Ersatz

143 13 8
                                    

Kurz vor neun Uhr klingelt es und an der Sprechanlage höre ich dann Matteo. Ich lasse ihn rein und wenige Sekunden später steht er auch schon vor mir. Immerhin hat er sich diesmal an seine Worte gehalten.

"Guten Morgen." 

Lächelnd hält er mir einen Strauß Blumen vor die Nase, den ich an mich nehme und ihn mit einem monotonen "Morgen." hereinlasse.

"Lucia schläft noch, ich will vorher mit dir alleine reden." teile ich Matteo leise mit und er folgt mir in die Küche. Ich schließe die Tür und kurz überlege ich, was ich mit den Blumen tun werde. Ich würde sie am liebsten in eine Vase packen, aber ich bin immernoch sauer auf Matteo. Deswegen schmeiße ich sie einfach in den Müll, was mein Ex mit einem leisen "Autsch." kommentiert.

"Kaffee?" frage ich und halte die Kanne in seine Richtung.

"Gern." 

Ich fülle die Tasse, die ich schon für ihn hingestellt habe, genau wie meine und setze mich dann ihm gegenüber.

"Wie lange bleibst du hier?" konfrontiere ich ihn direkt mit der ersten Frage. Wenn er nur ein paar Wochen hier ist, dann bringt das doch eigentlich wieder nichts.

"Solange wie ihr möchtet."

"Hast du keine Arbeit in L.A?"

"Mein Album kann ich auch hier schreiben. Die Tour ist vorbei und hauptsächlich widme ich mich jetzt einer neuen Platte. Wo ich die schreibe ist völlig egal. Außerdem bist du hier. Wenn du da warst hatte ich immer die besten Ideen."

Grinsend führt er die Tasse an seinen Mund und trinkt einen Schluck. Er hat seinen Charme definitiv nicht verloren. Wäre diese Situation gerade nicht so merkwürdig, dann würde ich sein Lächeln erwidern.

"Und wie wollen wir das mit der Öffentlichkeit regeln? Das ist doch schlechte Publicity für dich, oder?"

"Das ist mir egal. Ich bin hier wegen euch und nicht wegen meiner Karriere. Wenn du es erlaubst und auch Lucia damit einverstanden ist, würde ich gern ein kleines Statement abgeben. Ich will nicht viel verraten, aber das ich eine Tochter habe und um Privatsphäre bitte."

"Und du denkst wir werden dann nicht von irgendwelchen Irren verfolgt?"

"Dafür gibt es keine Garantie, aber es ist besser als ein ewiges Versteckspiel."

"Achja? Du hast dich also nicht heimlich mit Lucia getroffen, damit ich nichts mitbekomme?"

Ich hebe eine Augenbraue und blicke ihn eindringlich an. 

"Es tut mir leid, aber-"

"Hör auf dich ständig zu entschuldigen, das ist nicht mehr glaubhaft." unterbreche ich ihn und er hebt abwehrend die Hände.

"Du hast mich ignoriert und mir keine Möglichkeit gegeben irgendwie mit euch in Kontakt zu treten. Deswegen musste ich das anders lösen. Ich will Lucia in meinem Leben...und dich auch."

"Und warum? Wieso auf einmal? Als ich dich gefragt habe konntest du nicht ja sagen, aber jetzt plötzlich schon?"

"Wie heißt es so schön, man merkt erst was einem fehlt, wenn es nicht mehr da ist? Ich will nicht den gleichen Fehler machen wie bei dir. Ich will für Lucia da sein und versuchen ein halbwegs guter Vater zu werden. Ich will dich unterstützen, egal wie."

"Wieso sollte ich dir jetzt glauben? Du gibst mir tausend Gründe es nicht zu tun." 

"Keine Ahnung, vielleicht weil du eine gute Menschenkenntnis hast und mich gut genug kennst, um zu wissen das ich es ernst meine?"

New Year's DayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt