Nerd vs. Athlete - Geek vs. Player I : Liebe auf den nicht ganz ersten Blick

23 Ratterndes Oberstübchen (Ethan)

Wieso ging mir Nerdi aus dem Weg? Ich bildete mir doch nicht bloß ein, dass sie aus den gemeinsamen Kursen mit mir geradezu flüchtete, die Sachen vor mir in ihren Ranzen quetschte und verschwand, bevor ich aus der letzten Reihe vorne angelangt war, dass sie jedes Mal Reiß aus nahm, wenn sie an ihrem Spint stand und ich in ihre Richtung steuerte, dass sie jedes Mal meinem Blick auswich, wenn ich ihren fixierte und dass sie Dinge für die Facharbeit nur noch übers Handy klärte, oder? Und wieso juckte mich das alles dermaßen?

Warum bloß hatte mein Plan nicht gefruchtet? Ich war so kurz davor gewesen, ihren Bann auf mich zu lösen, jedoch hatte sie es nicht durchgezogen und war weggerannt. Toll, eher hatte ich mit diesem Masterplan das Gegenteil bewirkt: Nun sehnte ich mich umso mehr nach ihren Lippen und ihrem Körper. Schlechte Idee, inmitten des Spanischunterrichts daran zu denken ...

Sie ließ mir einfach keine Ruhe. In der Schule ertappte ich mich, wie ich immer wieder nach ihr Ausschau hielt. Während sie mich eiskalt ignorierte, eskalierte mein Herz und als wenn das nicht reichte, starrte ich sie weiterhin wie eine ungebumste Jungfer an. Wenn ich mit meinen Jungs abhing, genügte allein der Anblick unseres Stammtischs im Stevenson's oder der Geschmack vom Bacon Burger mit extra vielen Chilli-Cheese-Pommes, dass sie in meinem Kopf herumspukte. Ich konnte doch nicht für immer darauf verzichten, in unser Stammdiner zu gehen, um wenigstens in meiner Freizeit nicht mehr von ihr belästigt zu werden. Dass ich seit diesem Tag mit keinem anderen Mädchen mehr geschlafen hatte, musste ich wohl erst gar nicht erwähnen. Jedes Mal, wenn ich mir ein Girl vornehmen wollte, bildete ich mir typische stichelnde Harper-Kommentare ein, die mir die Tour versauten. Langsam wurde es auffällig. Abigail wurde äußerst ungeduldig und versuchte, mich noch mehr als sonst anzuflirten und scharf zu machen. Strippen war nichts dagegen. Man, ich war wirklich untervögelt, ganze sechs Tage ... Selbst im Traum verfolgte sie mich, anstelle von Victoria's-Secret-Models war sie nun Teil meiner Träume. Würde ich es nicht anders wissen, würde ich sagen, ich wäre tot krank.

Dann lass dein Oberstübchen mal ausnahmsweise rattern ... Für was sind Stalkerverhalten, Verfolgungswahn und fehlendes Angeturntsein von jeglichem anderen weiblichen Individuum Symptome? ...

Nein, nein, das konnte einfach nicht sein... Nein, ich konnte mich nicht in Nerdi ... Dieses Wort konnte ich nicht einmal in meinen Gedanken aussprechen. Ich verliebte mich nicht, ich hatte mich noch nie verliebt, konnte ich das überhaupt? Allerdings hatte ich so etwas auch noch nie empfunden ... Normalerweise liefen mir die Mädels hinterher, stalkten mich oder erbettelten meine Aufmerksamkeit, nicht umgedreht.

Du bist du am Arsch.

Ich war eindeutig am Arsch.

Sollte ich das wirklich durchziehen? Vielleicht irrte ich mich ja auch bloß und diese Gefühle waren nur ein umgehender Virus oder mein Jagdtrieb beeinflusste sie, weil ich das Erdmännchen noch nicht erbeutet hatte.

Ich schloss meine Augen und atmete einmal tief ein und aus und sofort erschien Harper vor meinen bloßen Augen. Unkontrolliert entlockte mir ihr süßes Lächeln ein Schmunzeln. Lediglich ihre Vorstellung genügte, dass das Prickeln erneut einsetzte. – Doch, leider sprachen die Anzeichen eindeutig dafür, dass ich mich nicht irrte.

Deshalb zog ich meine Hoodiekapuze noch weiter über meinen Kopf und schlich darauf zur Haustür.

Im Spanischunterricht, was mein letztes Fach für heute gewesen war und in dem ich sowieso seit den letzten Stunden vollkommen auf Durchzug gestellt hatte – notfalls konnte mir Brandon schließlich immer noch helfen, denn da seine Eltern aus Mexiko stammten, war Spanisch neben Englisch seine Muttersprache – hatte ich den Entschluss gefasst, Harper zur Rede zu stellen. Andere würden eventuell behaupten, ich hatte vor, sie zu bedrängen und in die Mangel zu nehmen, allerdings wusste ich keinen anderen Ausweg ... Wie sollte ich mit ihr sprechen, wenn sie mir strickt aus dem Weg ging? Ich hielt es schlichtweg nicht mehr aus ...