Der Moment

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"Also... Worüber genau wolltest du reden?", fragte Julianne und sah mich erwartungsvoll an.
"Naja... Ich dachte, wir lernen uns noch ein wenig besser kennen, bevor wir solche Dinge tun, die feste Freunde eben so tun!", sagte ich.
Julianne lächelte und nickte.

"Also gut... Was gibt es über mich zu wissen... Ich komme aus Frankreich, ich habe einen großen Bruder und eine sehr verrückte Mutter und in manchen Fällen bin ich das absolut typische Mädchen... Ich weine bei Liebesfilmen, esse gerne Schokolade und mag Jungs, die sehr sensibel sind... In manchen Hinsichten bin ich eben das komplette Gegenteil von Jamie... Physik kann ich nicht ausstehen und Mathe fällt mir schwer, während ich Englisch über alles liebe und wirklich sehr gerne Deutsch mache...", sagte sie.

"Wow... Das ist eine Menge...", sagte ich.
"Ja... Und jetzt bist du dran!", sagte sie.
"Okay... Ich bin nicht gerade der schnellste, wenn es um solche Sachen, wie Liebe geht, das weißt du ja schon... Außerdem liebe ich Kunst und denke gerne nach... Früher dachte ich immer, eine Beziehung wäre nichts für mich, weil ich dann denke, jemanden beschützen zu müssen, aber inzwischen hätte ich nichts mehr dagegen..."

Wir sahen uns in die Augen und schon wieder schwirrte mir diese Frage im Kopf herum.
"Was genau findest du so interessant an mir? Ich bin ein totaler Anfänger in solchen Sachen und habe keine Ahnung von dem allen...", sprach ich den Gedanken aus.

"Weißt du... Als ich auf dieser Party war, habe ich mich total verloren gefühlt so ganz ohne Jamie, aber dann warst du da und du hast mit mir geredet und warst für mich da und hattest keine Vorurteile oder irgendetwas in der Art... Du hast mich so akzeptiert wie ich bin und du hast mir Sicherheit gegeben!", sagte sie

"Es ist für mich immer noch unvorstellbar, wie das alles möglich ist... Ich meine kannst du es glauben? Es ist zu schön um wahr zu sein!", sagte ich
"Ja, das ist es... Das ist ja das tolle daran, dass es fast zu gut ist..."

"Hast du keine Angst, enttäuscht zu werden, wenn du zu glücklich bist?", fragte ich
"Doch, natürlich, aber wenn man immer in Angst lebt, kommt man doch nicht weiter! Manchmal muss man die Chance nutzen, denn sonst geht sie vorüber...", sagte sie.

Ich lächelte: "Ja... Diese Chance muss man wohl nutzen!", sagte ich
Julianne sah mich fragend an und ich legte meine Hand auf ihre Wange.
Langsam kam ich ihr näher und sah noch, wie sie die Augen schloss, bevor ich meine ebenfalls zu machte.

Unsere Lippen berührten sich und ich spürte ihren sanften Atem auf meiner Haut.
Langsam bewegte ich meine Lippen auf ihren und öffnete nach dem Kuss langsam meine Augen wieder.
Juliannes Augen strahlten.

"Du schmeckst nach Honig!", stellte ich fest und schob lächelnd eine Haarsträhne hinter ihr Ohr.
Julianne kicherte: "Ich hab meine Lippen vorher mit Honig eingerieben!", sagte sie.
"Ich liebe Honig!", sagte ich und sah auf ihre Lippen.
"Gut, Das werde ich mir merken!", erwiderte sie.

Ich beugte mich wieder zu ihr und wollte sie erneut küssen, als es plötzlich an der Tür klopfte und ich zurückfuhr.
Julianne räusperte sich, biss sich auf die Lippe und lächelte mich an.

"Ja!", sagte sie und die Türe ging auf.
"Hey. Ich wollte nur sagen, dass ihr euch langsam anziehen solltet, wenn ihr bald loswollt...", sagte ihre Mutter und sah mit einem Grinsen zwischen mir und ihrer Tochter hin und her.
"Ist gut Mama!", sagte Julianne.

Ihre Mutter verschwand mit einem letzten Blick auf unsere Hände, die einander hielten, aus dem Zimmer und schloss die Türe hinter sich.
Julianne sah mich an und lächelte.
"Okay... Ich werde mich dann jetzt umziehen. Wenn du willst kannst du unten ins Badezimmer um dich umzuziehen, ansonsten steht dir natürlich auch mein Zimmer zur Verfügung.", sagte sie.

Ich ließ Juliannes Hand los und sie nahm das Kleid aus ihrem Schrank und verschwand mit einem Lächeln in meine Richtung aus dem Zimmer.
Ich hatte es echt getan... Ich hatte ein Mädchen geküsst... Ich hatte Julianne geküsst...
Meine Freundin!
Ich musste breit lächeln bei dem Gedanken und stand dann beschwingt von ihrem Bett auf, um mich umzuziehen.

Als ich fertig war lief ich zum Badezimmer, um zu sehen, wie weit Julianne war und klopfte an die Tür.
"Bist du es Jake?", fragte sie
"Ja!", antwortete ich
"Du musst mir helfen, komm rein!", sagte sie

Ich drückte die Klinke herunter und öffnete die Tür.
"Ich bekomme diese Schleife einfach nicht hin!", sagte sie verzweifelt und deutete auf das Band an ihrer Hüfte, das zu einer ungelenken Schleife gebunden war.

Ich musterte sie von oben bis unten und lächelte.
"Was ist?", fragte sie, als sie meinen Blick bemerkte,
"Nichts... Ich darf doch wohl meine Freundin anschauen, oder?", sagte ich.

Sie lächelte und ich kam näher zu ihr, um ihr eine Schleife zu binden.
Julianne sah zu, wie ich die Schleife noch zurechtzupfte und lächelte dann.
"Danke!", sagte sie und drehte sich um zum Spiegel.
Sie betrachtete sich darin und wirkte etwas kritisch.
"Keine Sorge. Du siehst wunderschön aus!", sagte ich und schloss von hinten meine Arme um sie.

Sie lächelte mir im Spiegel zu und lehnte sich ein wenig an mich.
Ich schloss die Augen. Das war also so ein Moment...
Ein Moment, in dem alles perfekt war, die Zeit keine Rolle spielte und einfach alles wunderbar war. DIESER Moment eben...
Julianne schien den Moment ebenso zu genießen wie ich.
Ich hörte, wie sie leicht seufzte und spürte dann, wie ihre Finger sanft über meine Hand strichen.

"Was würdest du davon halten, nächste Woche mal zu mir zu kommen?", fragte ich sie leise und öffnete meine Augen wieder.
Julianne sah mich im Spiegel an, lächelte und drehte sich dann zu mir um.
"Du möchtest mich deinen Eltern vorstellen?", fragte sie lächelnd.
"Nur wenn du möchtest natürlich!", fügte ich hinzu.
Julianne quietschte fröhlich und fiel mir um den Hals.

Der Geruch von ihrem Parfum umhüllte mich und ich lächelte zufrieden.
"Sollen wir dann los?", fragte ich sie. Julianne nickte und ließ mich dann langsam los.
"Ja! Auf in den Kampf!", sagte sie.
"Welcher Kampf?", fragte ich belustigt.
"Naja. Viele Leute werden heute Fragen stellen! Wie wir zusammengekommen sind, wie lange wir schon zusammen sind..", sagte sie.

Ich nahm ihre Hand und sah sie an: "Solange du bei mir bist habe ich nichts gegen diesen Kampf!", sagte ich.
Meine Freundin lächelte und nickte: "Dann kann es ja losgehen!"

HerbstgefühleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt