Böse Begegnung

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Vor ein paar Wochen hätte ich niemals damit gerechnet, dass sich mein Leben in vielen Dingen ändern würde. Ich bin eine Unbestimmte, die von den Ken zu den Ferox wechselte, immer wieder annähernde Momente mit ihrem Anführer hatte und mit diesem jetzt zusammen ist und schlussendlich mit sechzehn schwanger geworden ist. Schwanger. Früher dachte ich, dass ich viel, viel später ein Kind bekommen werde und das nicht mit einem Typen mit dem ich eine ,,heimliche" Beziehung führen muss, damit wir beide nicht Fraktionslos werden. Viele sagen sie sehnen sich nach so einem aufregendem Leben, doch in meiner Situation will ich einfach, wie ein Normalo leben. Ohne diese ganze Scheiße, die um uns herum abgeht.

Ich habe mich von Kyra schon längst verabschiedet und sie nochmal darum gebeten niemandem was zu sagen. Ich muss meinen Kopf frei kriegen, was nicht so einfach ist, weshalb ich wieder einmal planlos durch die Gänge laufe. Die Stille hier ist beruhigend und bringt mich dazu klar denken zu können. Vor allem, wenn ich bei der Schlucht bin, meine Beine im freiem baumeln lasse und das leise rauschen des Wassers am Fuße dieser hören kann. Manchmal ist die Einsamkeit nichts schlimmes, sondern etwas gutes.

Keine Ahnung, wie lange ich schon hier herum laufe. Auf jedenfall fühlt es sich wie Stunden an und so richtig hell ist es auch nicht mehr, also muss schon Abends sein. Immer wieder denke ich darüber nach, wer uns beobachtet und belauscht hat oder ob wir uns das nur einfach eingebildet haben. Letzteres ist ziemlich unwahrscheinlich, denn ich habe mit hundertprozentiger Sicherheit einen Schatten gesehen und dieser gehörte bestimmt nicht zu einem Regal oder so. Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass ich jetzt verfolgt werde. Dieses komische Gefühl beobachtet zu werden geht einfach nicht weg. Doch jedes mal, wenn ich mich umdrehe sehe ich nur einen leeren Gang. Vielleicht bilde ich mir das auch einfach nur ein.

Ich laufe gerade um die Ecke, als auf einmal Jai vor mir steht. Er sieht total fertig aus. Seine Haare sind zerzaust, seine Augen rot und die Flasche in seiner Hand und das geschwanke ist auch nicht zu übersehen. ,, Jai, ist alles in Ordnung?", frage ich vorsichtig und gehe einen Schritt auf ihn zu. ,, Die Frage ist, ob mit dir alles in Ordnung ist, Rose." Er nimmt einen weitern Schluck von seiner Flasche. ,, Immerhin wird sich dein und Eric Leben stark verändern." Oh nein, bitte nicht. Bitte nicht Jai. Nicht er. ,, Ich...", versuche ich etwas auf Jai Aussage zu antworten, doch ich weiß nicht was. Soll ich mich entschuldigen? Immerhin hab ich es mir ja nicht ausgesucht. ,, Ich versteh es nicht... ich war immer für dich da. Eric ist ein Arschloch! Dich kann er vielleicht täuschen, aber mich nicht! Er zerstört dein Leben! Er verdient dich nicht." ,, Jai, bitte leg die Flasche weg, du weißt nicht was du da redest." Ich versuche ihm die Flasche aus der Hand zu nehmen, doch er hält mich am Handgelenk fest und das nicht gerade sanft. ,, Er wird dir weh tun. Ich sollte der sein, der dich zum lachen bringt, nicht er!" Sein Griff wird immer fester, sodass es anfängt weh zu tun. ,, Hör auf Jai, du tust mir weh.", krächze ich und versuche seine Hand zu entfernen. Doch er denkt nicht einmal daran mich loszulassen, sondern kommt mir immer näher. Langsam bekomme ich Angst vor ihm. So habe ihn noch nie gesehen. ,, Direkt am ersten Tag fand ich dich so faszinierend. Ich war immer für dich da, war freundlich zu dir und dann taucht er auf, schnippt mit den Finger und du springst! Er musste noch nicht einmal um dich kämpfen! Und jetzt hat er dich auch noch geschwängert!" Bei jedem Wort zucke ich zusammen, da seine Stimme immer lauter wird, bis er fast schreit. Als er noch seine Flasche auf den Boden schmeißt und diese zerspringt ist es passiert, ich habe Angst vor ihm. ,, Warum verstehst du nicht, dass er nicht gut für dich ist?! Ich würde dir niemals weh tun!", schreit er und schlage neben mich gegen die Wand. In meinen Augen sammeln sich Tränen und ich versuche immer noch seine Hand von meinem Handgelenk zu reißen. ,, Es ist nicht so einfach... Hör bitte auf!", schluchze ich. Auf einmal schaut er mich erschrocken an und lässt mich los. Doch weglaufen kann ich nicht, denn Jai ist mir so nah gekommen, dass wir es irgendwie geschafft haben an der Wand zu stehen. Seine Hand wandert zu meinem Gesicht und streicht meine Tränen weg. ,, Du bist so schön, wenn du weinst.", flüstert er und kommt meinem Gesicht gefährlich nah. Ich will hier weg und das ganz schnell. ,, Lass mich in Ruhe, bitte." Er hört gar nicht darauf, was ich sage und kommt mir immer noch näher. Schließlich legt er seine Lippen auf meine und das mit einer ziemlichen Aggressivität. Natürlich erwiedere ich es nicht, denn es ist falsch. Doch mich zu währen bringt mir nichts, denn irgendwann hat er die Schnauze voll und hält mit einer Hand meine Hände fest. Sein Kuss wird immer fordernder und aggressiver und schließlich fängt er an mit seiner anderen Hand mich zu begrabschen. Das ist nicht der Jai, den ich kenne.

Immer und immer wieder versuche ich ihn von mir wegzuschieben, doch er bewegt sich nicht einen Zentimeter. Also beiße ich ihm in die Lippe und ergreife den Moment, als er sich vor Schmerzen von mich löst, trete ihm zwischen die Beine und schubse ihn weg. ,, Ich sagte. Lass mich in Ruhe!", fauche ich und wische mir meine Tränen weg. Jai liegt gekrümmt auf dem Boden und hält sich seine Weichteile fest. Das hat er davon. Ohne noch was zu sagen oder zu machen  renne ich schnell weg. Ich kann noch hören, wie er meinen Namen schreit, doch ich drehe mich nicht ein einziges mal um und renne einfach weiter. Ich kann es nicht fassen, dass all das gerade Jai getan und gesagt hat. Er ist doch mein bester Freund, dem ich vertrauen kann, aber anscheinend habe ich mich in ihm getäuscht. Ich bin noch nicht einmal wütend auf ihn, sondern eher enttäuscht. Ok, ich bin auch wütend, aber mehr enttäuscht. Warum muss er sowas tun? Er hätte doch normal mit mir darüber reden können. Ich hätte ihm alles erklärt, aber jetzt ist unsere Freundschaft zertrümmert. Vor allem erschreckt mich der Gedanke, dass ich vor ihm jetzt Angst habe, doch er lässt mir keine andere Wahl.

Weil ich die ganze Zeit auf den Boden gucke, bemerke ich nicht die Person, die auf mich zugelaufen kommt, weshalb ich gegen diese stoße. ,, Pass doch auf, wo du hin läufst!", fauche ich und schaue die Person böse an. In den Gängen ist es ziemlich dunkel, weshalb ich das Gesicht von dieser nicht sehen kann. ,, Warum so frech? Warte, hast du geweint?" Nein, bitte nicht. Ich will ihn nicht anlügen. Schnell wische ich meine Tränen weg und versuche den Blickkontakt zu vermeiden. ,, Nein...", krächze ich. ,, Rose, was ist passiert?", fragt mich Eric ernst und legt seine Hand um meine Hüfte. Oh, was passiert ist? Ich hab nur erfahren, dass ich schwanger bin von dir und wurde gerade von meinem besten Freund angebrüllt und von diesem gegen meinen Willen begrabscht. Sonst ist nichts. Als ich das Gefühl habe, wieder kontrolle über meine Emotionen zu haben, sehe ich in sein Gesicht und versuche mir ein Lächeln aufzuzwingen. ,, Nichts, nur ein paar Missverständnisse." ,, Wenn du das sagst. Aber wenn es mehr als nur Missverständnisse sind, kannst du es mir immer sagen, ok" Dieser Kerl ist so kostbar, weshalb es mir noch mehr schwer fällt ihm die Wahrheit zu verschweigen. Es wahrscheinlich schwer zu verstehen, warum ich es ihm nicht sagen. Eric würde wahrscheinlich ausrasten und Jai die Seele aus dem Leib prügeln, was er auch irgendwie verdient hat, doch ich möchte einen Skandal verhindern. Es würde immer hin komisch aussehen, wenn Eric aus dem nichts einen Initianten verprügelt.

,, Hey, du starrst schon wieder.", schmunzelt Eric und streicht mir mal wieder eine Strähne hinters Ohr. ,, Sorry... sag mal, kann ich heute wieder bei dir schlafen?", frage ich, als wäre alles ok. Ich möchte nicht mit Jai in einem Raum pennen, nach den Geschehnissen. Auf meine Frage hin, muss Eric grinsen. ,, Klar, immer gerne. Ich fange an es nicht zu mögen in meinem Bett alleine zu schlafen." Auf diese Aussage hin lege ich eine Hand hinter seinen Nacken und ziehe ihn zu mir runter um meine Lippen auf seine zu legen. Er ist einfach zu gut, mich sofort wieder zum lächeln zu bringen. Als wir uns wieder lösen müssen wir beide anfangen zu lächeln. ,, Wollen wir gehen? Ich kann was kochen." Ich hebe unglaubwürdig meine Augenbrauen hoch. ,, Kochen? Du?", sage ich mit einem belustigen Unterton.,, Hey, so schlecht bin ich gar nicht!" Da bin ich mal gespannt. Bei ihm eingehakt laufe ich mit ihm den Gang entlang. Vielleicht konnte mich Eric zum Lachen bringen, doch das unangenehme Gefühl, wegen den Lügen geht einfach nicht weg.

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shattered souls// Eric FF//Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt