"Hört auf mich so anzustarren!" fauche ich und schmeiße die Briefe von meinem Bett.
Vor drei Wochen kamen Matteos Briefe an mich an. Ich habe sie bisher nicht geöffnet. Ich hab einfach Angst. Was wenn ich ihm Unrecht getan habe? Wir hatten keinen Kontakt mehr, seit unserem 'Abschlussgespräch'. Lucia scheint besser damit klarzukommen als ich, jedenfalls lässt sie sich nicht so sehr anmerken, das es ihr nicht gut geht.
Ich weiß, das sie ihn vermisst. Ich kann nicht nachvollziehen wie sie sich fühlt, aber natürlich fehlt was, wenn man nur bei einem Elternteil aufwächst. Es ist schrecklich, das ich ihr nicht irgendwie helfen kann. Aber ich kann ja nicht mal mir selbst helfen.
Ich trinke mein Glas Wein leer und hebe die Briefe wieder auf. Dann sortiere ich die Briefe nach dem Datum und reiße den ersten auf. Ich brauche Gewissheit, ich werde noch bekloppt.
Ich hole das Stück Papier raus und falte es auf, ehe ich beginne zu lesen.
Liebste Ámbar,
Keine Ahnung, wie ich beginnen soll...
Es tut mir leid. Es tut mir von Herzen Leid. Ich will mich entschuldigen. Ich weiß, ich hab dir wehgetan, ich bin einfach gegangen...aber es musste sein. So konnten wir beide doch nachdenken, oder nicht?
Du hast zwar den Schlussstrich gezogen, aber ich hätte was tun sollen, ich weiß. Nenn mich feige oder einen Blödmann, aber siehst du denn keine Chance mehr mir zu verzeihen?
Ich vermisse dich und ich will dich immernoch in meinem Leben. Es ist hier verdammt einsam ohne dich. Überall sehe ich dich. Manchmal denke ich wirklich du bist mir gefolgt und überraschst mich im Café um die Ecke.
Anstatt die Sonne von L.A zu genießen, sitze ich in meinem kleinen Zimmer und schreibe dir. Da du ja sonstigen Kontakt unterbindest, kann ich dir nur noch diesen Brief schreiben, in der Hoffnung du meldest dich danach wieder. Auf Anrufe reagierst du ja nicht und deine Eltern würden mich ja sowieso abwimmeln.
Ich würde mich wirklich über eine Antwort freuen, selbst ein kurzes "Hey" würde mir den Tag erleichtern. Du glaubst nicht, wie schwer es mir gefallen ist, dich in Buenos Aires zurückzulassen. Am liebsten hätte ich dich einfach in meinen Koffer gepackt und mitgenommen.
Du würdest es hier lieben, das weiß ich. Wer weiß, vielleicht können wir irgendwann mal ein paar Tage hier verbringen. Vielleicht braucht es noch etwas Zeit, aber es könnte doch wieder funktionieren, glaubst du nicht?
Ich hoffe, ich bekomme eine Antwort von dir.
Tausend Küsse,
Dein Matteo.
Der Zettel rutscht in meinen Schoß und ich halte mich krampfhaft zurück zu weinen, obwohl mich der Brief berührt. Wenn ich ihn zu der Zeit bekommen hätte, wer weiß...vielleicht hätte ich geantwortet und hätte ihm von der Schwangerschaft erzählt.
Vielleicht wären wir jetzt ein glückliches Paar und würden hier leben oder in L.A. Aber das Schicksal hat es anders gemeint und vermutlich gab es einen guten Grund, warum die Briefe jetzt erst bei mir sind.
Vorsichtig packe ich den ersten Brief wieder in den Umschlag und widme mich den nächsten Briefen.
Flugtickets, Songtexte und zahlreiche 'Ich Liebe dich' und 'Es tut mir leid'- Sätze.
Ich nehme mir mein Handy und scrolle durch meine Kontakte. Natürlich habe ich Matteo noch nicht gelöscht. Ich konnte es bisher einfach nicht. Ich klammere mich verzweifelt an etwas, was längst nicht mehr da ist. Was erhoffe ich mir überhaupt? Ich hab ihn weggeschickt, also wird er sich wohl kaum nochmal melden.
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New Year's Day
FanfictionÁmbar und Matteo. Sie waren DAS Traumpaar der Schule. Er wollte Sänger werden, sie Tänzerin. Während Matteo sich seinen Traum Schritt für Schritt näherte, wurde Ámbar ausgebremst. Ungewollt Schwanger und das mit 18! Matteo hat sie nie was erzählt, e...