Aufklärung

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,, Jetzt kannst du es ihm selber sagen..." Ich bin so am Arsch. Am liebsten würde ich im dieses gefällige Grinsen aus seinem Gesicht prügeln. Wie konnte ich nur mit so einer dreisten Person befreundet sein? Anscheinend versteht Eric nichts, denn er schaut uns einfach nur dumm an. Verständlich, denn wäre ich an seiner Stelle würde ich genau so verwirrt sein. ,, Was kann sie mir selber sagen?", fragt er nun. ,, Deine Freundin verheimlicht dir etwas..." ,, Jai, halt die Klappe!", fauche ich und gebe ihm einen warnenden Blick. Doch sein schadenfrohes Grinsen behält er, was mich rasend macht. ,, Nein, Jai soll nicht die Klappe halten. Was ist los?!" Eric, wenn du nur wüsstest. Mit verschränkten Armen kommt Jai nun auf mich zu und legt anschließend seinen Arm um meine Schulter. Keine Ahnung, warum ich ihn nicht von mir entferne. Wahrscheinlich bin ich gerade in einer Art Schockstarre gelandet. ,, Sagen wir so... Rose wird in den nächsten Wochen nicht nur für sich selber essen müssen.", schmunzelt der dunkelhaarige. Doch Eric versteht immer noch nur Bahnhof. Doch das er seinen Kiefer angespannt hat, als Jai sich so nah an mich gestellt hat, ist nicht zu übersehen. Mit dem Körperkontakt bin ich gerade auch nicht zufrieden, also gehe ich einen kleinen Schritt zu Seite, sodass ich mich von ihm lösen kann. ,, Könnt ihr mal Klartext sprechen?", motzt nun Eric. Klar, dass er gereizt ist, wenn er weiß, dass ich ihm etwas verheimliche. Jai will gerade ansetzen etwas zu sagen, doch ich stoppe ihn. ,, Jai, nicht..." Ich sehe erst ihn flehend an und dann zu Eric, welcher ungeduldig da steht. ,, Ich will es ihm selber sagen... alleine. Tu mir den Gefallen." Zu meinem Glück nickt er verständnisvoll und verschwindet hinter mir, im nächsten Gang. Jetzt bin ich vollkommen alleine mit Eric und es gibt keinen Weg zurück, außer wegrennen, nur würde mir das wahrscheinlich nicht viel bringen, denn er würde mich bestimmt nach wenigen Sekunden schon eingeholt haben.

,, Rose!" Ich schrecke zusammen und schaue zu meinem Freund, dem Vater von dem Kind, welches in mir heran wächst. ,, Hm?" ,, Was ist passiert? Und lüg mich nicht an!", ermahnt er mich. Ok, gut. Sag es einfach, ganz schnell. So schwer kann es doch nicht sein, ein paar Wörtchen von sich zu geben, die die ganze Situation gerade beschreiben. Doch ist es! Es ist verdammt schwer. Tief Luft holen. ,, Gut. Vor zwei Tagen ging es mir nicht besonders gut, dachte aber ich würde einfach nur krank werden. Kyra hat mich dabei erwischt, wie ich mich übergebe und wir sind daraufhin zur Krankenstation gegangen.", erkläre ich. Gott, warum rede ich so um den heißen Brei herum, dadurch wird es nicht einfacher. ,, Warum fällt es dir so schwer, mit mir zu reden? Ich dachte wir können uns vertrauen.", sagt er sanft und geht nun auf mich zu. ,, Ich vertraue dir, nur ist es nicht einfach für mich, weil ich nicht weiß, wie du reagieren wirst und davor habe ich Angst." ,, Hey.." Vor mir bleibt er stehen und legt seine Hände auf meine Hüften. Dieser Körperkontakt macht es auch nicht viel besser. ,, Du brauchst keine Angst zu haben. Ich liebe dich." ,, Ich liebe dich auch... nur bitte stell ich dich etwas von mir weg. Ich kann sonst nicht klar denken, wenn du so nah an mir bist." Auf meine Aussage hin grinst er und entfernt sich von mir, was mich von dem Gedanken ihn küssen zu wollen, abbringt. ,, Also... auf der Krankenstation hat sich eine Vermutung von Krya bestätigt. Es hat sich herausgestellt, dass ich nicht krank bin. Nur hat sich bestätigt, dass ich in den nächsten Woche und auch Monaten unter Rückenschmerzen, Müdigkeit, Übelkeit und Fressattacken leiden werde." Hoffentlich versteht er meine Anspielung, denn irgendwie traue ich es mich nicht es auszusprechen. Nach ein paar Sekunden des Wartens auf eine Reaktion in seinem Gesicht, welche nicht vorhanden ist, zwinge ich mich dazu es auszusprechen. Eric ist doch gebürtiger Ken, ein bisschen Intelligenz muss er doch in sich tragen, um das zu verstehen. ,, Ich bin schwanger.", sage ich schlussendlich. Erstaunlich wie schnell sich die Emotionen in seinem Gesicht verändern. Erschrocken, glücklich,panisch und schlussendlich wieder erschrocken.

Nur beruhigt mich nichts davon, vor allem nicht sein Schweigen. Das macht mich nur noch nervöser. ,, Bitte sag etwas.", flehe ich. ,, Ich... ich weiß nicht was ich dazu sagen soll.", stottert er. ,, Irgendetwas muss es doch zu sagen geben. Irgendetwas. Schrei mich an, wenn es sein muss. Nur bitte lass mich wissen, wie du dich fühlst." ,, Warum wusste es Jai vor mir?" Wow, tolle Worte dazu. Sehr einfühlsam von ihm. ,, Das ist deine einzige Frage? Nicht, wie wir das zusammen überstehen werden oder wie wir es meiner Mutter und den anderen irgendwann erklären werden?", frage ich ungläubig und verschränke meine Arme. ,, Was dachtest du, wie ich mich fühlen werde? Klar bin ich nicht gerade glücklich! Ich weiß nicht ob ich in Panik geraten soll oder nicht! Sowas kann man nicht gerade eben so verarbeiten!" ,, Denkst du es ist einfach für mich?! Mir geht es genau so. Du würdest nur deinen blöden Anführerposten verlieren, während ich alles aufgeben müsste, wenn es jemand, wie Jeanine oder Max, heraus finden wird! Ich müsste die Ferox für immer verlassen, meine Freunde, dich!" Er stellt sich auch vor, dass ich übertrieben glücklich über die momentane Situation bin und gleich einen Freudentanz veranstalten würde. Immerhin ist es mein Leben, was total auf den Kopf gestellt wird. Er muss keinen Menschen neun Monate mit sich rumtragen. Und das ist nur die Zeit, die das Kind im Bauch verbringt, es kommen auch noch die sechzehn Jahre Verantwortung dazu!

,, Eric, ich fühle genau so wie du im Moment, nur schaffe ich das nicht ohne deine volle Unterstützung." Eric antwortet nicht, sondern nimmt einfach nur meine Hände und verschränkt unsere Finger miteinander. Wenigstens irgendein Zeichen, was nicht negativ aussieht. ,, Ich will nur wissen, warum er es vor mir wusste. Auch, warum er so beschissen zu dir war." ,, Wieso ist dir das so unglaublich wichtig?" Keine gute Frage, denn er löst sich von meiner Hand wieder und verschränkt seine Arme. ,, Warum wusste er es zuerst?", stellt er erneut die Frage, ohne auf meine vorher zu reagieren. Er wird sowie so nicht locker lassen, also habe ich wohl oder übel keine andere Wahl. ,, Jai hatte Kyra und mich auf der Krankenstation belauscht. Er ließ mir keine Zeit es zu erklären und ist ausgerastet.", erkläre ich, kurz und knapp. ,, Was heißt ausgerastet?", hakt er nach und sieht mich misstrauisch an. Verdammt. ,, Er hat viel getrunken und hat sich scheiße verhalten." ,, Ist er handgreiflich geworden?", knurrt er. Ich muss es ihm sagen oder vielleicht auch nicht. Er würde total ausrasten und Jai wehtun, was er ja eigentlich verdient hat. Nur würde jeder Verdacht schöpfen. Verdammt Rose, du darfst nicht so lange gar nichts sagen, da weiß er doch sofort bescheid! Während ich mir den Kopf zerschlage, merke ich nicht, wie ich die ganze Zeit über mein Handgelenk fahre, was auch Eric mittlerweile bemerkt hat. Ohne eine Chance ihn noch zu stoppen, greift er nach meinem Handgelenk und schiebt den Ärmel hoch. Als ihm mein lilanes Handgelenk sieht schaut er mich wütend an. ,, Wieso sagst du mir sowas nicht?", brummt er. ,, Ich hielt es nicht für erwähnenswert." Es kann sein, dass das vielleicht nicht die ganze Wahrheit ist. Klar hielt ich es für erwähnenswert, nur wollte ich einen unnötigen Aufstand verhindern. ,, Ich werde ihm sein gefälliges Grinsen aus seiner Visage prügeln." ,, Nein!" Eric schaut mich ungläubig an. An seiner Stelle würde ich auch so reagieren. ,, Nicht, weil ich ihn schützen möchte. Er ist es nicht wert. Wenn du das durchziehst, werden Leute anfangen Fragen zu stellen, warum du das getan hast... es ist besser, wenn wir ihm aus dem Weg gehen.", erkläre ich so gut es geht. Eric zögert zunächst, doch lässt dann mein Handgelenk wieder los. ,, Danke.", hauche ich mit einem dankenden Lächeln und lege meine Hand auf seinen Nacken.

Ich muss anfangen zu grinsen, als er wieder seine Hände an meine Hüften legt und meine Haare hinter meine Ohren klemmt. Wir stehen die ganze Zeit einfach nur da und schauen uns in die Augen. Irgendwie vergessen wir, dass wir mitten in einem Gang stehen. Ab jetzt wird alles noch viel mehr kompliziert und das verstecken wird noch schwieriger. Doch ich hoffe das sich das Versteckspiel lohnt und es nicht umsonst ist. ,, Wie geht es jetzt weiter?", flüstert er. Das ist eine gute Frage, auf die ich nicht wirklich eine Antwort habe. ,, Keine Ahnung. Wir versuchen einfach all das durchzustehen..." ,, ...Zusammen.", fügt er zu meinem Satz hinzu, woraufhin ich ihn küsse. Eric zieht mich näher an sich und ich ihn weiter zu mir runter. Wenn ich ihn küsse fühle ich mich so geborgen, beschützt und in meinem Bauch spielt sich ein großes Feuerwerk ab. Es ist einfach ein unglaubliches Gefühl, auch wenn es nicht das erste mal ist, dass sich unsere Lippen berühren. Etwas schwer atmend, lösen wir uns voneinander. ,, Wenn es hart auf hart kommt, werde ich nicht von deiner Seite weichen. Ich werde alles geben um dich zu schützen." Ich glaube ich habe Eric Coulter, bis ins kleinste Detail weich gekriegt. ,, Ich kann auch selber auf mich aufpassen. Immerhin bin ich vierte in der ersten Phase geworden. Nur weil ich ein Mädchen bin, heißt das nicht, dass ich nicht für mich selber sorgen kann.", schmunzel ich.

Eines Tages werde ich zu diesen Momenten zurückblicken und merke, dass sich das Kämpfen, Weinen, der Schmerz und das ewige Verstecken gelohnt hat...

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shattered souls// Eric FF//Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt