Reden

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Es ist komisch auf einmal so viel Freizeit zu haben. Noch vor ein paar Tagen, hatten wir Training von Morgens bis Abends und jetzt haben wir vom ,,Training" her nur ein paar Minuten. Davor sitzen wir ja einfach nur rum und warten, dass wir aufgerufen werden. Keine Ahnung, wie lange ich warten musste. Auf jedenfall, bin ich jetzt schon fertig, obwohl es noch nicht einmal Mittagessen gab.
Keine Ahnung, wo die anderen sind, denn Kyra und Peter sind die einzigen , die vor mir fertig wurden.

Etwas orientierungslos laufe ich durch die Gänge. Mir ist es eigentlich egal, wo ich lande. Ich muss einfach laufen. Der Gedanke, dass ich jetzt die nächsten Wochen mich eigentlich nur mit meinen Ängsten beschäftigen werde, lässt mich erschaudern. Wollen die etwas, dass wir nach der Initiation ein komplettes Wrack sind?
Irgendwie habe ich Angst, vor dem was passieren wird. Ich kann mir gut vorstellen, dass Eric zu seiner Meinungen und seinen Idealen steht und keiner so leicht etwas daran ändern kann. Er wird es zulassen, dass hunderte Menschen sterben werden.
Noch mehr Angst macht mir der Gedanke, nichts dagegen tun zu können. Was soll ich schon großartig machen? Eric ändern? Man ist ziemlich naiv, wenn man versucht Leute, wie Eric zu ändern. Mit Jeannine reden? Auf keinen Fall. Die wird ihre Meinung erst recht nicht ändern. Es wird allgemein nicht helfen mit irgendjemandem zu reden. Ich habe das Gefühl, dass jeder hier ein totaler Sturrkopf ist. Keiner lässt sich die Meinung eines anderen gefallen.

Ein paar Stunden später

In den letzten Stunden ist eigentlich wenig passiert. Ich bin mit Peter und Kyra zu Tori ins Tattoostudio gegangen, weil beide noch unbedingt ein Tattoo haben wollten. Aber ich hab mich nur daneben gesetzt, zugeguckt und mich mit Tori unterhalten. Und wir sind zusammen zum Abendessen gegangen. Ich weiß ein seht spannender Tag, aber ich. glaube wirklich spannend wird das Gespräch mit Eric. Wehe ich komme dahin und er erwartet von mir, dass ich anfangen. Das kann er vergessen. Er hat nach einem Gespräch gefordert, also soll er auch anfangen.

Meinen Freunden hab ich gesagt, dass ich mich mit Eric treffe, aber nicht um mich mit ihm auszusprechen. Das Detail hab ich wieder ausgelassen.

Ich laufe also den Weg zum Netz. Es wird immer ruhiger in den Gängen, man kann nur noch ein bisschen Musik aus der Grube hören. Es laufen auch nicht mehr so viele Leute hier lang, denn die meisten sind wahrscheinlich schon in den Wohnungen verschwunden.
Ich komme um punkt sieben am Netz an, doch von Eric ist keine Spur zu sehen. Vielleicht ist er noch in einem Gespräch verwickelt oder muss noch schnell was klären.
Also warte ich. Und ich warte und warte. Nach zwanzig Minuten elendigen Warten gebe ich es auf. Anscheinend ist ihm das nicht so wichtig, wie gedacht. Hätte ich mir denken müssen.
Doch gerade als ich wieder gehen will, legt jemand seine Hand auf meine Schulter. Ich drehe mich perplex um und sehe einen total nach Luft schnappenden Eric. Und ich dachte seine Kondition ist so gut, dass er zich Stunden durch laufen könnte und er würde nicht aus der Puste sein. ,, Es tut mir leid.... ich wurde aufgehalten.", röchelt er und versucht sich einzukriegen. ,, Das lange Warten hat zwar genervt, aber nicht schlimm. Komm erstmal zur Ruhe.", erkläre ich. Seine Atmung wird immer langsamer und gleichmäßiger. Als er sich wieder komplett gefasst hat, ergreife ich wieder das Wort. ,,Du wolltest reden, also rede." ,,Mir tut es leid. Es war ein so schöner Morgen und ich hab es kaputt gemacht. Aber ich weiß, dass es nicht das einzige ist, weshalb du wütend bist." Blitzmerker. Bevor er weiter spricht schaut er sich um. ,, Und ich weiß auch, dass dir die Altruan-Sache ganz und gar nicht gefällt und das ich es unterstütze." ,, Eric du musst nicht unsere Gespräche protokolieren. Außerdem, egal welche Argumente du aufbringen wirst, ich werde meine Meinung nicht ändern und ich werde mich auch nicht in deiner Wohnung oder sonst wo in der Zeit einsperren lassen!" ,, Ich werde dabei nicht helfen." Warte was? Hat er gerade gesagt, dass er nicht mithelfen wird? Woher auf einmal der Sinneswandel. ,,Warum?", frage ich etwas schockiert, woraufhin er grinsen muss. ,, Ich dachte es würde dich freuen und nicht schockieren." Ja, es freut mich auch ja, aber woher auf einmal der Sinneswandel? Anscheinend habe ich einen sehr guten Einfluss auf Menschen. Schulterklopfer an mich selbst! Ich gebe ihm ein Handzeichen, dass er weiter reden soll. ,,Ich hab erkannt, dass es mir nichts bringen wird, zu versuchen deine Meinung zu ändern. Doch wenn ich nichts zu tue gehe ich das Risiko ein dich zu verlieren." Oh mein Gott ist das gerade süß, aber gruselig. Wie es aussieht hab ich den Eisblock Eric zum schmelzen gebracht. ,, Und wie gedenkst du vorzugehen? Wir können ja nicht einfach rausspazieren, ohne das es jemand bemerkt." Eric denkt kurz nach, bevor er dann sagt:,, Ich lass mir noch was einfallen." Ich gehe einen Schritt auf ihn zu und schlinge meine Arme um seinen Nacken. Mir entweicht ein kleines Lächeln, wie ihm auch. ,, Danke", hauche ich und gebe ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen. ,, Ich bin froh, dass das geklärt ist.", flüstert er. ,, Ich auch", flüstere ich ebenfalls. Keine Ahnung warum wir das machen. Seine Hände wandern zu meiner Taille und ziehen mich näher an ihn ran.

Es ist zwar etwas gefährlich, denn es könnte einfach zu jeder Zeit jemand hier lang laufen, aber das ist mir gerade sowas von egal, denn das einzige was ich gerade will, ist in Erics Augen für Stunden zu starren. Wie kann jemand nur so verdammt schöne Augen haben? ,, Du starrst.", schmunzelt Eric und befreit mich aus meiner Starre. Etwas schüchtern gehe ich eine Stück zurück, doch Erics Hände bleiben immer noch da, wo er sie hingelegt hat. Ups, erwischt. ,, Willst du noch zu mir kommen?", fragt Eric mich und grinst mich an. Klar ist es eine große Verlockung wieder in einem bquemen Bett die Nacht zu verbringen, aber ich glaube ich sollte mich daran nicht zu sehr gewöhnen. ,, Eigentlich gerne, aber ich denke es ist besser, wenn ich im Schlafsaal wieder schlafe." Er nickt verständnisvoll. ,, Bevor noch jemand Verdacht schöpft."  Genau, denn ich habe keinen Bock kurz vorm Ende der Initiation Fraktionslos zu werden. Warte mal, gucktEric gerade ein bisschen traurig? Er überrascht mich immer und immer wieder. Ich lege eine Hand an seine Wange und lächle ihm zu. ,, Glaub mir, ich würde gerne mitkommen, aber es ist zu riskant. Vor allem, wenn ich Four wieder begegne.", schmunzel ich. ,, Also, bis morgen."

Bevor ich gehen kann, hält mich Eric noch an der Hand fest und zieht mich zurück. Seine Hände ruhen wieder auf meiner Hüfte und halten mich ganz nah an ihn dran. Er hat sein verschmitztes Grinsen aufgesetzt. ,, Verabschiedet man sich so von dem Anführer?", haucht er. Auch mir entweicht ein Grinsen und lege wieder meine Hände an seinen Nacken. ,, Das tut mir leid." Ich komme seinem Gesicht immer näher und näher. Ich weiß, es hört sich kitschig an, aber zwischen uns hätte kein Blatt mehr gepasst. Doch kurz bevor sich unsere Lippen berühren löse ich mich aus seinem Griff und gehe schnell weg von ihm. Triumphierend laufe ich weg und lasse einen perplexen Eric zurück. ,, Was soll das?!", ruft er mir noch hinter her, doch ich drehe mich nur leicht um und zucke unschuldig mit den Achseln. ,, Das bekommst du zurück!", ruft Eric lachend. Das werden wir ja sehen. Grinsend über meinen Sieg laufe ich in Richtung Schlafsaal. Mir ist klar, dass ich das zurück bekommen werde, aber es fühlt sich gerade im Moment sehr gut an.

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shattered souls// Eric FF//Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt