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Jongdae POV

Es ist noch nicht sehr spät, doch draußen ist es bereits schon dunkel. Das einzige was die Straßen dieser kleinen Stadt erhellt, sind die Lichter der Laternen und der Autos. Eigentlich mag ich den Winter. Ich liebe es nach draußen zu gehen und die weiße Landschaft zu betrachten. Den unberührten Schnee, der im Licht anfängt zu glitzert und die kleinen Schneeflocken, die leise vom himmeln fallen. Doch davon sieht man zurzeit nichts mehr, da der Winter sich langsam zum Ende neigt. Der Schnee ist bereits schon geschmolzen und die Landschaft sieht nur noch trüb und grau aus. Überall wo man hinsieht ist es grau, keine Spur von Farbe, von Lebensfreude. Dieses grau in grau, zusammen mit der ständigen Dunkelheit, die ein von morgens bis Abend verfolgt übt eine sich depressiv auf einem aus. Aber noch viel schlimmer ist die eisige Kälte, zwar ist es mittlerweile schon viel wärmer als vor ein paar Wochen, doch durch die Nässe fühlt es sich viel Kälter an. Es ist ein unausstehliches Gefühl in dieser kalten Nässe zu stehen und diesen stürmischen Wind um sich zu spüren. Mir blieb aber nichts anders übrig. Es ist meine eigene Schuld, den ich bin fast über 10 Minuten früher gekommen und muss dementsprechend solange in der Kälte auf Dr. Kim warten.

Meine Hände verstecke ich in meinen Jackentaschen und vergrabe mein Gesicht in meinem Schal. Immer wieder hüpfe ich von einem Bein auf das andere und hoffe einfach darauf, das der Arzt gleich kommt. Dieser ließ auch nicht mehr lange auf sich warten, denn keine zwei Minuten später sehe ich eine gestallt auf mich zukommen. Je näher mir diese Person kam, desto besser erkenne ich sie langsam.

,, Guten Abend" vor mir bleibt der Arzt lächelt stehen. Das er lächelt kann ich aber nur grob erkennen, den er ist genauso in warmer Kleidung eingepackt wie ich.
,, Guten Abend Dr. Kim" gebe ich fröhlich von mir. ,, Sagen Sie, was halten Sie davon wenn wir uns Duzen, schließlich sind wir Privat und nicht Beruflich unterwegs?" Erst bin ich leicht überraschst über seine Frage, aber er hat auch recht. Duzen wäre in dieser Situation sehr angebracht. Das Siezen könnte auf Dauer an diesem Abend komisch wirken und es lässt uns auch wie fremde erscheinen, was wir nicht mehr wirklich sind. ,, Sehr gerne. Mein Name ist Jongdae" freundlich schüttle ich ihm die Hand und er stellt sich drauf mit seinem Namen vor. Dann entscheiden wir uns dieser Kälte zu entfliehen und flüchten ins warme Kino. Beide holen wir uns noch Snacks und jeweils ein Getränk und betreten dann den Kinosaal. Wie erwartet ist der Saal gut gefüllt und so gleicht es fast einer Herausforderung, als wir uns durch die Gänge der sitze schlängeln müssen. Erleichtert das wie endlich unsere sitzen gefunden haben, lassen wir uns fast gleichzeitig in die Sitze plumpsen. ,,Danke übrigens, dass Sie...ähhh ich meine du noch so kurzfristig seit hattest." über meinen Fehler müssen wir beide schmunzeln. ,,Ach ich hatte sowieso nichts vor. Außer einen weiteren Abend mit toten um mich herum, oder einen Abend alleine auf dem Sofa als Couchpotato mit einem Buch verpasse ich nichts."

Bis zur Werbung und auch während der Werbung reden und lachen wir durchgehend. Erst als die Werbung verstummt und der Film anfängt, verstummen auch wir. Der Kinosaal wird dunkel und auf der Leinwand erscheint der Titel. Die Musik fängt ebenfalls an und durchflutete den ganzen Raum.

Ich starre förmlich die ganzen zwei Stunden auf die Leinwand, beobachte alles ganz genau und lasse mich von der Story fesseln. Auch Minseok sieht gespannt zu was auf der Leinwand passiert. Erst als das Licht in den Saal wieder angeht können wir unsere Augen von der Leinwand trennen. Vorerst bleiben wir sitzen und warten darauf das der Kinosaal sich leert. Dann verlassen auch wir stillschweigend den Saal und fangen erst draußen wieder an zu reden. ,, Noch Lust etwas Essen zu gehen?" frage ich Minseok, da ich merke wie mein Bauch sich auch langsam zu Worte meldet.
,, Ja klar warum denn nicht." Da wir nicht wissen wo wir essen sollen, haben wir uns entscheiden einfach die Straßen entlang zu gehen und zu hoffen bald einen Essensstand oder Restaurant zu finden. Die Straßen sind nicht sehr voll zu dieser Zeit, in dieser Stadt aber nichts ungewöhnliches mehr. Abends wirkt diese Stadt wie ausgestorben. Nur noch einzelne Erwachsen und Jugendliche laufen hier herum.

Während wir die Wege entlang gehen unterhalten Minseok und ich uns. Erst nur über den Film, später auch über vieles andere. Das Minseok schon 28 ist und damit zwei Jahre älter als ich, ist einer der Dinge die ich erfahre. Etwas anders was ich erfahre, das er ebenfalls gerne ließt. Dadurch sind wir auch auf das Thema Harry Potter gekommen.
,,.....Ich bin eindeutig Gryffindor und dich schätze ich als Ravenclaw ein." ,, Warum Ravenclaw?" mit hochgezogenen schaut mich Minseok erwartend an. ,, Weil du sehr schlau bist" ,, Woher willst du wissen das ich schlau bin." ,, Bitte, du bist Rechtsmediziner. Das erklärt alles." ,,Wenn du das sagst." Minseok muss auf meine Aussage hin angefangen zu schmunzeln.

,, Schau mal, da können wir etwas Essen." Minseok neben mir zeigt auf einen Stand an der Straße, zu dem wir auch gleich hingehen. Ich betrete zuerst das Zelt gefolgt von Minseok, der uns aber einen Platz aussucht. Wir sitzen nicht mal zwei Sekunden, da kommt schon jemand und fragt uns was wir haben möchten. Beide bestellen wir uns Ramyun und eine Flasche Soju, auf die wir auch keine fünf Minuten warten müssen. Es ist ein gutes Gefühl wie ich merke das ich mein Bauch langsam mit Essen fühlt. Es ist einwenig scharf, aber das stört mich nicht wirklich. Mein Körper fühlt sich mit der Wärme des Gerichts und ich spüre wie mir immer wärmer in der dicken Jacke wird. Weswegen ich sie öffne und einwenig von meinen Schultern nehme. Auch Minseok wird einwenig Wärmer und nimmt seinen Schal ab um ihn auf seinen Schoß zu legen. Von dem Tisch nehme ich mir die Soju falsche und trinke ein Schluck. Wegen des Alkohols schüttle ich kurz meinen Kopf, seufze dann aber erleichtert aus.

Über eine Stunde ist nun vergangen und wir sitzen nun wieder eng umschlungen mit unseren Wintersachen auf den Stühlen und halten in unseren Händen die Soju Flaschen. Das es nicht nur bei einer bleibt war klar, doch wie viel wir schon getrunken haben weiß ich nicht. Ich spüre den Alkohol auch schon einwenig, aber ich bin immer noch im Stande klar zudenken.

,, Und wie sieht es Privat aus? Hast du eine Freundin? oder einen Freund?" ,, Nein beides nicht. Ich lebe das Leben eines glücklichen Singles" gebe ich lachend von mir um Minseoks frage zu beantworten. ,, Und was ist mit dir?" ,, Nop. Ist vielleicht auch ganz gut so." sagt Minseok bevor er erneut die Soju Flasche an seinen Mund anlegt und ein schluckt trinkt. ,, Scheint also hättest du nicht wirklich gute Erfahrungen gemacht mit Beziehungen."
,, Hätte ich mit Beziehungen gute Erfahrungen gemacht, dann wäre ich jetzt nicht Single." lachend stimme ich ihm zu, den irgend wie hatte er recht. ,, Erzähl mir von deinen gescheiterten Beziehungen." ,, Mmh, da gibt es nicht viel zu sagen. Entweder sind sie vor mir geflüchtet oder ich vor ihnen. Es sollte wohl einfach nicht sein. Wir haben nie irgend wie zusammen gepasst.....aber das jetzt auch egal. Woran sind deine Beziehungen gescheitert?"
Nachdenklich schaue ich ihn meine Flasche aus der ich soeben den letzten Schluck getrunken haben und stelle sie auf den Tisch. Dann sehe ich wieder zu dem älteren und beantworte seine Frage:,, puh... lass mich nachdenken. Meine erste Beziehung war noch nicht bereit für eine wirklich lange Beziehung und hat deshalb Schluss gemacht. Meine zweite Beziehung habe ich verlassen, da wir nicht zusammenpassten. Nummer drei ging zu Bruch auf Grund der Sexualität und Nummer vier hat mich für einen anderen Verlassen. Dazwischen hatte ich nur kurze Beziehungen, die nicht wirklich von Bedeutung waren und nach kurzer Zeit wieder zu Bruch gegangen sind. Also meine Beziehungen waren auch nie von Erfolg." ,, Da haben wir ja noch eine Sache die wir gemeinsam haben..." fängt Minseok an zu schmunzeln,, meinst du die, das wir beide unfähig für eine Beziehung sind?" ,, Genau die meine ich." Ich weiß nicht woran es liegt, aber mit der Zeit werden wir immer offener zueinander. Persönlich würde ich sagen, das es an dem Alkohol liegt. Denn davon soll man ja angeblich offener werden und die Wahrheit sagen. Das wir nämlich nicht mehr ganz nüchtern sind, sieht sogar ein Blinder.
Aus diesen Grund entscheiden wir uns auch dazu langsam zu gehen. Eigentlich hält es Minseok für eine gute Idee zu gehen, bevor wir uns noch mehr betrinken und etwas passiert. Ich stimme ihm einfach nur zu.
Wir zahlen und verlassen gleich darauf das Zelt.

,, Der Abend war wirklich Lustig." gibt der ältere von sich. ,, Das stimmt. Vielleicht wiederholen wir das mal wieder." Minseok nickt nur mit dem Kopf und will gerade gehen, da halte ich ihn auf, weil mir noch etwas eingefallen ist. Nachdem ich sein Namen gerufen habe, dreht sich der Koreaner um und sieht mich fragend an. ,, Wäre es nicht praktisch wenn wir endlich mal unsere Nummer tauschen. Schließlich brauchen wir die auch Beruflich." Ich sehe wie bei dem schwarzhaarigen ein Licht aufgeht und er gleich darauf sein Handy aus seiner Jackentasche fischt. Schnell tauschen wir unsere Nummer, bevor wir uns dann endgültig verabschieden und jeder seinen Weg geht.

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13.03.2018

The strangler of South Korea ||| XiuchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt