Die fünfte Angst

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Es sind schon wieder einige Tage, um genauer zu sein 12 Tage, vergangen. Wir befinden uns in der vierten  Woche, der zweiten Phase und ich schlage mich immer noch ganz gut. Ich habe gelernt in den Simulationen so zu handeln, wie es eine Ferox tun würde, wie es mir Tori gesagt hat. Klar gab es manchmal noch ein paar Ausrutscher, aber ich habe mich einfach durchgeschlagen. Auch die anderen werden immer besser, bis auf Helen. Irgendwie machen wir uns Sorgen, denn sie kommt nicht regelmäßig zum Training, weshalb sie immer weiter runterrutscht.Sie sagt, dass sie zu viel Angst vor den Simulationen und vor der Zukunft hat, aber deshalb tun wir das ja. Wir müssen uns unseren Ängsten stellen, nur so kommen wir weiter im Leben. Ich hasse mich dafür, dass zu sagen, vor allem weil Helen eine Freundin ist, aber Feigheit passt hier nicht her...

Heute trainieren wir, wie die letzten Tage, in unserer Angstlandschaft. Bis jetzt habe ich nur vier meiner Ängste kennen gelernt und diese waren mir schon vor den Simulationen bewusst. Um so mehr habe ich Angst, welche die fünfte sein wird. Eric hat gesagt, dass unsere Ängste in einer Reihenfolge aufgestellt sind. Die erste, ist deine kleinste Angst und die letzte deine größte. Sie befindet sich in der Tiefe deiner Psyche. Ich bin mir sicher, dass man viele seiner Ängste loswerden kann, aber diese wird man nicht so einfach oder gar nicht los. Trotzdem bin ich bereit mich ihr zu stellen, auch wenn ich keine Ahnung habe, was auf mich zukommen wird, ich muss stark sein. Heute führt Eric das Training mit uns durch,weshalb ich irgendwie froh, aber auch ängstlich bin. Ich bin froh, weil ich mich dann nicht so alleine fühle. Klar bin ich auch nicht alleine, wenn Four da ist, aber mit Eric ist es etwas anderes. Ich fühle mich dann wohler und bin nicht so verkrampft, auch wenn er nichts von meinem "Gendefekt" weiß. Und ich bin ängstlich, weil ich nicht schwach vor ihm wirken möchte. Ja das klingt scheiße, weil ich ihm eigentlich vertrauen sollte, aber ich hab es eigentlich noch nie gemocht Schwäche vor anderen zu zeigen...

Ich bin sowas von müde, denn ich habe mega schlecht geschlafen. Jede Sekunde habe ich das Gefühl einzuschlafen. Ein paar Sekunden die Augen zu machen, schadet keinem, vor allem nicht mir. ,, Rose.", sagt auf einmal eine bekannte Stimme. Etwas verpeilt mache ich meine Augen auf und sehe, dass Eric mich erwartungsvoll ansieht. ,, Heute noch Initiantin", sagt er kalt. Ouch, Initiantin. Ich stehe also auf und laufe mit verschränkten Armen an Eric vorbei. Kann sein, dass ich vielleicht auch ein wenig schlecht gelaunt bin. Dank unseren Betten habe ich totale Rückenschmerzen, obwohl selbst Erics Matratze nichts daran ändern konnte. Plus, mir ist auch noch seit heute morgen total schlecht, also will ich das ganz schnell hinter mich bringen, mir ein Schokokuchenstück klauen und mich vielleicht in Erics Wohnung zurückziehen. Ich könnte seine Badewanne mal ausprobieren.Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, als Eric sich räuspert. Er steht bereits mit der Spritze in seiner Hand vor mir weshalb ich mich zurücklehne. Er muss meinen genervten Blick gesehen haben, denn er schaut mich skeptisch an. ,, Alles okay mit dir? Du wirkst gereizt." ,, Mhm.", gebe ich nur von mir und schließe schon mal meine Augen. Bla, bla, bla. Ich bekomme das Serum gespritzt, mir wird schwindelig, bis ich komplett wegtrete. Ich glaube davon muss ich nicht jedes mal ausführlich erzählen, denn es passiert schließlich jedes mal das selbe...

Simulation:

Diesmal befinde ich mich bei den Ken, in meinem alten zu Hause, bloß sind alle Möbel verschwunden. Alles ist leer geräumt. Ich versuche die anderen Türen auf zumachen, doch sie sind alle abgeschlossen. Ich laufe zum Fenster und sehe, dass draußen kein einziger Mensch zu sehen ist, es fahren auch keine Züge. Alles ist toten still. ,, Rose..." Ich schrecke auf und drehe mich ruckartig um. Meine Mutter steht ein Meter ungefähr vor mir, mit ihren Armen erschränkt und ihrem kalten Blick, den sie so gut, wie nichts anderes beherrscht. ,, Was machst du hier?", frage ich, woraufhin sie schmunzeln muss. Was soll das? Ich habe keine Angst vor meiner Mutter, vor Jeanine. Ich DARF keine Angst vor ihr haben. ,, Du bist keine Ferox und das wirst du auch nie sein. Du bist schwach, richtest nur Chaos an und das wird sich auch nie ändern.", faucht sie und umkreist mich. Ich schließe meine Augen, das ist nicht real, sie kann mir nichts antun. ,, Du hast sogar Angst, mir in die Augen zu sehn." Das hättest du wohl gerne. Ich öffne die Augen und erschrecke, als ich sehe, dass sie sich vervielfacht hat und sie jetzt mehrmals um mich herum steht. ,, Deine Freunde haben nur Mitleid mit dir.", hallt es durch den Raum. Ich balle meine Hände zu fäusten und meine Atmung verschnellert sich. Hör nicht darauf, was sie sagt! Sie versucht dich nur klein zu kriegen. Eine der vielen Jeanines läuft langsam auf mich zu. ,, Fängst etwas mit dem Anführer an, der dich sowie so niemals lieben wird." Tränen sammeln sich in meinen Augen und ich beiße mir auf meine Lippen. Jetzt steht sie genau vor mir und schaut mich arrogant an. Ohne wirklich reagieren zu können liege ich auf dem Boden. Meine Wande durchfährt ein stechender Schmerz, sie hat mich geschlagen. Ich versuche mich aufzuraffen, doch ich werde von den anderen Jeanines runtergedrückt. Ich will hier weg, sie soll mich in Ruhe lassen. Die noch stehende Jeanine hält ein Messer in der Hand. Mir kommen die Bilder von damals wieder ins Gedächtnis und jetzt bekomme ich Panik. ,, Ich war noch nie eine gute Schützin, deswegen bist du noch am Leben. Niemand braucht dich, also bist du sowie überflüssig." Jetzt reichts mir! Ich reiße mich von den anderen los, stürtze mich auf Jeanine und reiße das Messer aus ihrer Hand. Ich sitze auf ihrem Bauch und halte ihr das Messer an den Hals. Mein ganzer Körper zittert vor Wut. Was tu ich hier? Das... das ist nicht real. Ich schließe ganz fest meine Augen. Sie soll einfach verschwinden, jetzt sofort!  Als ich meine Augen öffne ist sie wieder verschwunden und alles wird schwarz um mich herum...

Schwer atmend schrecke ich auf und streiche mir über meine ,mit Schweißperlen bedeckte, Stirn. Ich schaue panisch um mich und will aufstehen, doch Eric hält mich mit seinen beiden Armen zurück. ,, Rose, ganz ruhig.", versucht er auf mich einzureden. Ich versuche meine Atmung zu verlangsamen und schließe meine Augen. Diese Angst war anders, als alle anderen. Diese hat sich verdammt echt angefühlt. ,, Hey, Rose. Du bist wieder hier." Eric zieht mich zu sich in die Arme, woraufhin ich mich fest an ihn kralle. Er streicht mir beruhigend über den Rücken, was auch starke Wirkung auf mich hat. ,, Es hat sich so real angefühlt.", nuschel ich in seinen Pulli. ,, Ja, aber in Wirklichkeit, warst du die ganze Zeit über hier." Ich löse mich von ihm und lächel ihn dankend an. Oh gott, ist mir gerade warm und schlecht. Ich muss aus diesem Raum raus. Wahrscheinlich bin ich gerade kreidebleich. ,, Ich muss hier weg.", krächze ich und stehe auf. ,, Ist alles in Ordnung?", fragt Eric besorgt und verschränkt seine Arme. ,, Ja, ich besuch dich später." Ich laufe schnell, naja eher gesagt ich renne aus dem Raum raus und versuche nicht direkt auf den Boden zu kotzen.

Kaum bin ich bei den Klos im Schafraum beuge ich mich über die Kloschüssel und naja, übergeben mich. Toll, jetzt werde ich auch noch krank, darauf freue ich mich natürlich sehr. ,,Rose?", fragt eine besorgte Stimme. Ich drücke schnell die Spülung und versuche ich mich aufzurackern. ,, Mir gehts gut keine Sorge.", murmel ich, ohne wirklich zu gucken, wer mich angesprochen hat. Ich will mich einfach nur hinlegen und schlafen, morgen wird wieder alles gut. Also schleife ich zu meiner Pritsche, auf der ich mich dann verkauere. ,, Das sieht aber nicht so aus.", sagt er die Person, welche mir anscheinend gefolgt ist. Ich setze mich leicht auf und schaue in das Gesicht der Person. Es ist Kyra. Sie sitzt auf dem Bett neben mir und schaut mich besorgt an. ,, Ich hab bestimmt nur das falsche gegessen, hab mir den Magen verdorben oder so.", krächze ich. Das einzige, was ich jetzt will ist zu schlafen und das lange. Ich hab nicht gerade Lust auf viel Action oder was anderes. Ich lasse mich wieder mit meinem Oberkörper nach hinten auf mein ,,Kissen" fallen und schließe meine Augen. Doch diese öffne ich wieder sofort, als ich merke, dass sich meine Matratze senkt. Sie sitzt jetzt auf meiner Bettkante und hat ihre Hand auf meinen Arm gelegt. ,, Welche Beschwerden hast du denn so?", fragt sie vorsichtig. Viele. Muss ich reden? Ich bin total müde und will nur schlafen, also lasst mich doch alle in Ruhe, bitte! Trotzdem will ich nicht zickig zu Kyra sein, also seufze ich und setze mich in einen Schneidersitz vor sie. ,, Mir ist nicht nur den ganzen Tag schlecht, dank diesen tollen Matratzen habe ich auch noch Rückenschmerzen und bin auch den ganzen Tag so müde.", ich mache eine kurze Pause und streiche mir über die Stirn. ,, Es ist einfach ein mieser Tag, der geht vorbei!" Kyra sagt nichts. Sie sitzt einfach nur da und ist am überlegen, bis sie mich auf einmal unsicher und besorgt ansieht. ,, Was?", frage ich irritiert. ,, Ich bin mir da nicht so sicher, ob es wirklich eine Magendarmgrippe oder so ist..."

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shattered souls// Eric FF//Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt