26 Privilegien eines Fußballcaptains (Ethan)

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„Wo bringst du mich hin?", quetschte sie mich ungeduldig aus.

„Das ist eine Überraschung", antwortete ich geheimnisvoll.

„Ich hasse Überraschungen." Selbst wenn ihre Augen verbunden waren, wusste ich, dass sie im Moment die Augen verdrehte. Dafür kannte ich mein Erdmännchen und ihr Verhalten nur zu gut. Zudem verzog sie ihren Mund passend zur besagten Geste.

„Da musst du durch", entgegnete ich grinsend und konnte dem Drang nicht widerstehen, ihr einen flüchtigen Kuss auf die Lippen zu drücken.

Neben dem ausgelösten Stromschlag steckte ich sie dadurch mit meinem breiten Grinsen an. Warum war ihr Lächeln bloß dermaßen verführerisch?

Allerdings war dies nicht die richtige Situation, sie tranceartig anzustarren; im Moment war es wohl doch wichtiger, dass ich mich auf die Straße konzentrierte und keine Kreuzung zu meinem Ziel verfehlte.

Blick in den Außenspiegel meines Audis – mit Absicht hatte ich den Wagen meiner Mom genommen, um nicht sofort von allen erkannt zu werden. Mit der weit heruntergezogenen Hoodiekapuze und tiefschwarzen Sonnenbrille musste man mehrfach hinsehen, um mich zu erkennen und auch Harper war nur schwer auf Anhieb als sie zu identifizieren: Sie trug eine für ihr Gesicht etwas zu groß geratene Sonnenbrille, unter der ihre Augen mit einem undurchsichtigen Tuch verbunden waren, weiterhin hatte sie sich einen Schal um ihre Haare gebunden. Alles in allem wirkte sie wie eine Klischee-Schauspielerin aus den sechziger Jahren. Dieser Gedanke entlockte mir ein erneutes Lächeln: Selbst in diesem urkomischen Outfit ließ sie mein Herz im Hyperspeed schlagen.

Um die letzte Ecke, Auto in die Parklücke stellen und tada. „So da wären wir."

Reflexartig legte sie ihre Hände auf die Augenbinde, die ich schleunigst von dieser entfernte. „Nönö, die bleibt vorerst drauf."

„Du suchst doch lediglich eine Ausrede, um meine Hand halten zu dürfen."

„Vielleicht", wurde mein Grinsen noch breiter.

Ich stieg aus dem Auto und öffnete darauf gentlemanlike ihre Tür. „Mylady", reichte ich ihr die Hand.

„Irgendetwas führst du im Schilde. Diese Gentlemantour passt nicht zu dir", beschwerte sie sich, während ich sie durch die Schulflure zu meiner Überraschung führte.

„Was soll denn das heißen? Ich bin doch der Arschkriecher in Person." Dieses Lächeln war jeden sarkastischen Kommentar wert.

An der Tür angekommen, öffnete ich diese mit dem passenden Schlüssel, führte Harper hinein und entfernte mit ungleichmäßigem Herzschlag ihre Augenbinde.

„Wie? Was? Woher hast du den Schlüssel?" Ihre Augen strahlten, wie die meisten anderen Frauen es bloß beim Anblick von Schuhen getan hätten, allerdings war Harper bekanntlich nicht wie die anderen Mädchen.

„Ich sag's mal so: Mr. Hoge ist ein riesiger Fußballfan, ich bin der Starfußballer unserer Schule und glücklicherweise bin ich kein Schüler von ihm."

„Das ist unfair, wir Scienceclubmitglieder durften ihn bisher noch nicht einmal von der Tür aus betrachten", schmollte sie. Was für eine Qual für einen Naturwissenschaftsgeek, das niegelnagel-neu renovierte Labor mit den modernsten Erfindungen nicht ansehen zu dürfen.

„Tja, das sind halt die Privilegien eines gefeierten Fußballspielers. Außerdem sei mal ehrlich, er wusste, dass ihr dem Drang, die Geräte zu testen, nicht hättet widerstehen können und dann wären sie nicht mehr lange neu geblieben."

Ihr Zunge-herausstrecken erachtete ich als eine widerwillige Zustimmung.

„Danke." Ihre Augen strahlten mich wie ausgewechselt an. Ihre wirkliche Bedankung folgte jedoch erst, als sie mich kurz darauf küsste.

Jede weitere Sekunde, in der ich den Geschmack ihrer Küsse schmeckte, bestätigte mich immer mehr in meiner geplanten Überraschung: Sie konnte man nicht mit Blumen, daher gesagten Komplimenten und Klischeedates bezirzen. Wie alles an ihr war auch ihr Geschmack in dieser Beziehung besonders.

Für kein Mädchen hatte ich mir bisher so etwas überlegt. Wenn ich früher ein Mädchen verführen wollte, dann hatte ich sie vielleicht einmal auf einen Burger eingeladen, dennoch war mir alles wert, um ihr nah zu sein, ihren Geruch zu vernehmen und dieses Prickeln in meinem gesamten Körper zu verspüren; einfach, um bei ihr zu sein.

Als die Küsse verlangender wurden, hob ich sie auf eine Tischplatte, auf der die Schüler normalerweise experimentieren würden. War es komisch, dass mich der Gedanke anturnte, mit ihr im Labor rumzumachen?

Dass ihre Lippen nicht mehr auf meinen lagen, bemerkte ich erst, als sie sich von der Tischplatte heruntergeschoben, sich an den Experimentiergeräten zu schaffen gemacht hatte und mich nun dreckig angrinste.

Sie wusste wirklich, wie sie mit mir spielen konnte und mich um den Verstand brachte.

Ein versunkenes Lächeln setzte sich auf meine Lippen, als ich ihr beim Ausprobieren der verschiedenen Versuchsaufbaue zuschaute.

Schlussendlich brachte sie mich sogar so weit, zusammen mit ihr zu experimentieren, selbst wenn ich keinen blassen Schimmer hatte, für was diese ganzen Dinge nützten. Wie konnte man sich nur derartig für Wissenschaftskram begeistern?

Dieser Mädchen verzauberte mich jedes Mal aufs Neue.

„Und, hast du schon einen Plan, was du nach der Highschool machen willst? Ich meine, sonst solltest du spätestens jetzt anfangen, drüber nachzudenken oder sogar Bewerbungen zu verschicken, schließlich halten wir in etwa vier Wochen unsere Abschlusszeugnisse in der Hand", löste sich Harper plötzlich aus unserer verschlungenen Position auf meinem Bett. Wie ich es doch hasste, wenn sie das tat.

Ich antwortete erst, als das Prickeln auf meinen Lippen verschwunden war und ich mich erinnerte, dass ich sie auch für andere Tätigkeiten benutzen konnte. „Mein Dad will, dass ich hier in Seattle auf der Washington University Wirtschaft studiere, um später seine Firma zu übernehmen, oder sogar die Führung an einem anderen Standpunkt übernehme. Jedoch kann ich nicht wirklich etwas mit Zahlen, Aktien und Firmenmanagement anfangen. Ich will lieber Fußballer werden." Es bedeutete mir unendlich viel, dass sie bei dieser Offenbarung nicht wie meine Verwandten kommentierte „Das ist kein richtiger Beruf" oder „Die Chancen, dass man eine Sportlerkarriere startet, ist dermaßen gering. Werde doch lieber Manager, dann verdienst du fast genauso viel", sondern mir stattdessen aufrichtig zuhörte.

„Und du?", blickte ich ihr in die einnehmenden braunen Augen.

„In jedem Fall will ich einen Studiengang im naturwissenschaftlichen Bereich wählen. Ich habe mich bisher für sämtliche Unis beworben: Harvard, Princeton, Yale, ... Dennoch ist mein derzeitiger Favorit die University of Washington. Schließlich sind das Naturwissenschaftsstudium sowie die Forschungsabteilung einer der besten, zudem bliebe ich hier in der Nähe." Sie grinste mich verlegen grinste an.

Mein Herz machte einen Sprung, während ich mir vorstellte, wie wir gemeinsam zum College gingen, zusammenzogen und einfach überglücklich miteinander waren. Soll ich dir demnächst eventuell Tampons besorgen? Aber wie soll das funktionieren ... Gemeinsam in einer Wohnung leben kann man schlecht verstecken.

Um diesen Gedanken zu verdrängen, legte ich erneut meine Lippen auf ihre und schloss sie fester in meine Arme.

Die Zukunft war egal, es zählte, dass sie im Moment in meinen Armen lag und ich mich derweilen wie der glücklichste Mensch der Welt fühlte.



Wenn wir schon einmal bei dem Thema sind... Was wollt ihr später machen bzw. studieren? Oder studiert ihr sogar schon oder geht arbeiten?

Ich möchte gerne Grundschullehramt studieren ^^

Nerd vs. Athlete - Geek vs. Player I : Liebe auf den nicht ganz ersten BlickWo Geschichten leben. Entdecke jetzt