New Year's Day

Lust über Vernunft

Dieser Idiot. Dieser selbstlose Idiot.

Egal wie oft ich mir seine Worte durchlese, ich würde ihn ohrfeigen dafür, jedes Mal. 

Matteo verliert kein schlechtes Wort über mich, dreht die Geschichte völlig auf den Kopf. Er riskiert seine Karriere für mich. Dieser Mann ist so ein Schwachkopf.

Ich kann an nichts mehr denken, außer an dieses bescheuerte Interview von ihm. 

Es beschäftigt mich schon seit Tagen. Selbst jetzt noch. Wenn ich ihn gleich sehen muss, habe ich keine Ahnung, wie ich reagieren soll. 

Sollte ich das Thema ansprechen?

Besser nicht, ich will nicht in der Nähe von Lucia und den anderen Kindern damit anfangen. 

"Daddy!" reißt die Stimme meiner Tochter mich aus den Gedanken. Matteo hat das Zimmer betreten und sofort stürzt Lucia sich auf ihn. 

Liebevoll schließt er sie in seine Arme. Mein Herz zieht sich bei diesem Anblick zusammen. Wie oft habe ich mir das gewünscht? Ich kann es gar nicht mehr zählen.

Nachdem er Lucia begrüßt hat, gleitet sein Blick zu mir. Ein verschmitztes Lächeln zeichnet sich auf seinen Lippen ab und seinen Kopf neigt er leicht zur Seite. Ich kann diesen Blick nicht standhalten, er macht mich verrückt. 

Stattdessen sorge ich für Ordnung bei den Kindern, sodass wir schnell loslegen können.

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Alle Kinder lieben ihn. Okay, wie könnten sie auch nicht?

Matteo ist zwar streng, scherzt aber immer wieder und sorgt dafür, dass die Kinder auch nach zwei Stunden nicht aufhören wollen zu üben.

Allerdings werden wir nach und nach von den Elternteilen unterbrochen, weswegen wir es für heute belassen.

Lucia verabschiedet sich von Matteo und geht mit mir zum Auto. Dort gebe ich meiner Tochter ihren Rucksack, da sie heute auswärts übernachtet.

"Soll ich sie dir morgen vorbeibringen oder holst du sie ab?" möchte Pedro wissen, während unsere Töchter schon ungeduldig warten.

"Es wäre super lieb, wenn du sie vorbeibringen würdest?"

"Alles klar. Dann bringe ich sie nach dem Mittagessen vorbei."

"Mummy, wir wollen los." quengelt meine Tochter, weswegen ich mich noch schnell von ihr verabschiede und sie dann mit Pedro und Alice geht. Ich gehe um mein Auto herum und steige ein. Als ich mich anschnalle sehe ich Matteo. Dieser steht etwas verloren auf dem Parkplatz. 

Spontan entscheide ich mich dazu, wieder auszusteigen und zu ihm zu gehen.

"Soll ich dich mitnehmen?" frage ich und schmunzelnd hebt er eine Augenbraue.

"Du würdest mich wirklich mitnehmen?"

"Nein, ich biete es dir an und wenn du zusagst renne ich zu meinem Auto und schließe mich ein, damit du nicht einsteigen kannst." antworte ich sarkastisch, was dem Italiener ein Lachen entlockt.

"Das möchte ich sehen, also sage ich zu." 

Mit einem Kopfschütteln gehe ich los und Matteo folgt mir.

"Wo musst du hin?" 

"Lass mich einfach in der Innenstadt raus, ich habe noch ein paar Termine."

Erneut überlege ich, ob ich das Interview ansprechen sollte. Vermutlich würde ich seine Antwort jetzt nicht aushalten, weswegen ich einfach weiter schweige. Die Fahrt über reden wir nicht viel. Trotzdem merke ich, wie Matteo mich die ganze Zeit anschmachtet.