieser schreien konnte, hatte Maxi ihm eine Hand auf den Mund gedrückt. Robin blieb still liegen und versuchte unter Maxis Gewicht noch Luft zu bekommen. Der kräftige Körper wog schwer auf seinem eigenen und Maxis Atem kitzelte ihn am Ohr.
Robin wusste nicht wie lange sie da lagen, aber als sein Atem knapp wurde löste Maxi sich endlich von ihm und zog ihn auf die Füße. Der junge Mann schnappte nach Luft.
"Was zum Teufel!", fluchte er.
Maxi lachte leise. "Sei mir dankbar Blinder. Ari und Samuel waren da und ich möchte nicht alleine gegen beide kämpfen und dich gleichzeitig babysitten."
Robin verschränkte die Arme.
"Wie rücksichtsvoll."
Maxi legte ihm einen Arm um die Schulter und die beiden setzten sich wieder in Bewegung.
Es dauerte lange, bis sie die Hügel erreichten, doch Robin war erleichtert, als er das weiche Gras unter seinen Schuhen spürte.
"Hier kann uns jeder sehen.", sagte Robin warnend.
"Du bemerkst es ja nicht."
Robin boxte ihn in die Seite.
Dann ließ er sich in das Gras sinken und strich mit seinen Fingern über die kühlen Stängel.
Maxi ließ sich neben ihn fallen.
"Ich bin ein schlechter Teampartner oder?" Der Rothaarige schüttelte den Kopf.
"Nein. Nur nicht sehr nützlich. Aber wir werden diese Runde überstehen."
Robin schwieg. Maxi wollte ihm Hoffnung machen...Hoffnung wo keine war.
Würden sie auch überstehen was danach kam?
Wer konnte das schon wissen.
Robin war erblindet, zwar nur eine kurze Zeit, dennoch fand er es schrecklich.
So hilflos und angewiesen auf Maxi. Wäre dieser nicht, könnte ihn jedes Team mühelos abstechen. Zum Glück war da der Tiger der ihn beschützen würde...oder? Würde er beim nächsten Angriff gleich verschwinden? Robin war doch nur eine Last.
Ich bin da, es kann dir nichts passieren.
Wie viel davon war Lüge und wie viel Wahrheit?
Robin legte sich in das Gras. Er schloss die Augen, es machte keinen Unterschied, und stellte sich einen strahlend blauen Himmel vor, über den weiße Wolken zogen.
"Beschreibe mir jemanden.", bat Robin leise. Er wollte Farben sehen, Formen und Größen. Wenn er nicht sehen konnte musste er es sich eben vorstellen. Besser als nichts.
Maxi folgte seiner Bitte.
"Ein Braun, kein dunkles sondern eher ein...in der Farbe von Italienern oder Spaniern. Schwarze kurze Haare und dunkle Augen. Schmale, trockene Lippen...ziemlich kräftig."
Robin schmunzelte.
"Ari." Er stellte sich den jungen Mann vor. Den Mund immer leicht geöffnet, die Augen aufmerksam.
"Wieso Ari?" Maxi zuckte mit den Schultern, bis ihm einfiel das Robin es nicht sehen konnte.
"Ich weiß es nicht. Er ist eine einprägende Person...und uns eben über den Weg gelaufen."
Da konnte der Blinde nur zustimmen.
Wieder schwiegen sie eine ganze Weile. Robin bekam ein schlechtes Gewissen, sicher würden sie gerade etwas anderes tun, als im Gras zu faulenzen, wenn er nur wieder sehen könnte.
Aber er konnte es nicht ändern. Er musste warten, angewiesen auf die Spielemacher.
Angewiesen auf seine Erpresser.

Der Geruch von Regen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt