+Beginn einer Feindschaft (Harper, fünf Jahre alt)

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Tipp: stellt euch beim Lesen dieses Mädchen vor (Bild)

Das Herbstfest war super toll, so wie letztes Jahr. Ich konnte auf der riesigen Hüpfburg springen, so viel Kuchen und Sandwiches essen, wie ich wollte, und das Beste: Es gab viele Stände, wo man basteln, spielen und etwas gewinnen konnte.

Mein Beutel für meine Mommy war fertig, ich machte mich auf die Suche nach ihr. Ich hielt die Vorfreude nicht mehr aus, es ihr zu überreichen. Meinen Beutel schwenkte ich stolz neben mir hin-und-her. Er war wunderschön, mit Einhorn, Sternen und ganz viel Glitzer und von mir ganz allein gemacht, sodass sie sich sicher darüber freuen würde. Sie nannte mich immer „kleine Künstlerin", wenn ich etwas für sie bastelte.

Begeistert schaute ich mich um: all die tausenden Leute, die sich unterhielten und Spaß hatten, aber meine Mommy konnte ich nicht entdecken. Sie hatte mir doch Bescheid gesagt, wo sie war. Dumme Harper. Warum war ich bloß so vergesslich? Hatte sie nicht irgendwas mit Kuchen gesagt?

„Hi Harpi", kam Cloe angerannt, „Kommst du mit zur Nestschaukel?" Ich kannte Cloe noch nicht allzu lange, trotzdem war sie in der kurzen Zeit zu meiner besten Freundin geworden. Wie wir uns kennengelernt hatten, wusste ich noch ganz genau: Wir wollten beide gleichzeitig mit der Murmelbahn spielen, hatten uns dann darum gestritten und zum Schluss aber darüber gelacht. Seitdem machten wir alles in der Vorschule gemeinsam und trafen uns ständig.

Ich mochte sie und ihre fröhliche aufgeweckte Art sehr. Das Einzige, was ich an ihr nicht mochte, war, dass sie mir immer diese komischen Spitznamen wie „Harpi" verpasste. Da war ich ja mal gespannt, ob sie irgendwann einen fand, welcher mir wenigstens ein bisschen gefiel.

„Wartest du noch kurz auf mich, ich will meiner Mommy noch schnell diesen Beutel schenken, den ich selbst gebastelt habe." Triumphierend zeigte ich ihr mein Meisterwerk.

Sie betrachtete den Beutel erstaunt. „Wow, der ist voll schön. Wo hast du den gebastelt, ich will nachher auch einen?"

Während ich grinste, zeigte ich auf den Bastelstand. „Da drüben. Der wird dann aber nicht so schön wie meiner, geht ja auch gar nicht. Ich geh dann mal suchen. Bis gleich."

Wie vorhin rannte ich durch die Besucher. Doch diesmal entdeckte ich neben dem riesigen Schild mit „Kuchen" drauf die schönste Frau der ganzen weiten Welt: meine Mommy. Ich wollte auch ihre wunderschönen, seidig glatten Haare haben und nicht meine, welche in alle Richtungen standen. Sie sah traurig aus. Ihr Lächeln war eigentlich das tollste, das ich kannte, auch wenn sie in letzter Zeit nicht viel gelacht hatte – seit er gegangen war.

In der Nacht hörte ich sie oft weinen und konnte deshalb nicht einschlafen. Ich wollte sie dann immer trösten, erinnerte mich dann aber daran, dass ich schlafen sollte. Ich wollte nicht, dass sie sauer auf mich war, weil ich nicht schlief, aber besonders wollte ich ihr nicht noch mehr Probleme machen.

Sie lächelte nur, wenn ich ihr von meinen und Cloes Abenteuern erzählte, zum Beispiel wenn wir im Sandkasten Pharaonen spielten oder im Schwimmbad zu Meerjungfrauen wurden, meistens auch, wenn ich ihr was Selbstgemachtes schenkte. Das war auch der Grund, warum ich mir so viel Mühe beim Einhornbeutel gegeben hatte. Ich tat alles, um sie lächeln zu sehen.

Warum konnte Daddy da jetzt nicht neben ihr stehen? Sie in den Arm nehmen und anschauen, als wäre niemand anderes dort. Auch wenn sie sich küssten, fände ich das schön, obwohl ich Küssen eklig fand.

Ich vermisste ihn so schrecklich. Mommy hatte gesagt, dass er weg war. Aber wohin? Auf Arbeit konnte er nicht sein, von dort kam er jeden Abend nach Hause. Im Urlaub, dort auch nicht, er fuhr nicht ohne uns in den Urlaub. Doch wo war er dann? Und wann kam er zurück?

Nerd vs. Athlete - Geek vs. Player I : Liebe auf den nicht ganz ersten BlickWo Geschichten leben. Entdecke jetzt