Kapitel 24

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Ich sitze im Tattoostudio und warte auf Tori. Sie meinte, es würde noch dauern, da sie noch ein Tattoo stechen und dann die Schablonen aufräumen müsse, aber ich habe nichts besseres vor also habe ich mich dazu entschlossen einfach auf der Couch zu warten. Ich habe mich in einem Schneidersitz auf diese gesetzt und blättere durch ein Motivmagazin. Ich hab zwar schon drei Tattoos, aber auf ein neues hätte ich auch mal wieder lust oder auf ein Piercing oder eine neue Haarfarbe oder Frisur, doch das ist das blöde an Beziehungen, es ist komisch das auszusprechen, dass ich das Risiko eingehen würde, dass es Eric nicht gefallen würde. Obwohl ich ihn ja auch total scharf finde, mit seinen Tatttoos und Piercings, er kann es auch tragen. Wie gesagt, er sieht damit scharf aus.

Im Magazin sind ein paar coole Motive, doch die große Frage ist immer wieder, wo und ob ich es wirklich hübsch finde, dass ich es auch noch in ein paar Jahren toll finde. Naja, ich könnte es dann weglasern lasse, aber das tut sau weh und ich bin ein schmerzempfindlicher Mensch. Ich könnte mir kleine Tattoos auf den Fingern stechen lassen oder am Handgelenk. Vielleicht wären auch kurze Haare nicht schlecht. Ich mein, meine langen Haare gefallen mir, aber es wäre mal was neues, frisches. Doch das kann ich nochmal überdenken.

Es hat nicht gerade lange gedauert bis Tori fertig ist. Vielleicht eine halbe Stunde, aber die ging wie im Flug vorbei. Wir sitzen mittlerweile auf einer anderen Couch in einem Nebenraum, wo man uns nicht wirklich hören kann. ,, Also was gibst?", fängt sie an zu fragen. Wo soll ich anfangen, es gibt vieles wozu ich fragen habe. ,, Du hattest mal von einem Bruder erzählt, wo ist er?" Klein anfangen ist am besten. Toris Blick wandelt zu traurig und ihr Kopf senkt sich. Sie ist nervös, das kann ich daran erkennen, dass sie Akrobatik mit ihren Fingern macht, denn das machen viele Menschen, wenn sie unter Druck stehen oder nervös sind. Ich lege meine Hand auf ihre Schulter und streichel über diese. ,, Wenn du nicht darüber reden willst, musst du es nicht." ,, Doch, je öfter ich darüber rede, desto besser komme ich damit irgendwann man klar.", antwortet sie und versucht ihre Tränen zurück zu halten. Ich nicke verständnisvoll. ,, Mein Bruder war genau so, wie du. Unbestimmt. In der zweiten Phase schaffte er es ganz schnell auf den ersten Platz. Am letzten Tag, war einer der Ferox Anführer dabei. Am nächsten Morgen fande wir seine Leiche am Fuße der Schlucht." Oh Gott... ich halte mir meine Hand vor den Mund und versuche diese Sätze zu verarbeiten. Das ist hart, sehr hart. Sowas sollte niemand durchmachen müssen. Ich will gerade was sagen, als Tori meine Hand feste greift. Sie schaut mich besorgt an. ,, Deswegen ist es so wichtug, dass du vorsichtig bist. Gab es schon irgendwelche Vorfälle?", fragt sie mich. Nun ja, eigentlich nicht richtig. Four und Eric sind manchmal nur misstrauisch. ,, Four und Eric sind manchmal etwas misstrauisch, da ich so schnell bin. Ich hab schon öfters darüber nachgedacht es Eric zu sagen, aber..." ,, Auf keinen Fall! Ich weiß, du und Eric habt etwas am laufen, aber er ist rücksichtslos. Er jagd unbestimmte und tötet sie! Wenn du die Phase überleben willst, musst du in der Simulation handeln, wie ein Ferox!" Es wäre wirklich riskant, es ihm zu sagen, aber er hatte mir ja versprochen sowas nicht mehr zu unterstützen. Ich weiß nicht. Immerhin wissen es selbst Peter und Ely nicht und die haben mich nicht so oft enttäuscht, wie Eric. Ich weiß nämlich nicht, wie er darauf reagieren und agieren wird, selbst wenn er mein "Freund" ist. Ich hab schon gesehen, das Eric auch anders kann. Es sollte wahrscheinlich keiner wissen. Es ist schon gut so, dass Tori die einzige ist, die davon weiß und das sollte auch so bleiben.

,, Gut, du hast Recht. Es ist besser so..." Tori lächelt leicht und lässt meine Hand dann auch mal wieder los. ,, Ich glaub ich gehe wieder, ich hab meine Freunde heute noch gar nicht so richtig gesprochen oder geschweige denn gesehen." Ich verabschiede mich noch von Tori und bedanke mich für das Gespräch. Handel, wie ein Ferox. Als Unbestimmte, kann man solche Simulationen beeinflussen... Ich muss lernen, meine Ängtse so zu bewältigen, wie ich sie auch in echten Situationen bewältigen würde. Bei der letzten Simulation hab ich es geschafft, also sollte es nicht so schwer sein.

Ich gehe die Treppe zur Grube runter und versuche dabei meine Freunde zu entdecken. Sie sitzen in der Mitte auf den Steinbänken und unterhalten sich lautstark. ,, Hey", sage ich, als ich mich neben Jai fallen lasse, der seinen Arm über meine Schulter legt. Sie begrüßen mich alle, fangen dann aber wieder an zu diskutieren. Ich lasse meinen Blick durch die Runde schweifen und irgendwas ist anders. Genau! Kyra ist nicht da. ,, Wo ist Kyra?", frage ich und lehne meinen Kopf zu Jai. Er zuckt nur mit seinen Schultern und guckt etwas verwirrt in der Grube herum. ,, Ich weiß nicht. Wir haben sie seit heute morgen nicht mehr gesehen." Wahrscheinlich ist sie wieder bei Four. Hier bitte mein Augenbrauenzucken einfügen. Sie wird bestimmt bald auftauchen. Ich bin geschafft und total müde, denn ich hab nicht gerade gut geschlafen. Bin ich froh, wenn ich nach der Initiation ein eigenens, weiches Bett habe. Weil ich so müde bin, lehne ich meinen Kopf an Jais Schulter an. ,, Müde?", schmunzelt Jai, weshalb ich leicht grinsen muss. ,, Nein überhaupt nicht.", nuschel ich in einem sarkastischen Ton.

Ich schließe meine Augen und bin kurz davor einzuschlafen, doch ich werde das Gefühl nicht los angestarrt zu werden. Ich öffne meine Augen ein wenig und schiele in verschiedene Richtungen, bis ich Eric entdecke, der mal hin und wieder hier hin guckt und das nicht gerade freundlich. Ist Eric etwa eifersüchtig? Oh, wie süß. Verdammt, da ist dieses Wort schon wieder. Eric unterhält sich mit irgendwelchen Typen, doch es scheint so, als würde er gar nicht richtig zuhören, weil er hier ständig hinguckt. Vor allem denkt er, ich würde es nicht merken. Um ihn etwas zu provozieren, kuschel ich mich noch mehr an Jai. Mittlerweile hat sich Erics Gesicht sogar leicht rötlich gefärbt. Komisch, dass er es vor allem nicht merkt, dass ich ihn die ganze Zeit beobachte. Ok, fertig mit dieser Qual, ich will ja nicht, dass Jai nachher noch an den Pranger gestellt wird. Also setze ich mich wieder aufrecht hin und schaue zu Eric. Dieser hat seine Augenbraue wieder hochgezogen und zieht diesen Ist-Das-Dein-Ernst-Blick. Mittlerweile glaube ich sogar, dass er das besser kann, als ich. Ich schmunzel leicht und zwinkere ihn an, weshalb er schnell wegguckt. Zu blöd für ihn, dass ich ihn erwischt habe, denn damit werde ich ihn jetzt immer aufziehen.

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Hey! Das Kapitel ist nicht all zu lang, trotzdem hoffe ich, dass es euch gefällt :)

LG Antonia

shattered souls// Eric FF//Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt