... Und erst recht ihn aufzuziehen und sein in der Ehre gekränktes Gesicht zu erblicken, fügte ich in Gedanken hinzu. Sein einzigartiger Blick, wenn ich ihn übertrumpfte, ob nun wegen meiner stichelnden Kommentare oder wenn ich besser als er in dem war, was eigentlich zu seinen Königsdisziplinen gehörte – siehe Bierpong. Ich fand schlicht keine Erklärung dafür, dass ich das innere Bedürfnis hatte, mich über ihn lustig zu machen oder anders wertig versuchte, diesen Blick zu erhaschen.
„Willst du was trinken?", riss mich Benjamin aus meinen Überlegungen, statt meines Grübelgesichts, schenkte ich ihm ein schüchternes Lächeln.
„Ja gerne." Ich wendete mich Ethan zu. „Ich gönne dir mal eine Auszeit von mir, Partysensei. Wir gehen uns was zum Trinken holen und nicht vergessen, die restlichen Becher zu exen." Strafe musste sein. Die ließ ich ihnen nicht erspart und erst recht nicht, wenn sie bei jedem Schluck daran erinnert wurden, dass ich sie besiegt hatte.
Schließlich trinkt ein Streber rein aus Definition keinen Alkohol, ich war mir sicher, Ethan dachte nun anders darüber.
„Theoretisch hätten wir Ethan und Taylor leidglich fragen müssen, ob sie uns was von den vollen, von ihn zu exenden Bechern abgeben. Damit hätten wir ihnen allerdings einen Gefallen getan und ihre Strafe gemildert. Das wäre in jedem Fall nicht in Ordnung gewesen", scherzte ich in der Küche angekommen, als Benjamin sich schon an den Flaschen vergriff, um uns einen Trink zu mixen.
„Damit hast du wohl recht: wohl verdiente Strafe. Zudem wollte ich mich mal allein mit dir unterhalten", fügte er mit einem Million-Dollar-Lächeln hinzu.
„Wie ich vorhin mitbekommen habe, studierst du hier. Welches Fach?", lenkte ich ab, da ich sein Kommentar nicht korrekt zu deuten wusste, und auch, um vor meinen errötenden Wangen abzulenken.
„Medizin." Sein Lächeln war echt einer Zahnpasta-Werbung würdig. „Ich liebe Naturwissenschaften und anderen zu helfen, da schien mir Arzt der beste Beruf zu sein."
„Ich wusste, weshalb du mir von der ersten Sekunde an sympathisch warst: Ich erahne, wenn auch bloß unbewusst, Wissenschaftsgeeks aus drei Meter Entfernung. Jedoch siehst du gar nicht wie ein Streber aus." Mit einem schelmischen Grinsen fuhr ich Meinung Blick einmal von unten nach oben über seinen Körper und verweilte etwas länger an seinem immer noch grinsenden Gesicht. Wow, er sah nicht nur so aus – hellbraune Haare, blauäugig, muskulös und Zahnpasta-Werbung-Lächeln –, sondern hatte offensichtlich auch was im Köpfchen. Solche Typen waren real und nicht nur ein Mythos?
„Jetzt hast du mich gekränkt. Du sieht aber auch nicht unbedingt wie ein typischer Streber aus", verteidigte er sich gespielt beleidigt.
„Nur heute", entgegnete ich schlicht weg und lächelte ihn darauf an. Er schien mit mir Zeit verbringen zu wollen, dabei wusste ich nicht, ob es daran lag, dass er mich nett fand, oder lediglich, weil mein verändertes Aussehen dazu beitrug, dass er mich ebenso wie Brandon heiß fand, aus diesem Grund erwähnte ich nicht, mich sonst nie derartig aufzustylen und heute nicht ganz so unscharf wie sonst auszusehen.
„Sorry, dass ich dich so lange aufhalte. Ich will dich nicht so lange einnehmen von deinem ..." Er zögerte und schaute mich verdutzt an.
„Mein Partysensei", ergänzte ich. Zwar wurde sein Lächeln wieder breiter, dagegen schaute er mich nun aber umso irritierter an. „Er und ich haben eine Art Wette, in der es darum geht, zu beweisen, dem Lebensstil des jeweils anderen eine Chance zu geben. Zu seinem gehören Partys, deshalb führt der selbstgekrönte Partykönig mich in sein Reich ein. Glaub mir, der ist froh, wenn er nicht mehr den Babysitter für mich spielen muss und sich stattdessen wieder beruhigt seinen sündhaften Feierritualen zuwenden kann", fügte ich zum Verständnis hinzu.
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Nerd vs. Athlete - Geek vs. Player I : Liebe auf den nicht ganz ersten Blick
Teen FictionEine geekige Streberin und ein Fußball spielender Player. Normalerweise würden sich diese beiden Spezien nie in freier Wildbahn begegnen. Dumm nur, wenn das blöde Los entscheiden soll ... Das Streit vorprogrammierende Aufeinandertreffen zweier Welte...